Dokumentation

Rettungshundeführerin aus Viernheim im TV-Einsatz

Eveline Kümper ist eher pressescheu. Doch für eine Doku hat sich die Rettungshundeführerin aus Viernheim bereit erklärt, sich und ihre Arbeit beim Technischen Hilfswerk filmen zu lassen. Auch, als der Ernstfall eintritt

Von 
Kathrin Miedniak
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Eveline Kümper mit ihrer Hündin Kaskia. © Kathrin Miedniak

Viernheim. Ein Handzeichen, dann läuft Hündin Kaskia los, mitten hinein in das vom Erdbeben zerstörte Haus in der türkischen Stadt Kirikhan. Ihr auf den Fersen folgt Eveline Kümper, Rettungshundeführerin beim Viernheimer Technischen Hilfswerk (THW). Jederzeit könnten Nachbeben das Haus einstürzen lassen. Aber die beiden versuchen alles, um herauszufinden, ob zwei unter den Trümmern begrabene Kinder noch leben und gerettet werden können. Ein halbes Jahr ist dieser beklemmende Moment her. Jetzt wird er noch einmal lebendig - in der Fernseh-Dokumentation „Wahre Helden - Einsatz fürs THW“.

Eine zehnteilige Serie über die Arbeit des THW: Das habe der Norddeutsche Rundfunk eigentlich geplant, als er vergangenes Jahr bei ihr angefragt habe, erzählt Kümper. Als Rettungshundeführerin der SEEBA (Schnelleinsatzeinheit Bergung Ausland) sei sie mit ihrer Trümmersuchhündin Kaskia besonders interessant für das Film-Team. Kümper hat sich bereiterklärt, bei der Serie mitzumachen. „Obwohl es mir eigentlich gar nicht so liegt. Privat gehe ich sogar Fotos aus dem Weg“, bekennt sie lachend. Aber sie setzt eine Hoffnung in die geplante Fernseh-Dokumentation: „Dass die Arbeit des THW mehr wahrgenommen wird. Wenn ich dazu beitragen kann, wäre das schön.“

Der Ernstfall tritt ein

Im Spätsommer 2022 beginnen die Dreharbeiten bei Ortsverbänden des Hilfsdienstes in ganz Deutschland. Auch zu Kümper, die schon seit 25 Jahren ehrenamtlich beim THW aktiv ist, kommt das Team nach Hause, interviewt sie, filmt sie im Alltag und begleitet sie und viele weitere Helfer zu einer Erdbeben-Großübung nach Portugal. Doch dann ist plötzlich der Ernstfall da: Mitten in die Dreharbeiten platzt im Februar das Erdbeben in der Türkei.

Kümper und Hündin Kaskia sind Teil des Einsatzteams, das in die Türkei fliegt, um nach Überlebenden unter den Trümmern zu suchen. „Für mich war es selbstverständlich, zuzusagen und bereitzustehen“, sagt sie. An das Filmprojekt denkt sie erst wieder, als das Dreh-Team, das eigenständig in die Türkei reist, mitten in der Nacht im Zeltlager der THW-Helfer im Katastrophengebiet steht. „Es ist beeindruckend, dass sie uns in dem Chaos dort überhaupt gefunden haben“, staunt Kümper.

Ab dann begleitet ein Kamera-Team die THW-Helfer mehrere Tage bei der bedrückenden Suche in dem Trümmerfeld, das einmal eine 120 000-Einwohner-Stadt war. „Es war klar: Das Film-Team darf unsere Arbeit nicht stören. Aber das hat sehr gut geklappt“, erzählt sie.

Eindrücklich zeigt die Dokumentation, wie die Retter bei der Suche vorgehen, mit welchen Schwierigkeiten sie im Einsatz zu kämpfen haben, mit welchen emotionalen Höhen, aber auch mit welchen bedrückenden Tiefen sie konfrontiert werden. Als es einmal zu brenzlig für das Kamera-Team wird, fangen nur noch die an den Jacken der Helfer befestigte Spezialkameras die Bilder ein und nehmen den Betrachter mit beim gefährlichen Kriechen unter die wackligen Trümmer.

Es sind Gänsehaut-Momente, die packen, abgelöst von Einblicken in das tägliche Lagerleben mitten in einem Katastrophengebiet und Eindrücken aus der Vorbereitung für den Ernstfall, der Erdbebenübung in Portugal. Immer wieder kommen die Helfer selbst zu Wort, darunter auch drei der fünf Viernheimer im Türkei-Einsatz-Team: Christian Busalt und Bertram Bähr, aber am meisten Eveline Kümper, die eine der beiden Protagonisten der Serie ist - zusammen mit Hündin Kaskia, „unserem wichtigsten lebenden Ortungsgerät, die das Filmen aber gar nicht so prickelnd fand“, so ihr Frauchen schmunzelnd.

Andere Sichtweise

Am Ende ist aus dem Material eine fünfteilige Serie entstanden, die ab 18. September im Fernsehen zu sehen sein wird und bereits jetzt in der ARD-Mediathek steht. Dort hat auch Kümper zum ersten Mal gesehen, was bei den Dreharbeiten herauskam.

„Es ist toll, was sie daraus gemacht haben. Oberspitzenklasse!“ Selbst für sie, die dabei war, birgt die Serie Überraschungen: „Viele Aspekte des Einsatzes habe ich im Film das erste Mal gesehen.“ So auch der bewegende Moment, als sich erfüllt, was Kümper selbst im Film sagt: „Die einzige Chance, die diese verschütteten Menschen haben, ist, dass wir sie finden.“

Nur eines macht ihr zu schaffen: der Titel „Wahre Helden“. „Das ist übertrieben. Ich bin keine Heldin“, ist für sie klar. „Ich mache im Einsatz nur, was ich beim THW gelernt habe.“ Das Film-Team sieht das anders, betont, wie viel Zeit die Ehrenamtlichen in ihren Dienst investieren - und hat damit am Ende auch Helferin Kümper eine neue Einsicht beschert. „Ich habe heute eine andere Sichtweise auf das THW als früher - durch diese Dreharbeiten“, sagt sie. „Früher habe ich immer gesagt, es ist mein Hobby. Aber es ist mehr. Es ist eine Berufung.“

Sendetermine

Die fünfteilige Serie wird im NDR ausgestrahlt: Folge 1 und 2 am Montag, 18. September, Folge 3 bis 5 am Mittwoch, 20. September, jeweils ab 22 Uhr. Schon jetzt sind alle Folgen in der ARD-Mediathek zu sehen. Eveline Kümper ist am 25. September zu Gast in der SWR-Landesschau um 18.15 Uhr. Eine Fortsetzung der Serie ist geplant.

Freie Autorin

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