Ilvesheim. Josephine hat sich schick gemacht. Beim Fahren im Autoscooter haben die Elfjährige und ihr Besuch von auswärts Spaß. Es ist das vierte Augustwochenende in Ilvesheim - und richtig was los in der autofreien Schlossstraße. Warum sie dort gerne unterwegs ist, erklärt die Ilvesheimer Handballerin auf Anfrage: „Ich finde die Kerwe cool, und sie macht jederzeit gute Laune - abends ist Partystimmung und tagsüber sind eher Familien hier.“ Besser lässt sich kaum zusammenfassen, was sich seit dem vergangenen Freitag und noch bis zur Verbrennung der Kerwegretl am Montagabend auf der Insel abspielt.
Inselkerwe in Ilvesheim: Eine alte Wetterregel bestätigt sich
Es herrscht die alte Regel: Hat die Nachbarstadt Ladenburg bei ihrer Kerwe gutes Wetter, rechnet Ilvesheim mit schlechtem - und umgekehrt. Da es in der Römerstadt vor 14 Tagen Sonne und Regen gegeben hatte, ist auch Ilvesheim auf einen Mix eingestellt. „Das stimmt fast immer“, sagt Regine Horvath. Die Frau vom KV Insulana muss es wissen: Seit 30 Jahren Schatzmeisterin, hat sie nicht nur die Finanzen der Karnevalisten im Blick, sondern auch das Kerwetreiben. Und tatsächlich: Heitere Abschnitte und Wolken wechseln sich ab. Regengüsse richten nur kleinere Schäden an. Ersatz ist rasch beschafft, zur Eröffnung ist die Schlossstraße voll von Menschen.
Großer Ansturm bei fröhlicher Kerwe-Stimmung
„Wir sind überrannt worden und sind sehr zufrieden“, sagt Horvat. Dabei habe es ihre Insulana dieses Jahr mangels genügend Helfern in kleinerem Rahmen angehen wollen und das sonst übliche große Zelt abbestellt. „Das bereuen wir ein bisschen“, so Horvat. Stellvertreterin Maria Thiel fügt hinzu, dass überwiegend fröhliche Kerwe-Stimmung herrsche. Und, was ganz wichtig ist für jeden Verein, der mit ehrenamtlichen Kräften weder Kosten noch Mühen scheut: „Wir waren ausverkauft.“ Horvat berichtet von zufriedenen Gästen: „Die Leute fanden es supertoll, dass die Stände auf der Schlossstraße so gut verteilt sind und es keine Lücken gab.“ Für sie „gehört die Kerwe einfach dazu, weil man an allen vier Tagen viele Leute trifft und die Zeit hat für einen Plausch.“
Es ist ein Fest für alle: Die Jugend hat das partytaugliche Feuerwehrzelt, der „Mittelbau“ unter anderem den großen SpVgg-Stand in dem von DJs beschallten, brodelnden Zentrum der Kerwemeile, und die Älteren sitzen gerne bei der Insulana. So wie Dieter Münster: Der Altgemeinderat findet, dass der Kerwe-Auftakt „gut gelaufen“ sei. Wie hat der frisch gebackene Bürgermeister Thorsten Walther seine erste Eröffnung mitsamt Bieranstich gemeistert? „Souverän, mit nur zwei Schlägen“, lobt Münster.
Bürgermeister Walther: Vereine durchweg zufrieden
Was manche schade finden: Kaum hatte die Kerwegretl am Freitagabend auf der Fensterbank des Rathausgiebels Platz genommen, war sie kurz darauf schon wieder weg. Dabei sollte doch das Kerwesymbol wenigstens 24 Stunden hängenbleiben, damit auch kleinere Kinder etwas davon haben. Doch leider ist Insulana-Gretl verschleppt worden. Bis Sonntagnachmittag fehlt jede Spur.
„Es funktioniert alles sehr gut und ist für mich eine tolle Möglichkeit, mit Bürgerschaft und Vereinen in Kontakt zu kommen, nur leider konnte ich die Gretl noch nicht kennenlernen“, sagt der seit drei Wochen amtierende Bürgermeister Walther nach dem Freiluftgottesdienst und dem immer schönen Kerwe-Singen mit Mittagsbraten bei der Aurelia am Sonntag. Das Wetter habe mitgespielt, die Vereine seien durchweg zufrieden und bis auf zwei Aggressionsvorfälle sei es überwiegend friedlich geblieben, so Walther.
„Dass man mit lange nicht gesehenen Leuten schöne Gespräche haben kann“, ist für Ulrike Bauder das Schönste an der Kerwe. Und das Kinderschminken! Das Angebot macht die evangelische Kirchengemeinderätin Hanna Beckemeier zum zweiten Mal mit ehemaligen Konfirmandinnen und wird gerne angenommen. „Es ist wichtig, dass wir präsent sind, weil Kirche zur Gemeinde gehört“, erklärt sie.
Erfreut zieht der Mehrspartenverein SpVgg am großen Stand vor der VR-Bank Bilanz, wie Bernd Stezycki weiß. Er selbst hatte am Rand der Kerwemeile die „Woistubb Inselkicker“ eröffnet. „Äußerst zufrieden“ erklärt Stezycki die Zugkraft seiner Renner Grauburgunder und Schorle: „Die Leute sind begeistert, weil es bei uns im Gegensatz zu den Partyständen ein bissel ruhiger zugeht.“
Wo die Action ist, also bei den Fahr- und Spielgeschäften, kann Schausteller Leon vom Autoscooter aus Worms nicht klagen: „Die Kerwe ist gut besucht, und auch die Bühne liefert ein super Programm ab.“ Dazu trägt die stilistisch breit aufgestellte, fünfköpfige Coverband eight4ty.nine bei. Als Lokalmatadoren geben Sängerin Sabine Gantner und Gitarrist Gert Giussani aus Ilvesheim alles - und bekommen viel Applaus. Das gefällt sicher auch Kerwe-Fan Josephine.
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