Mannheim. Wie stark der Standort von Lanxess in Mannheim - Rhein Chemie - mit seinen rund 400 Beschäftigten vom Sparprogramm betroffen sein wird, ist zwar noch nicht klar. Klar ist dafür: Sowohl in der Verwaltung als auch in der Produktion sollen Arbeitsplätze wegfallen, wobei die Verwaltung den größeren Anteil haben wird. Nach Angaben der Gewerkschaft IGBCE ist das Ziel, die Jobs möglichst sozialverträglich abzubauen. Beschäftige könnten früher in Rente gehen oder freie Stellen nicht mehr nachbesetzt werden.
„In Verhandlungen mit den Verantwortlichen für das Deutschland-Geschäft konnten wir dafür sorgen, dass Jobs bei Lanxess gesichert werden - auch, wenn das zunächst mit einem Personalabbau einhergeht“, sagt Gewerkschaftssekretär Max Nothaft von der IGBCE (Bezirk Mannheim), auf Anfrage dieser Redaktion. Am Mittwochmorgen habe es am Standort eine Betriebsversammlung gegeben.
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Lanxess entwickelt, produziert und vertreibt in Mannheim Additive, Spezialchemikalien und Serviceprodukte für die Kautschuk-, Schmierstoff- und Kunststoffindustrie. Die Produkte kommen unter anderem in der Automobil- und Schiffsbau-Industrie, sowie der Luftfahrttechnik und Lebensmittelverarbeitung zum Einsatz. „Zur Geschäftsentwicklung und Auslastung eines Standorts treffen wir außerhalb unserer planmäßigen Finanzberichterstattung keine Aussagen“, heißt es von einem Sprecher.
Hohe Energiekosten
Der europäische Chemiemarkt wächst seit Jahren nur noch schwach. Die Kosten für Strom und Gas sind deutlich gestiegen, was für energieintensive Unternehmen besonders belastend ist. Sie müssen zudem die ökologische Transformation meistern und dabei EU-Vorgaben aus dem Green Deal erfüllen. Auch beim weltgrößten Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen läuft ein Sparprogramm mit Stellenabbau, zudem sollen einzelne Anlagen heruntergefahren werden.
Um sich effizienter aufzustellen, sollen die Kosten bei Lanxess im Jahr um 150 Millionen Euro gesenkt werden. Zu den Maßnahmen zählt das Streichen von 870 Vollzeitstellen, davon 460 in Deutschland. Lanxess hat weltweit etwa 13 000 Stellen, davon gut die Hälfte im Inland. Der Abbau soll schnellstmöglich erfolgen.
Bestandteil des Sparkurses ist zudem ein Paket, mit dem die Kosten einmalig um 100 Millionen Euro gedrückt werden sollen. Hierzu gehören geringere Reisekosten und ein Gehaltsverzicht des Vorstands. Die beiden Einsparvorgaben - also 150 Millionen Euro jährlich und einmalig 100 Millionen Euro - hatte der M-Dax-Konzern bereits im August bekanntgegeben. Nun veröffentlichte das Unternehmen auch die Zahl der Stellen, die insgesamt gekürzt werden sollen. Der Rotstift wird neben Mannheim auch an den Standorten Köln, Leverkusen und Uerdingen (alle Nordrhein-Westfalen) angesetzt. Gewerkschafter Nothaft ist der Ansicht: „Die Geschäftsleitung muss endlich dafür sorgen, dass Lanxess wieder in ordentliches Fahrwasser kommt. Das ist ihr Job, damit es künftig nicht wieder schlechte Nachrichten gibt.“
Vor zwei Jahrzehnten gehörte Lanxess zu Bayer. Danach wurde der Konzern selbstständig. Der Firmenname ist ein Kunstwort, das sich auf das französische „lancer“ (in Gang setzen) und das englische „success“ (Erfolg) bezieht. Rhein Chemie, mit mehr als 130 Jahren eines der ältesten Unternehmen Mannheims, gehört seit 2004 zu Lanxess.
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