Rhein-Neckar. Das Gerücht ist einfach nicht totzukriegen: Die US-Luftwaffe soll im Lauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte angeblich 30 abgestürzte Raumschiffe von Außerirdischen geborgen haben. Im vergangenen Jahr sorgten solche Behauptungen des früheren Geheimdienstmitarbeiters David Grusch über ein unbekanntes Bergungsprogramm des US-Militärs für erhebliche Diskussionen. Nach Angaben des Ex-Mitarbeiters sollen die USA sogar über „intakte und teilweise intakte“ Objekte „nicht-menschlichen Ursprungs“ verfügen, wie Grusch in öffentlichen Anhörungen sagte. Auch die Raumfahrtorganisation NASA hat nun eine Studie über „unidentified aerial phenomenons“, also unidentifizierte Luftphänomene, gestartet und will die Untersuchungen öffentlich machen.
Deutlich mehr Ufo-Anfragen als im bisherigen Jahresdurchschnitt
Zumindest für den deutschsprachigen Raum winkt Hansjürgen Köhler ab. Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben ihm und seinen Mitstreitern im vergangenen Jahr zwar 807 Sichtungen von Ufos gemeldet. Die ernüchternde Nachricht indessen ist: Auch diesmal war wieder kein Alien-Raumschiff dabei. Allerdings liege die Anzahl der Sichtungen etwa doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt von etwa 300 bis 400 Sichtungen pro Jahr, so Köhler in seiner Jahresbilanz.
Der gebürtige Mannheimer Köhler betreibt mit Freunden und Kollegen das „Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP). Und das seit 50 Jahren. Der Kaufmann im Ruhestand und leidenschaftliche Astronom geht vermeintlichen Ufo-Meldungen nach und findet in den überwiegenden Fällen sehr natürliche und naturwissenschaftliche Erklärungen für die vermeintlich unerklärlichen Lichterscheinungen am Himmel.
Im vergangenen Jahr waren es die hellen Planeten wie Venus und Jupiter oder der Stern Sirius, die am Firmament schimmerten und die Beobachter irritierten. Venus und Jupiter seien auch in den Abend- und Morgenstunden am klaren Himmel aufgefallen und hätten mit ihrer hohen Strahlkraft für Rätsel gesorgt.
Was die Beobachter alles für Ufos und außerirdische Objekte halten
Nach wie vor fallen auch die Starts von Starlink-Satelliten des amerikanischen Raumfahrt-Unternehmens Space X auf und sorgen für sehr viele Anfragen bei CENAP. Die kurz hintereinander startenden Raketen mit den Satelliten an Bord sausen wie Perlenketten über den Nachthimmel, bis sie im Erdschatten verschwinden. Mit diesen Satelliten will Space X-Chef Elon Musk den Internet-Empfang auch in den entlegensten Gegenden der Welt verbessern.
Weitere Meldungen konnten Köhler und seine Mitstreiter als LED-Ballons, Folienballons, Privat- und Industriedrohnen, Flugzeuge, Helikopter, Lichteffektgeräte bei Veranstaltungen oder helle Meteore identifizieren. Manche Beobachter hätten Fotos und Videos mit rätselhaften Lichtpunkten eingereicht. Diese hätten sich bei der Analyse meist als Linsenreflexionen der Kameras oder als unscharf abgebildete Insekten oder Vögel herausgestellt.
„Als außerirdischer Besuch lassen sich allenfalls Feuerkugeln interpretieren, die von Meteoren stammen, als Fels- oder Eisenbrocken, die im Weltall herumschwirren und beim Eintauchen in die Erdatmosphäre zu glühen beginnen, meist auch die Erdoberfläche gar nicht erreichen“, erläutert Hansjürgen Köhler.
Der gebürtige Mannheimer gründete mit seinem Freund Werner Walter 1973 das CENAP, inspiriert von der Mondlandung 1969 und daraufhin folgenden Besuchen der Sternwarte in Schriesheim. Weil dort viele Telefonanrufe ratsuchender Bürger zu Himmelsphänomenen aufliefen, kamen die Freunde auf die Idee, das Netzwerk zu gründen.
Auch die ESA verweist inzwischen an das Netzwerk CENAP
Mittlerweile verweisen sogar die Europäische Weltraumagentur ESA und der Deutsche Wetterdienst Anrufer an das CENAP - ein Ritterschlag für den Kaufmann, der als findiger Forscher nahezu alle Rätsel um die gemeldeten Lichterscheinungen lösen konnte. Bei nicht allen gelang ihm dies freilich. Fragen bleiben immer dann offen, wenn die Ratsuchenden keine genauen Angaben zu Zeit und Ort machen können.
Köhler nimmt bei seiner UFO Meldestelle rund um die Uhr Beobachtungen über die Telefon-Hotline 0151/18 73 62 59, per WhatsApp über gleiche Hotline sowie per E-Mail entgegen. Für seine Recherche braucht er genaue Angaben zu Datum, Uhrzeit, Ort mit Postleitzahl, Himmelsrichtung sowie kurze Beobachtungsschilderung. Wurden Fotos oder Videos angefertigt, sollten sie beigelegt werden.
Kontakt: www.hjkc.de, Telefon: 0151/ 18 73 62 59
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-ufo-meldestelle-2023-doppelt-so-viele-sichtungen-wie-im-durchschnitt-_arid,2163422.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.hjkc.de