Hundesport

Wie Anneke Freudenberger mit ihrer Hündin die EM rocken will

Dogdance ist ein noch junger Hundesport, bei dem die Vierbeiner mit ihrem Besitzer möglichst harmonisch zur Musik Schrittfolgen ausführen. Anneke Freudenberger hat sich mit ihrer Sofina Sonnenschein für die EM in Italien qualifiziert

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Michaela Roßner
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Anneke Freudenberger und Border Collie Sofina Sonnenschein haben sich mit einer Choreografie zum Thema „Coca Cola“ für die EM in Italien qualifiziert. © privat

Einhausen. Bei Anneke Freudenberger in Einhausen (Kreis Bergstraße) geht es täglich rund: Nicht nur, dass fünf quirlige Hunde zum Haushalt gehören - die passionierte Hundeexpertin tanzt auch mit ihnen. Dogdancing heißt die Hundesportart, bei der es Freudenberger an die Spitze geschafft hat. Im Oktober startet sie bei den Europameisterschaften im italienischen Cremona, südöstlich von Mailand gelegen.

2017 hat die 50-Jährige, die früher Lehrerin für Deutsch und Sport an einer Haupt- und Realschule war, das Dogdancing für sich entdeckt. Schon davor drehte sich immer mehr im Leben von Freudenberger um die cleveren Vierbeiner. Früher eine ambitionierte Dressurreiterin, absolvierte die Tierfreundin Ausbildungen zur Pferde- und Hunde-Osteopathin und lernte Akupunktur, Blutegel und Magnetfeld-Geräte bei Hunden einzusetzen.

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Anneke Freudenberger im Dogdance für EM qualifiziert

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Hündin Fee, die über den Tierschutz aus Spanien nach Südhessen kam, zeigte vor allem und jedem große Angst, erinnert sich Freudenberger an ihre erste „Tanzpartnerin“, die sie zum Clicker- und Tricks-Training brachte. Ein Clicker ist eine Art „Knackfrosch“ aus Metall, den man als altes Spielzeug für Kinder kennt. Der Ton, der erzeugt wird, erlaubt es sehr genau und direkt, das Verhalten des Hundes zu bestätigen. „Ich bin absolut überzeugt von der Arbeit ausschließlich mit positiver Motivation“, sagt Freudenberger. Die Hunde lernen mit Leckerlis, dass ein mit „Knackfrosch“ kommentiertes Verhalten erwünscht ist.

„Pfote“, „Totsein“, „Männchen“: Jeder Hund kennt Tricks. Hundesportler bauen diese Technik aus. In der Freestyle-Disziplin werden Tricks in die Choreografie eingebaut, während es beim „Heelwork“ vor allem um vorgegebene Positionen geht, die besonders ausdrucksvoll von Mensch und Hund ausgeführt werden sollen. Border Collie Sofina Sonnenschein geht das Lernen von Kommandos einfach von der Pfote. „Sie beherrscht sicher 80 Vokabeln“, freut sich ihre Besitzerin. Die ältere Hündin, ein Boston Terrier namens Lena Lustig, lernte hingegen mehr in Bewegungsabläufen. Als „Lena Holmes“ hatte die heute elf Jahre alte Hündin schon Auftritte im Fernsehen und bei der Dogdance-WM 2020: Inspiriert vom berühmten britischen Detektiv, bewegten sich beide, ausgestattet mit dem berühmten Umhang und einer großen Lupe, zu der Musik.

Auftritte im Fernsehen

Nun tritt Sofina Sonnenschein so langsam in die Fußstapfen. Im August tanzte sie sich mit Freudenberger bei der Qualifikation durch, bis beide das Ticket für die EM Mitte Oktober in Italien in der Tasche hatten.

Bis zu vier Minuten lang sind die Stücke, die die fortgeschrittenen Mensch-Hund-Teams zeigen. „Anfänger studieren zunächst etwa 1,5 bis zwei Minuten ein“, erzählt die Hundeexpertin. Obwohl sie nun in ihrem Sport in der „Champions League“ spielt, macht das sportliche Hobby sie nicht reich. Im Gegenteil: „Die Requisiten sind relativ teuer, ich habe in der Regel eine Anreise von mindestens 200 Kilometern zu den Turnieren“, rechnet sie vor. Dass auch als tolle Dogdancerin kaum Geld zu verdienen ist, findet sie auf der anderen Seite auch gut: „Sonst würden manche Hunde vielleicht nur deshalb trainiert.“

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Ihre Kostüme lässt Freudenberger immer nähen. Schuhe braucht sie nicht: „Ich tanze nur barfuß, damit ich nicht aus Versehen auf die Pfoten des Hundes trete“. Dann bei all dem Nebeneinander, Voreinander und Hintereinanderher - Pfoten und Füße sollen vor allem in der Disziplin Heelwork immer nahe beisammen sein - formen die beiden Körper beim Tanzen oft eine Einheit.

Zwei Jahre dauere es, bis eine vierminütige Choreografie ausgearbeitet sei und sitze, erzählt Freudenberger. Dafür trainiert sie täglich zwei, drei Stunden. Jeder Hund ist dabei aber immer nur wenige Minuten im Einsatz, und zum Training gehöre auch viel Spiel. In der aktuellen „Coca Cola“-Nummer hält die Hündin unter anderem einen großen Strohhalm in den Pfoten.

Kopf und Körper beschäftigt

Und was gefällt der Sportlerin aus Einhausen besonders am Dogdancing? „Dass man so kreativ sein kann“, beschreibt sie die Herausforderung, Musik und Bewegung zusammenzubringen und damit nicht nur die Wettbewerbsrichter, sondern auch das Publikum zu unterhalten, indem sie sich eine Handlung ausdenkt. „Es fängt eigentlich immer mit einem Musikstück an. Dann überlege ich mir, welche Geschichte man dazu erzählen könnte.“ Dass ihr die Musik gefallen muss, versteht sich von selbst: „Während der Ausarbeitung der Choreografie höre ich sie täglich“, fügt Freudenberger schmunzelnd hinzu. Erst übers Dogdancing ist sie übrigens inzwischen auch zum klassischen Tanzen gekommen.

Hunde-Tricks machten nicht nur aus der Spanierin Fee, die vor drei Jahren im Alter von elf Jahren starb, einen zufriedeneren Hund, sondern sorgen auch für artgerechten Beschäftigung der aktuellen Vierbeiner im Haushalt. Die Border Collies, die aus einer Arbeitslinie stammen und nicht fürs Hübschsein gezüchtet wurden, verlangen besonders nach der Kopfarbeit, die mit dem Tanzen verbunden ist.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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