Bildung

Ältere Schüler helfen in der Mannheimer Neckarschule Jüngeren

"Neckarbrücke" heißt ein Projekt, das seit einigen Jahren in der Neckarstadt-West läuft. Dabei unterstützen Jugendliche der Marie-Curie-Realschule Viertklässler der Neckarschule bei den Hausaufgaben. So läuft es

Von 
Bertram Bähr
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In der Neckar-Grundschule helfen Mentoren der Marie-Curie-Realschule bei den Hausaufgaben, unterstützt von Elif Kaya (hinten links). Sie absolviert hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr. © Bertram Bähr

Mannheim. „Wenn ich nicht weiterkomme, frage ich“, sagt Mohammed: „Dann erklären die“, berichtet der Schüler der Neckar-Grundschule dem „Mannheimer Morgen“. „Die“ - das sind Achtklässlerinnen und Achtklässler der benachbarten Marie-Curie-Realschule (MCS). Die MCS liegt gerade 200 Meter entfernt, den Weg am Neumarkt in der Neckarstadt-West entlang gehen die Älteren einmal in der Woche dienstags, um den Jüngeren bei den Hausaufgaben zu helfen.

„Neckarbrücke“: So nennt sich das Projekt, das seit einigen Jahren erfolgreich läuft. Schülermentoren bauen diese Brücke, wie zum Beispiel Daljoben. Er schaut gerade Rejan über die Schulter. „Mathematik mag ich am liebsten“, antwortet Rejan auf die Frage des Reporters. Daljoben blickt auf das Arbeitsblatt, lächelt, sagt: „Er macht alles richtig.“

Das Mentorenprogramm an der MCS hat Tradition, berichtet Rektor Hendrik Tzschaschel. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz in der Hausaufgabenbetreuung. Sechstklässler beginnen ihre Tätigkeit als Lesepaten, in der siebten Klassen liegt der Schwerpunkt auf der Unterstützung im Sportbereich - zum Beispiel bei der Begleitung von Bundesjugendspielen. Darauf folgt die Hausaufgaben-Betreuung. Und zwar zum einen in der MCS selbst. Ältere helfen dort den Jüngeren und werden dabei von einer Fachkraft des städtischen Mannheimer Unterstützungssystems Schule (MAUS) begleitet. Zum anderen bei der „Neckarbrücke“ - und später dann auch im Campus-Projekt.

Im Campus-Projekt aktiv

Dieses Projekt ist ein Herzstück der Lokalen Stadterneuerung (LOS) in der Neckarstadt-West und zielt auf mehr Bildungsgerechtigkeit. Derzeit werden etwa 100 der rund 600 Grundschulkinder im Stadtteil an drei Standorten gefördert. Zum Campus gehören ein gemeinsames Mittagessen nach Schulschluss, Hausaufgabenbetreuung sowie ein kreatives und sportliches Nachmittagsprogramm.

Zahlreiche Akteure und engagierte Bürgerinnen und Bürger ziehen dabei an einem Strang. Und mit dabei sind bei der Hausaufgabenbetreuung eben auch Schülermentorinnen und -mentoren der MCS.

Wenn sie davor bei der „Neckarbrücke“ zum Einsatz kommen, immer im zweiten Schulhalbjahr, liegt eine Fortbildung hinter ihnen. Für diese Fortbildung und die Unterstützung der Mentoren in der Neckarschule zeichnet aktuell Elif Kaya verantwortlich. Die junge Frau absolviert in der Neckarstadt ihr Freiwilliges Soziales Jahr. „Sie macht das mit großer Ruhe und Gelassenheit“, freut sich Peter Deffaa, Rektor der Neckar-Grundschule.

Bei den Schulungen, berichtet Elif Kaya, gehe es in erster Linie „um zwischenmenschliche Kommunikation und auf was man dabei achten sollte“. Kaya legt Wert auf respektvollen Umgang miteinander, auf Konflikttraining und darauf, auf die Emotionen des jeweiligen Gegenübers zu achten und darauf Rücksicht zu nehmen. Tzschaschel bestätigt: „Man muss auch miteinander umgehen können, wenn es mal nicht perfekt läuft.“

Die Schülerinnen und Schüler der MCS, die sich bei der „Neckarbrücke“ engagieren, bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung. Dafür sorgt der Kiwanis-Club, der das Projekt seit Jahren finanziell fördert. Es sei dem Club ein Herzensanliegen, soziale Projekte in Schulen zu unterstützen, betont Vize-Präsident Wolfgang Müller.

Die „Neckarbrücke“ sei „ein toller Ansatz“, findet Peter Deffaa, die Jugendlichen der MCS bekämen dadurch eine hohe soziale Kompetenz. Und den eigenen Schülern helfe das Projekt „ungemein weiter“. Viele der Grundschülerinnen und -schüler besuchen nach der vierten Klasse die benachbarte Realschule, durch die „Neckarbrücke“ hätten sie schon einen guten Bezug zur MCS: „Das hilft ihnen, in der fünften Klasse durchzustarten“, freut sich Deffaa.

Verantwortung für den Stadtteil

Auch Hendrik Tzschaschel findet es ausgesprochen sinnvoll, dass Schülerinnen und Schüler, die später zur MCS kommen, frühzeitig „entsprechend unterstützt werden“. Die beiden Schulen seien ja „quasi in Rufweite“.

Von den rund 80 Viertklässlern besuchen in der Regel zehn bis zwölf Schülerinnen und Schüler die Hausaufgabenbetreuung, das Ganze auf freiwilliger Basis. Die vorhandenen Plätze reichen nach Angaben von Deffaa aus, in der Regel meldeten sich nicht mehr als ein rundes Dutzend für die „Neckarbrücke“ an, „das passt“.

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Bertram Bähr
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Ein Ziel des MCS-Mentorenprogramms ist es nach den Worten von Hendrik Tzschaschel auch, „Verantwortung für den eigenen Stadtteil zu übernehmen“ - was sich nicht zuletzt im Engagement für das Campus-Projekt niederschlägt. Auch Daljoben und Orges könnten sich vorstellen, dort weiterzuarbeiten.

Orges hat seine Tätigkeit als Sportmentor begonnen und „mit Kindern der Humboldt-Grundschule Sport gemacht, zum Beispiel Völkerball gespielt“. Im Sportbereich ist er nach wie vor aktiv, neben seinem Engagement in der Hausaufgaben-Betreuung.

Als Lesepate war er zuvor noch nicht im Einsatz. Aber die Mentoren-Tätigkeit litt auch eine Zeit lang unter der Corona-Pandemie. Das ist zum Glück Vergangenheit. Die Mentorinnen und Mentoren freuen sich ebenso wie die Kinder, die sie betreuen, dass sie jetzt wieder voll durchstarten können.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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