Mannheim. „Was ich vernehme, ist, dass es wirklich gut läuft“, sagte Thorsten Papendick noch im Januar über die Unterschriftensammlung zur Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums (G9). Damals war es gut zwei Monate her, dass die „Initiative G9 jetzt!“ einen „Volksantrag“ auf den Weg gebracht hatte. Ziel: Der Landtag soll sich mit einem elfseitigen Gesetzentwurf der Eltern-Initiative befassen, der das neunjährige Gymnasium wieder zur Regel im Ländle machen will.
Jetzt sind es erneut gut zwei Monate, die im Raum stehen - gut zwei Monate, bis die Initiative 39 000 Unterschriften zusammenbekommen muss. In Stuttgart vorliegen müssen sie spätestens am 13. November. Nur dann ist der Landtag gezwungen, den Gesetzentwurf auf seine Tagesordnung zu nehmen.
Noch 16.000 Unterschriften fehlen der "Initiative G9 jetzt!"
Aber anders als im Januar ist der Optimismus geschwunden. Denn es fehlen noch fast 16 000 Unterschriften, bis das Ziel erreicht ist. Die Zeit wird also knapp. „Wir müssen zugeben, uns verschätzt zu haben“, schreiben die beiden Initiatorinnen des Volksantrags, Anja Plesch-Krubner aus Heidelberg und Corinna Fellner aus Amtzell im Allgäu, auf ihrer Webseite g9-jetzt-bw.de. „Leider ließ der Rücklauf an Formblättern seit der Nennung unseres Halbzeitstandes erheblich nach“, bedauern sie. Immerhin waren bis Anfang Juni etwa 20 000 Unterschriften zusammengekommen.
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„Vielleicht hatten wir das falsche Signal vermittelt, dass wir es locker schaffen könnten“, stellen die Initiatorinnen im Nachhinein fest. „Jetzt machen wir uns Sorgen“, denn etwas mehr als zwei Monate vor dem spätesten Abgabetermin hinke man dem Soll hinterher. „Das ist beunruhigend“, räumen Plesch-Krubner und Fellner ein. Aber „natürlich können wir das Quorum weiterhin erreichen“.
Sammelstände sollen auch in Mannheim helfen
Dazu brauche es allerdings „einen echten Ruck“. Der soll am Samstag, 9. September, durchs Land gehen. Dann startet die Initiative an vier zentralen Orten öffentlichkeitswirksame, ganztägige Sammelaktionen. Neben Karlsruhe, Konstanz und Freiberg werden die Eltern in Mannheim aktiv - von 11 bis 18 Uhr, auf dem Paradeplatz, unterstützt vom Mannheimer Gesamtelternbeirat (GEB).
„In den letzten Wochen machte die Initiative bereits die Erfahrung, dass die Bürger solche Gelegenheiten dankbar annehmen und diese Sammelstände aktiv aufsuchen, um sich selbst den mühsamen Behördengang zur Bescheinigung der Wahlberechtigung zu ersparen“, so Plesch-Krubner und Fellner. Schließlich muss jede Unterschrift mit dem Wählerverzeichnis abgeglichen und beglaubigt werden. Diese Arbeit übernimmt dann die Initiative.
Im aktuellen Newsletter spricht die „Initiative G9 jetzt!“ direkt ihre Unterstützer an: „Wir verstehen, dass viele von Euch müde sind, manche auch etwas ernüchtert. Aber wir können es weiterhin schaffen, den ersten Volksantrag in der Geschichte Baden-Württembergs mit einem erfüllten Quorum durchzubekommen und damit den Landtag zu zwingen, sich mit dem G9-Gesetzentwurf auseinanderzusetzen - für unsere Kinder“, so Plesch-Krubner und Fellner.
Dass die Politik auf den Volksantrag-Vorstoß der Eltern reagiert hat, spornt die Initiative zusätzlich an: Mitte Juni hatte die Landesregierung ein Beteiligungsverfahren zu G8/G9 angekündigt, ein „Bürgerforum“, an dessen Ende eine Empfehlung an die Landesregierung stehen soll. Die G9-Initiative begrüßt zwar, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Thema damit zur „Chefsache“ erklärt habe. Der Volksantrag sei allerdings anders als das Forum „ein direktdemokratisches Verfahren“.
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