Mannheim. Die ersten Wochen sind für Patric Liebscher eine Umstellung gewesen. Das Einarbeiten in Themen, das Lesen seitenlanger Vorlagen, das Vorbereiten eigener Reden und natürlich der regelmäßige Austausch mit der Fraktion. „Das war am Anfang schon viel. Da hatte ich zu knapsen“, erinnert sich der 52-Jährige ans Frühjahr, als er in die Gemeinderatsfraktion der Grünen nachgerückt ist. „Inzwischen bin ich im Gemeinderat gut angekommen.“
Im Februar übernimmt Liebscher den Fraktionssitz von Deniz Gedik. Zu diesem Zeitpunkt hat es bereits drei Wechsel in der größten Gemeinderatsfraktion gegeben. Er hatte schon gehört, dass Gedik eine Promotionsstelle in der Region, notfalls aber auch weiter weg sucht - und sie dann in Jena findet. „Ich wusste, dass ich für Deniz nachrücken kann - in dem Moment kam es trotzdem etwas unerwartet“, sagt Liebscher, während er vor dem Café Meerwiesen seinen Cappuccino trinkt.
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Die ganz heißen Tage sind vorbei und die Temperaturen am Vormittag angenehm - man kann draußen sitzen. Er sei häufiger in dem Café gegenüber vom Lanzpark, erzählt der auf dem Lindenhof wohnende Stadtrat. Einmal in der Woche joggt Liebscher im Waldpark, öfter sei er hier auch mal zum Spazieren. Darüber hinaus zählt er den Luisenpark zu seinen Lieblingsorten. „Die Buga ist insgesamt gut gelungen“, attestiert Liebscher. Auch bei Verwandten und Freunden, die ihn in Mannheim besucht haben, sei die Bundesgartenschau gut angekommen. „Ob man ökologisch noch mehr hätte machen können, ist eine Frage, auf die man natürlich auch mehrere Antworten geben kann“, sagt er. „Insgesamt aber ist die Buga ein Gewinn für Mannheim.“
Auch wenn Liebscher erst vor wenigen Monaten in den Gemeinderat nachgerückt ist - unerfahren ist er in der Kommunalpolitik nicht. Seit 2009 ist er Mitglied der Grünen. „Ich habe die Grünen als attraktive und moderne links-liberale Partei wahrgenommen.“ In Mannheim habe die Partei gute Ideen gehabt und sei „frisch aufgetreten“. Ein Jahr später wird Liebscher bereits Bezirksbeirat auf dem Lindenhof.
Wenig Wohnraum, hohe Mieten
Nun ist er wohnungspolitischer Sprecher der Gemeinderatsfraktion. „Mannheim gehört zu den Gebieten mit einem angespannten Wohnungsmarkt“, erklärt der in Neustadt arbeitende Verwaltungsjurist. Trotz der GBG, die den Markt laut Liebscher entspannt, steigen die Mieten in der Stadt. „Auf dem Lindenhof habe ich schon von 15 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete gehört.“ Liebscher will deshalb den Wohnungsbestand der GBG nicht nur erhalten, sondern ausbauen. „Es ist aber natürlich so, dass im Augenblick Bauen teurer wird und deshalb auch die GBG Schwierigkeiten hat, günstigen Wohnraum zu schaffen.“ Zudem gebe es nur wenige freie und für Neubauten überhaupt zur Verfügung stehende Flächen in der Stadt. Man müsse sich deshalb nach Alternativen umschauen, sagt Liebscher. „Zum Beispiel mit Gebäudeaufstockung, womit auch noch Wohnraum entstehen kann.“
Als einer der letzten Nachrücker im Gemeinderat fühle ich mich nicht berufen, die Bundespolitik zu kommentieren.
Geht es nicht um seine eigene fachpolitische Zuständigkeit, hält sich Liebscher mit markanten Äußerungen lieber zurück. Das mag Vorsicht sein. Vielleicht ist es aber auch einfach eine Form von Bescheidenheit, die sich im Gesprächsverlauf immer wieder zeigt. Bei Fragen zum Zustand der Gemeinderatsfraktion verweist er etwa auf den neu gewählten Fraktionsvorstand, mit dem man sich für die Zukunft „gut aufgestellt“ habe. Dazu zähle auch die Wahl von Umweltdezernentin Diana Pretzell zur neuen Ersten Bürgermeisterin.
„Als einer der letzten Nachrücker im Gemeinderat fühle ich mich nicht berufen, die Bundespolitik zu kommentieren“, erklärt er mit eben jener Bescheidenheit - fügt dann aber doch noch an: „Ganz grundsätzlich denke ich, dass die Bundesregierung besser ist als ihr Ruf.“ Neben „vielen wichtigen Gesetzen“ habe sich gerade beim Ausbau erneuerbarer Energien in den vergangenen beiden Jahren viel getan. In der Öffentlichkeit würde allerdings der Streit der Koalitionäre dominieren. „Die Außendarstellung muss besser werden.“
Viele Herausforderungen
Neben dem knappen Wohnungsmarkt mit außerdem hohen Mieten gehört für den Grünen-Politiker die Rheindammsanierung - „gerade für Lindenhöfer ist das ein großes Thema“ - sowie die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt zu den drängendsten Problemen, die die Kommunalpolitik angehen muss. „Wir haben es bedauert, dass der Verkehrsversuch beendet worden ist“, sagt Liebscher. Aber auch das Nationaltheater, die Debatte um einen eventuellen Stadion-Neubau, die Zukunft der Stadtbibliothek - der neue Stadtrat zählt eine ganze Reihe von Themen in der Stadt auf, die in den kommenden Monaten drängen. „Wir haben viele Baustellen, müssen aber auch abwägen, wofür wir unser städtisches Geld ausgeben.“
Die Arbeit im Gemeinderat wird sicherlich nicht weniger. Daran aber hat sich Patric Liebscher inzwischen gewöhnt.
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