Aktionärstreffen

BASF und SAP planen digitale Hauptversammlungen – was das für Aktionäre und den Mannheimer Rosengarten bedeutet

Die BASF lädt 2025 nicht in den Mannheimer Rosengarten, die SAP nicht in die SAP Arena. Stattdessen gibt es eine rein digitale HV. Es geht um Aktionärsrechte – und ein Millionengeschäft

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Bettina Eschbacher
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5000 BASF-Aktionäre trafen sich in diesem Jahr im Mannheimer Rosengarten. © BASF

Mannheim. 7000 Aktionäre haben BASF und SAP im vergangenen Jahr mobilisiert. Sie kamen nach Mannheim zu den Hauptversammlungen der beiden Dax-Konzerne - in den Mannheimer Rosengarten und in die SAP Arena. 2025 jedoch werden beide Hauptversammlungen rein virtuell stattfinden. Was der Trend zur virtuellen Hauptversammlung für Aktionäre, Dienstleister und die Stadt Mannheim bedeutet:

Warum wollen jetzt auch BASF und SAP lieber eine virtuelle Hauptversammlung?

BASF nennt Kostengründe, aber auch gute Erfahrungen anderer Dax-Konzerne als Gründe. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so BASF-Vorstandschef Markus Kamieth. „Wir möchten selbst ausprobieren, was für uns am besten funktioniert.“ Eine digitale Hauptversammlung sei „deutlich günstiger“. Der Ludwigshafener Chemiekonzern muss massiv sparen. SAP äußert sich nicht zu den Gründen für die Entscheidung. Die Information findet sich nur im Finanzkalender auf der Webseite.

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SAP-Hauptversammlung 2025 nicht in der Mannheimer SAP Arena

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Bettina Eschbacher
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Wie teuer ist eine Hauptversammlung überhaupt?

Dazu halten sich die Unternehmen bedeckt. Klar ist, auch beim rein virtuellen Format kommt einiges an Kosten zusammen, für die Übertragungstechnik etwa. 2022 hatte Daimler Truck die Kosten seiner digitalen Hauptversammlung auf 3,9 Millionen Euro beziffert. BASF geht einem Sprecher zufolge von rund 25 Prozent Kostenersparnis aus.

Auch er betont: „Große Kostenpositionen wie die für den Versand der Einladungs- und Abstimmungsunterlagen an Aktionärinnen und Aktionäre sowie für die Technik und IT fallen in beiden Formaten an.“ Genauere Angaben machte BASF 2022. Da rechnete man damit, dass eine physische Hauptversammlung zwei Millionen Euro mehr als die digitale kostet.

Welche Unternehmen sind bereits auf digital umgeschwenkt?

Sehr viele, vor allem unter den Dax-Konzernen, zum Beispiel Allianz, Beiersdorf, BMW, Deutsche Bank oder auch Mercedes Benz, Merck in Darmstadt und Daimler Truck. Auch Heidelberg Materials hat dieses Jahr eine rein digitale Hauptversammlung durchgeführt. In Mannheim setzen außerdem Bilfinger und Südzucker auf online. Fuchs und MVV dagegen luden zu Präsenz-Veranstaltungen.

Was sagen Aktionäre dazu?

Aktionärsvertreter von DSW oder SdK sehen rein digitale Hauptversammlungen kritisch. SdK ging sogar so weit, 2024 allen Vorständen oder Aufsichtsräten in Online-Hauptversammlungen die Entlastung zu verweigern. SdK-Vertreter Andreas Schmidt vermisst die soziale Komponente. Die gerade bei Unternehmen mit vielen Kleinaktionären wichtig. Die Termine bei BASF, mit vielen früheren Angestellten als Anteilseignern, hätten etwas von einem Familientreffen. „Das macht die BASF aus, das geht verloren.“ Eine Hauptversammlung in Präsenz signalisiere den Aktionären: „Ihr seid uns wichtig.“

Neue HV-Regeln

  • Während der Corona-Pandemie wurde die Präsenz-Pflicht für Hauptversammlungen ausgesetzt. 2022 hat die Bundesregierung daraus eine Dauerlösung gemacht: Die Veranstaltungen sind online, in Präsenz oder auch hybrid möglich.
  • Für das Digital-Format muss sichergestellt sein, dass die Versammlung in Bild und Ton komplett übertragen wird.
  • Im Gegensatz zur Corona-Variante wurden die Aktionärsrechte gestärkt: Statt die Fragen vorab einreichen zu müssen, können jetzt auch spontane Fragen oder Gegenanträge gestellt werden.

Ist gesichert, dass die Aktionäre ausreichend zu Wort kommen?

BASF-Chef Kamieth betont, dass das geplante Format interaktiv sei und die Aktionäre ausreichend zu Wort kommen. Das „Vorstandsfernsehen“ beschränke die Rechte der Aktionäre, sagt dagegen der Aktionärsverband DSW. Interaktive Formate könnten den direkten Dialog mit Vorstand und Aufsichtsrat nicht ersetzen. Der Schlagabtausch vor Ort ist für SdK-Vetreter Schmidt besonders wichtig, wenn es um große Entscheidungen oder Krisen geht. Er berichtet auch von technischen Problemen bei mehreren Unternehmen. Die Übertragung wurde unterbrochen, oder er konnte seine Fragen nicht stellen.

Was bedeutet der Wegfall der BASF-Hauptversammlung für den Mannheimer Rosengarten?

2024 kamen rund 5000 BASF-Aktionäre in das Mannheimer Congress Centrum Rosengarten und stärkten sich mit Kartoffelsalat und Würstchen. Bastian Fiedler, Geschäftsführer der m:con, die für die Stadt Mannheim die Veranstaltungen im Rosengarten verantwortet, bedauert die Entscheidung für 2025. „BASF ist die größte und umsatzstärkste HV, die im Rosengarten stattfindet, die finanziellen Auswirkungen für die m:con liegen im mittleren sechsstelligen Bereich“, sagt er.

Der m:con-Chef weist auch auf finanzielle Auswirkungen für die Dienstleister und Partner bei Catering, Technik und Personaldienstleistungen hin. Eine HV erfordert zum Beispiel aufwendige Einlass-Kontrollen, also viel Service-Personal. Das Rosengarten-Catering kommt vom benachbarten Dorint Hotel, das aber keine Fragen zu den Folgen des Ausfalls beantwortete. Auch die Pressestelle der SAP Arena wollte sich zum Wegfall der SAP-HV nicht äußern.

HV in der SAP Arena: SAP-Vorstandschef Christian Klein (v.l.) verabschiedete Hasso Plattner als Aufsichtsratschef und begrüßte Nachfolger Pekka Ala-Pietilä. © SAP

Zuletzt fielen die Präsenz-HV bei Südzucker und Bilfinger weg. Wie hat das der Rosengarten verkraftet?

Auch wenn mit der BASF ein dicker Brocken wegfällt, hat das HV-Geschäft schon an Bedeutung verloren: Der Anteil der HV-Umsätze lag laut Bastian Fiedler schon vor der Pandemie bei weniger als acht Prozent der im Congress Center Rosengarten erwirtschafteten Umsätze. Aufgrund des Ausfalls von Präsenz-Hauptversammlungen sowie der Umstellung auf virtuelle HV-Formate, die der Rosengarten auch anbietet, werden Aktionärstreffen im nächsten Geschäftsjahr voraussichtlich circa fünf Prozent der Rosengarten-Umsätze ausmachen.

Wie sieht der Handel den Trend?

Aus Sicht des Handelsverbands Nordbaden sind die Großveranstaltungen im Rosengarten „selbstverständlich für die Innenstadtwirtschaft und sicher auch die Parkbetriebe von Relevanz“. Gerade bei Veranstaltungen im Rosengarten nutzten viele Besucher die räumliche Nähe zum Shoppen in der City. „Wir verbinden damit erhebliche Umsatzpotentiale“, sagt Geschäftsführer Swen Rubel. Die Absage einer Hauptversammlung sei aber zu verkraften. Denn viel mehr Bedeutung hätten mehrtägige Kongresse, erklärt Rubel. Übernachtungsgäste geben laut Studien mehr Geld in der Stadt aus als Tagesgäste.

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Wie geht es weiter?

DSW und SdK sprechen sich für hybride Formate als beste Lösung aus.

BASF will 2025 erst einmal testen. Bei Südzucker und Bilfinger ist noch nicht beschlossen, ob es im kommenden Jahr wieder eine reine Online-Veranstaltung gibt. Beide Konzerne betonen, dass sie gute Erfahrungen damit gemacht haben. „Wir sehen keinen wesentlichen Unterschied in der rechtlichen Ausgestaltung des Rede- und Fragerechts bei Präsenzhauptversammlungen und virtuellen Hauptversammlungen“, sagt ein Südzucker-Sprecher. Eine Bilfinger-Sprecherin verweist auf die überwiegend institutionellen Investoren im Ausland. „Für sie ist eine Teilnahme an einer virtuellen Hauptversammlung erheblich einfacher und effizienter.“ Bei Fuchs und der MVV ist dagegen schon klar, dass beide Mannheimer Konzerne auch 2025 in den Rosengarten laden.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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