Kommentar Der Kampf um clevere Köpfe

Der Fachkräftemangel hat auch den öffentlichen Dienst erreicht. Bernhard Zinke sieht dringenden Handlungsbedarf im Kampf um die besten Köpfe. Schließlich sind die Rathäuser für unser aller Daseinsvorsorge verantwortlich

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Bernhard Zinke
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Rhein-Neckar. Die Rathäuser der Region müssen alle Register ziehen. In Ludwigshafen darf sogar der Hund mit ins Büro, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Betreuungsproblem haben. Die Stadt Mannheim versucht, neue Kolleginnen und Kollegen über Zulagen und übertarifliche Eingruppierungen zu locken. Und auch für Heidelberg ist die Gewinnung von Fachkräften längst kein Selbstläufer mehr, nur weil es sich inmitten der romantischen Stadt so schön arbeiten ließe. Es ist wahrhaftig keine Überraschung: Der Fachkräftemangel hat den öffentlichen Dienst erreicht. Die Rathäuser haben ein Problem. Und damit bald auch wir alle.

Wir sind auf die Dienstleistung der Rathäuser vor Ort angewiesen

Es tröstet keineswegs, dass die Verwaltung sich nicht exklusiv mit diesem Thema herumschlagen muss. Aber wenn Handwerksbetrieben das Fachpersonal fehlt, hat der Kunde immer noch die Wahl. Er kann mit seinem Auftrag zu einem anderen Schreiner oder Elektriker gehen. Diese Auswahl haben wir bei unseren Behördengängen nicht. Wir sind auf die Dienstleistung der Rathäuser vor Ort angewiesen. Die Behörden erfüllen hoheitliche Aufgaben der allgemeinen Daseinsvorsorge.

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Dass längst nicht mehr alles rund läuft in den Amtsstuben, hat sich erst vor einigen Monaten bei der Ausländerbehörde der Stadt Ludwigshafen gezeigt. Da blieben für Bürgerinnen und Bürger ausgesprochen wichtige Anträge liegen, weil Stellen nicht besetzt oder Verwaltungsmitarbeiter dauerkrank waren. Das eine kann durchaus die Folge des anderen sein. Noch sind solche Situationen freilich die Ausnahme. Aber sie werden sich verschärfen, wenn sich die Babyboomer im kommenden Jahrzehnt aus dem Arbeitsleben verabschieden.

Es braucht gute Argumente im Kampf um die besten Köpfe

In den Wettbewerb gehen die Verwaltungen nicht mit den allerbesten Voraussetzungen. Sie brauchen mehr Personal, weil die hoheitlichen Aufgaben wachsen. Und sie müssen auch noch mit der freien Wirtschaft konkurrieren, die in der Regel besser bezahlt und Karrieremöglichkeiten abseits von Stellenplänen erlaubt. Warum soll beispielsweise eine IT-Fachkraft in einem Rathaus anheuern, wenn sie bei SAP das Doppelte und Dreifache verdienen kann? Obwohl gerade die Rathäuser bei sich häufenden Cyber-Angriffen gute IT-Leute dringend benötigen.

Es braucht gute Argumente im Kampf um die besten Köpfe. Und es braucht clevere Markenauftritte, um die Sichtbarkeit als sympathischer Arbeitgeber zu erhöhen. Es gibt da schon Pfunde, die sich in die Waagschale werfen lassen. Der sichere Arbeitsplatz gehört definitiv dazu.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen