Fachkräftemangel

Rathäuser in der Region: Mitarbeiter dringend gesucht

Viele Stellen bleiben unbesetzt: Auch in den Rathäusern in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg fehlt es an Personal. Wo sich das besonders deutlich zeigt - und was die Städte dagegen tun

Von 
Bernhard Zinke
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Der Rhein-Neckar-Kreis hat eine Kampagne für die Gewinnung von Mitarbeitern gestartet. Soweit sind viele Rathäuser der Region noch nicht. © Rhein-NEckar-kreis

Rhein-Neckar. Der Fachkräftemangel schlägt längst auch auf die öffentliche Verwaltung durch. Händeringend suchen die Rathäuser Personal. Der Rhein-Neckar-Kreis ist in der Not in die Offensive gegangen und hat dafür eigens eine Dachmarke geschaffen. Unter dem Begriff „Wir. Der Kreis“ bündelt er alle Aktivitäten zur Gewinnung von Mitarbeitern und Auszubildenden. Wir haben uns bei den Großstädten der Metropolregion umgehört. Wie steht’s um den Fachkräftemangel und die Rezepte dagegen?

Ludwigshafen: Rund 10 Prozent der Stellen bei Stadtverwaltung nicht besetzt

Bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen sind aktuell 400 Stellen nicht besetzt - bei insgesamt 3900 Mitarbeitern ist das immerhin ein Anteil von rund zehn Prozent. Besonders fehlt es an Ingenieuren, Erzieherinnen und IT-Fachkräften. „Wir merken aber auch, dass es bereits beim klassischen Verwaltungspersonal enger wird“, sagt Personalchef Peter Schmidt.

Besonders groß war die Not zuletzt in der Ausländerbehörde (wir haben berichtet). Mittlerweile gebe es eine neue Abteilungsleitung, die frischen Wind ins Amt gebracht habe, berichtet Schmidt. Zudem seien zehn neue Stellen für dieses Jahr genehmigt und zwei Stellen entfristet worden. Allerdings sind noch nicht alle dieser Stellen besetzt. Es gebe jedoch auch einige Bewerber innerhalb der Verwaltung, die in die Ausländerbehörde wechseln wollten, so der Personalchef. Auch hat die Stadt Ludwigshafen nicht genügend Bewerber für den dualen Bachelor-Studiengang zum Verwaltungswirt gefunden. Nur sechs von 16 Plätzen konnte sie besetzen. „Für 2024 sieht’s schon wieder besser aus“, sagt Schmidt.

Auch insgesamt habe die Bewerberzahl nachgelassen. Und nicht alle Bewerber erfüllten leider die Auswahlkriterien. Auch in den handwerklichen und technischen Berufen sei die Bewerbersituation kritisch, quantitativ wie qualitativ.

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Um als Arbeitgeber wieder interessanter zu werden, will auch die Stadt Ludwigshafen ihr Profil schärfen. „Wir sind dran an dem Thema ,Arbeitgeber-Marke’“, so Schmidt. Spätestens im kommenden Frühjahr soll die Marke stehen. „Da müssen wir auf jeden Fall Gas geben.“ Als Argumente für einen Job bei der Stadt Ludwigshafen habe sich neben den mobilen und flexiblen Arbeitsmodellen die Erlaubnis, den Hund mit ins Büro zu bringen, als großer Pluspunkt herauskristallisiert. „Das hat sich echt zum Erfolgsrezept entwickelt“, berichtet Schmidt.

Mannheim: Derzeit 558 Vollzeitstellen offen

Auch für die Stadt Mannheim ist es mit Blick auf den Fachkräftemangel und den demografischen Wandel „zunehmend herausfordernd, in bestimmten Berufsgruppen Personal zu gewinnen“, wie Stadtsprecherin Monika Enzenbach erklärt. Das gelte besonders für Erzieherinnen, und Sozialarbeiter, Juristinnen, Ärzte und IT-Fachkräfte. Aber auch für Ingenieure, Architekten oder Meisterinnen sowie Techniker im gewerblich-technischen Bereich. Das Durchschnittsalter bei der Stadt Mannheim liegt laut Enzenbach bei 46,2 Jahren. Der Wert sei seit mehreren Jahren ziemlich konstant. Knapp 28 Prozent seien allerdings bereits 56 Jahre und älter.

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Nach Angaben von Enzenbach sind bei der Stadt Mannheim derzeit umgerechnet 558 Vollzeit-Stellen nicht besetzt - das sei eine Quote von 7,5 Prozent. „Eine Bedrohung der Funktionsfähigkeit der Verwaltung besteht aktuell noch nicht“, erklärt die Sprecherin auf Nachfrage. Präventiv habe man bereits unterschiedliche Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Personal entwickelt, „um weiterhin die Sicherstellung der kommunalen Aufgabenerledigung zu gewährleisten“.

Um im Wettbewerb um Mitarbeitende konkurrenzfähig zu sein, unternimmt die Stadtverwaltung eigenen Angaben zufolge „vielfältige Maßnahmen“. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, zahle die Stadt zum Beispiel Zulagen oder nehme übertarifliche Eingruppierungen vor, so die Sprecherin. Ein umfangreiches Fortbildungsprogramm, mobiles Arbeiten und flexible Arbeitszeitmodelle sind weitere Argumente.

Um Auszubildende zu bekommen, hat die Verwaltung unter anderem eine neue Homepage (www.gestaltemannheim.de) sowie eine neue Printmedien- und Social-Media-Kampagne aufgesetzt. „In diesem Kontext haben wir neben den Optimierungen der Ausbildung insbesondere die existierenden Benefits prominent positioniert und erweitert“, erklärt Enzenbach. „Die Fülle unserer Benefits befindet sich mit Benefits der Industrie auf Augenhöhe.“

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Heidelberg: Bei insgesamt 2750 Stellen sind derzeit 150 zu besetzen

Die Umgebung der romantischen Stadt am Neckar zählt nach Auskunft von Personalchef Reiner Herzog nicht mehr als Standortvorteil im Wettbewerb um Fachkräfte. Vor allem Bewerber im IT-Bereich berichteten in Vorstellungsgesprächen seit Jahren von deutlich besserer Bezahlung in der Privatwirtschaft. Mittlerweile sind alle Bereiche betroffen, auch der klassische Verwaltungsbereich. „Und die Situation wird sich noch verschärfen, wenn die Babyboomer in den kommenden Jahren aus dem Arbeitsleben aussteigen“, sagt Herzog. Bei insgesamt 2750 Beschäftigten seien 150 Stellen zu besetzen. Hinzu kommen die 230 Stellen, die der Gemeinderat der Stadt gerade erst genehmigt hat, um den wachsenden Bedarf durch neue Aufgaben wie Wohngeldreform, Klimaschutz, Verkehrsplanung und Gebäudeunterhaltung zu decken.

„Wir müssen als Arbeitgeber mehr wahrgenommen werden“, sagt Herzog. Immerhin biete man sichere Arbeitsplätze und Work-Life-Balance wie in kaum einer anderen Branche. Großen Wert legt das Heidelberger Rathaus auf dem Teamgedanken, der auch nach außen getragen werde. „Das Image macht unheimlich viel aus.“ Auch die Stadt Heidelberg hat vom Gemeinderat den Auftrag bekommen, eine eigene Arbeitgebermarke zu schaffen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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