Mannheim. Die Auszeichnung als „Player of the Match“ hatte Ivan Martinovic noch auf dem Parkett der Mannheimer SAP Arena entgegengenommen, der wahre Ritterschlag vollzog sich dann aber in der „Mixed Zone“ vor den wartenden Journalisten: Kroatiens Kapitän und Handball-Ikone Domagoj Duvnjak vom THW Kiel gab sein letztes Interview und drückte Martinovic im Vorbeigehen einen dicken Schmatzer auf die verschwitzten Haare. Nachdem die Kroaten mit dem überraschend klaren 39:29 (18:14) gegen Spanien das erste Ausrufezeichen bei den Vorrundenspielen in Mannheim gesetzt hatten, war die Glückseligkeit im Lager der Truppe vom Balkan nachvollziehbar - und auch Martinovic lief mit einem Dauerlächeln von Mikrofon zu Mikrofon.
„Das war einfach eine unglaubliche Vorstellung“, suchte der Rückraumspieler der MT Melsungen und künftige Bundesliga-Profi der Rhein-Neckar Löwen erst ein bisschen nach den passenden Worten, wusste aber zugleich wie sehr die ebenso zahlreichen wie lautstarken kroatischen Fans ihr Team in der mit 13 293 Fans erstmals restlos ausverkauften SAP Arena getragen hatten. „Wir hatten alle das Gefühl, wir spielen in Kroatien“, berichtete der 26-Jährige schon von Gänsehaut vor dem Aufwärmen. Nach dem Anpfiff wurde dann jedes Tor, jede Parade der kroatischen Keeper, jede gelungene Abwehraktion der Spieler in den weißen Trikots gefeiert und auch der Linkshänder ließ sich von dieser Welle tragen.
Als Kroatien nach der Pause mit einem 6:0-Lauf zum 22:14 (34.) schon früh die Weichen auf Sieg stellte, trug er mit zwei Treffern ins leere Tor der bereits verzweifelt agierenden Spanier bei, am Ende standen acht Treffer in der Bilanz des Rückraumspielers. Bei zwei Fehlwürfen kam er damit auf eine Wurfquote von 80 Prozent und lag damit skurrilerweise unter dem kroatischen Schnitt (93 Prozent), was diese Partie zusätzlich denkwürdig machte: Die spanischen Torhüter Gonzalo Perez de Vargas und Sergey Hernandez bekamen bis auf einen weiteren Versuch auf das aufgrund eines siebten Feldspielers verwaiste Tor keinen einzigen Ball zu fassen - eine wohl absolute Ausnahme auf diesem Niveau.
„Vor allem bei diesen Weltklasseleuten ist das eigentlich nicht zu glauben“, wunderte sich auch Martinovic, doch die Kroaten spielten sich in einen wahren Rausch und kamen immer wieder zu den klarsten Einwurfmöglichkeiten. Leichtfüßig, unverkrampft, technisch auf allerhöchstem Niveau - mit der Handlungsschnelligkeit des Gegners konnten die favorisierten Spanier zu keiner Zeit mithalten und kassierten am Ende eine richtig schmerzhafte Abfuhr.
„Wir wollten uns nicht so viel Druck machen wie bei der WM gegen Ägypten, wo wir schon alles auf das erste Spiel gesetzt hatten. Wir wollten einfach die Momente genießen und das haben wir auch gemacht“, sagte Martinovic. „Man hat gesehen, dass wir Spaß haben, dass wir lachen. Jeder pusht jeden, das war einfach unbeschreiblich und jetzt wollen wir genauso weitermachen.“
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich schon am Sonntag (20.30 Uhr), wenn es gegen die beim Auftakt der Gruppe B ebenfalls siegreichen Österreicher geht. Für Ivan Martinovic ein ganz besonderes Spiel, schließlich wurde der 26-Jährige in Wien geboren, lässt immer mal wieder den berühmten „Schmäh“ durchklingen, und will diese Tatsache auch gar nicht mit irgendwelchen Floskeln abtun. „Klar, hat das einen besonderen Stellenwert. Da habe ich Handball spielen gelernt, da hat alles begonnen. Aber trotzdem werde ich natürlich alles für Kroatien geben“, muss Martinovic nicht zwei Mal überlegen, wem sein Handball-Herz gehört.
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