Handball

Löwen-Trainer Gärtner bleibt an Bord

Von 
Thorsten Hof
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Klaus Gärtner sieht keinen Bruch zwischen sich und der Mannschaft. Das soll in Leipzig unter Beweis gestellt werden. © Binder

Mannheim. Als sich der Mannschaftsbus der Rhein-Neckar Löwen am Montagnachmittag Richtung Leipzig aufmachte, wo am Dienstag (19 Uhr) die 2. Runde im DHB-Pokal ansteht, nahm auch Klaus Gärtner seinen gewohnten Platz im gelben Luxus-Liner des zweifachen deutschen Handball-Meisters ein. Eine Nachricht ohne größeren Sensationswert, aber angesichts der Nachwehen infolge des jüngsten 30:35-Debakels beim TVB Stuttgart auch keine Selbstverständlichkeit. Schließlich hatte sich der Coach direkt im Anschluss an die nächste empfindliche Bundesliga-Pleite selbst massiv in Frage gestellt, alle Verantwortung auf sich genommen und offengelassen, ob es am Tag darauf noch den Bundesliga-Trainer Klaus Gärtner geben würde.

Doch die anschließende kurze Nacht, Gespräche mit der Club-Führung und seinen Profis bewogen den 46-Jährigen zum Weitermachen. „Wir Trainer sind auch Vorbild. Und was wäre ich für ein Vorbild, das Team jetzt alleine zu lassen. Wir müssen da jetzt gemeinsam durch und werden alles versuchen“, erklärte Gärtner am Tag danach.

„Das ist alles sehr belastend“

Seine öffentlichen Gedankenspiele von Stuttgart, bei denen vieles nach Abschied klang, erklärte der 46-Jährige mit den momentanen Umständen. „Das ist alles sehr belastend und sicherlich war das ein Stück aus der ersten Emotion heraus“, sagte Gärtner am Montag und übte auch etwas Selbstkritik. „Ein Medienprofi hätte das vielleicht etwas anders wegmoderiert. Aber ich bin authentisch und wenn man das Herz auf der Zunge trägt, kann so etwas mal passieren“, blickte der Odenwälder zurück.

Und auch wenn der Coach monierte, dass Anweisungen nicht umgesetzt worden seien, wollte er dies auf einzelne Situationen begrenzt wissen. „Das ist keine grundsätzliche Geschichte – sonst hätte ich tatsächlich gehen müssen. Es gibt keinen Bruch zwischen Trainer und Mannschaft“, beschreibt Gärtner seine Sicht der Dinge und ist weiter der Meinung, das Team erreichen zu können.

Rückendeckung trotz der jüngsten Entwicklung bekam Gärtner auch von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. „Klaus bleibt natürlich unser Trainer“, bekräftigte die Löwen-Managerin, die direkt am Sonntagabend und auch nochmals am Montagvormittag mit dem Coach gesprochen hatte. Kettemann vertraut nun darauf, dass der Odenwälder die Mannschaft vor dem wichtigen Pokalspiel in Leipzig nochmals aufrichten kann.

Rückendeckung von Kettemann

„Der DHB-Pokal ist ein wichtiger Wettbewerb für uns, in den wir jetzt positiv hineingehen wollen. Alles andere analysieren wir intern, zu weiteren Spekulationen möchte ich mich nicht äußern“, lenkte Kettemann den Fokus auf die Begegnung bei den Sachsen. Klar ist aber auch: Sollten die Löwen nach dem Scheitern in der Qualifikationsphase der European League nur eine Woche später gleich aus dem nächsten Wettbewerb fliegen, dürfte sich die Situation je nach Art und Weise der Vorstellung beim SC DHfK Leipzig weiter verschärfen.

Schließlich ist mit der Rücktrittsdrohung von Stuttgart eine weitere Patrone verschossen worden, um die völlig aus dem Takt geratene Mannschaft wieder in die Spur zu bringen und andere Hebel als disziplinarische Maßnahmen wurden ebenfalls schon betätigt. So fehlte in Stuttgart beispielsweise Mait Patrail, nach Informationen dieser Redaktion aufgrund ungenügender Trainingsleistungen.

Sollte es also weiter in die falsche Richtung gehen – wie am Sonntag gegen eine ersatzgeschwächte Stuttgarter Mannschaft, die bislang ohne Punkt war, – dürfte in der Löwen-Chefetage nochmals neu gedacht werden – auch wenn die Alternativen überschaubar sind.

Nun ruhen aber zunächst alle Hoffnungen auf dem Pokalspiel in Leipzig, dass die Löwen angesichts von mehr als durchschnittlich 32 Gegentoren in den vergangenen Spielen und der aktuellen Situation laut Gärtner sicher nicht als Favorit angehen. Und um die Negativ-Spirale erst gar nicht wieder in Schwung zu bringen, setzen sich die Badener mittlerweile schon minimale Etappenziele.

„In der ersten Viertelstunde nicht in Rückstand geraten“, heißt laut Gärtner etwa der Plan, um ein Mindestmaß an Stabilität zurückzugewinnen. „Und wenn es spielerisch nicht wie am Schnürchen läuft, müssen wir eben vielleicht auch ein bisschen mehr über den Kampf und die Emotionen kommen“, fordert Kapitän Uwe Gensheimer und möchte die Fehler von Stuttgart abgearbeitet wissen. „Denn wenn wir das auf dem Video sehen, werden wir es selbst nicht glauben, was wir da für Fehler gemacht haben“, sagte der Linksaußen, dem der Schock von Stuttgart ebenso in den Knochen saß wie seinem Coach.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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