Rhein-Neckar. Hat ein heute 45-Jähriger über einen Zeitraum von fast 30 Jahren mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und davon auch noch Bild- und Videoaufnahmen angefertigt? Wegen dieses Verdachts sitzt seit Dezember ein Mann in Untersuchungshaft, der die – es sind ausschließlich Jungs – mutmaßlich Geschädigten im Kontext seiner Vereinstätigkeit kennengelernt haben soll.
Die Mannheimer Kriminalpolizei und die Mannheimer Staatsanwaltschaft haben am Freitag gemeinsam mitgeteilt, dass der Hinweis eines Zeugen dazu geführt hat, dass der 45-Jährige bereits vor Monaten festgenommen wurde. Dass die Öffentlichkeit erst jetzt darüber informiert wird, habe auch mit dem Opferschutz zu tun. Seit Dezember sei eine Masse an Beweismitteln geprüft worden, um alle Opfer zu identifizieren.
So hätten die Ermittlungen ergeben, dass die Kinder und Jugendlichen jeweils zwischen elf und 17 Jahre alt waren, als sie in die Fänge des Verdächtigen gerieten. 1992 – da war der heute 45-Jährige selbst erst 16 Jahre alt – soll alles angefangen haben. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren soll es immer wieder zu Taten zum Nachteil mehrerer Geschädigter gekommen sein. Bis zu seiner Verhaftung war er den Erkenntnissen der Ermittler zufolge aktiv.
Mehr als eine halbe Million Bilder
Im Bericht der Polizei heißt es: „Der Tatverdächtige dokumentierte sein Vorgehen unter anderem durch Bild- und Videoaufnahmen. Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, dass diese Aufnahmen verbreitet wurden.“ Bei der Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen seien umfangreiche Beweismittel sichergestellt worden. Hinweise auf eine Tatbeteiligung weiterer Personen hätten sich bislang nicht ergeben. Für das Verfahren seien etwa 550 000 Bild- und 28 000 Videodateien auf mehr als 100 digitalen Speichermedien ausgewertet worden. Alle 18 Betroffenen hätten mittlerweile identifiziert und vernommen werden können.
Im Verlauf von 29 Jahren soll der Tatverdächtige sich in über 100 Fällen an den Betroffenen vergangenen haben. Der Vorwurf lautet auf sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. In über zehn Fällen soll er sich des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. Außerdem besteht der Verdacht, dass er sich strafbar gemacht hat, weil er kinder- und jugendpornografisches Material hergestellt und besessen habe. Ein weiterer Verdacht: Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen.
Ermittlungsbehörden geben keine Infos raus
Weitere Nachfragen bei den Ermittlungsbehörden zu den Vorwürfen brachten am Freitag keine zusätzlichen Informationen. Weder zu der Frage, wer die Taten angezeigt habe, noch zu den Umständen, unter denen die im Raum stehenden Straftaten stattfinden konnten. Ob der Mann selbst Trainer war, wollte eine Pressesprecherin aus Gründen des Opferschutzes nicht beantworten. Nachfragen zu der extrem hohen Anzahl von Bildaufnahmen beantworteten die Ermittler ebenfalls nicht. Wann ein Gerichtsprozess gegen den Verdächtigen beginnt, ist bisher auch nicht bekannt.
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