Handel

Im Weinheimer Automatenhaus rund um die Uhr einkaufen

Vier Erzeuger der Region haben sich zusammengetan und betreiben ein Automatenhaus im Weinheimer Westen. Zu kaufen gibt es Obst, Gemüse, Wurst, Eier, Nudeln und Eis. Ein Modell für den Handel?

Von 
Bernhard Zinke
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Ein richtiger kleiner Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hat: das Automatenhaus im Weinheimer Brunnweg. © Bernhard Zinke

Weinheim. Nico und Max sind am Abend auf Achse und wollen an der Weschnitz nochmal kurz entspannen. Unterwegs machen die beiden Station am Brunnweg im Weinheimer Westen. Dort ziehen sie sich ein leckeres Eis aus dem Automaten. „Wir kommen öfter hierher“, sagt Nico. Die beiden schätzen es, sich vor allem abends oder am Wochenende mit verschiedenen Dingen hier in dem Automatenhaus neben dem Apfelhof Schulz einzudecken.

Automatenhaus in Weinheim: Äpfel, Fleisch und Eis 

Es gibt fast alles rund um Äpfel: Saft, Apfelchips, Apfelessig. An einem anderen Automaten bietet der Weinheimer Metzger Woschte Miller Bratwürste und Grillsteaks an, der Bauernhof Schröder steuert Nudeln und Currywurst im Glas zum Angebot bei, außerdem gibt es Eis in allen Geschmacksrichtungen von einem Bauernhof in Bad Friedrichshall.

Mehrmals am Tag fülle man die leeren Fächer auf, sagt Traudel Stein, Mutter von Apfelhofbetreiber Sven Stein. Vor allem am Wochenende herrscht reges Treiben im Automatenhaus. Bezahlen kann man an allen Automaten bar oder mit Karte. Nur der Eis-Automat will ausschließlich Bares.

Im Automatenhaus in Weinheim ist Kartenzahlung möglich

Mittlerweile gibt es fast nichts, was es nicht im Automaten gibt. Maschinen, die nicht nur Snacks, sondern auch Nahrungsmittel herausgeben, schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Branche boomt, wie Andreas Köhr, Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, bestätigt.

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Angefangen hat der Boom vor Jahren mit Automaten, die den Kunden frisch gezapfte Milch beschert haben. Der Apfelhof Schulz hatte schon seit 15 Jahren einen kleinen Automaten aufgestellt, der das Angebot des Hofladens außerhalb der Öffnungszeiten abrundete. Seit zwei Jahren gibt’s nun das Automatenhaus mit erweiterter Produktpalette. Nico und Max bezeichnen die Preise, die hier aufgerufen werden, als absolut fair. Für 100 Gramm Eis werden 2,50 Euro fällig. Zwei eingelegte Schweinenackensteaks zum Grillen kosten 6,50 Euro, zehn Eier vier Euro und fünf Liter Apfelsaft 7,80 Euro – im Tankstellen-Supermarkt bezahlen die Kunden deutlich mehr.

Pandemie beschleunigt Automaten-Geschäft

Die Pandemie mit all ihren Beschränkungen war der Turbo für die Entwicklung. „Wir können nur Positives berichten“, sagt Köhr. Mittlerweile gibt es Geräte für Eier, Gemüse, frisches Fleisch, Wein, Nudeln und viele andere Dinge mehr.

Die Entwicklung der Geräte tut ein Übriges. Die Automaten kühlen, frittieren, kontrollieren – etwa bei alkoholischen Produkten – das Alter des Kunden und alarmieren die Betreiber per App, wenn Ware nachgefüllt werden muss.

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Auch Jens Müller, genannt Woschte Miller, ist sehr zufrieden mit der Nachfrage nach seinen Produkten. Auch in Schriesheim betreibt er einen Automaten mit seinen Fleisch- und Wurstwaren, ebenfalls auf einem Obsthof.

Meist sind es nach Beobachtung des Bauern- und Winzerverbandes regionale Direktvermarkter, die ein Zusatzgeschäft zum Hofladen aufbauen. Die Geräte kosten einen fünfstelligen Betrag, sind nach Ansicht des Verbands aber eine lohnende Investition in die Zukunft. Denn mittlerweile gibt es sogar schon vereinzelt kleine Dörfer, in denen Automaten die Nahversorgung ersetzen – dort, wo sich der Betrieb eines Supermarkts nicht rechnet.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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