Forschung an gesünderem Essen

Der Mannheimer Südzucker-Konzern vermarktet unter dem Namen Beneo sogenannte funktionelle Inhaltsstoffe für Lebensmittel, die das Wohlbefinden fördern sollen. Vor allem der Markt in Asien boomt.

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Von Alexander Jungert
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Was Südzucker hauptsächlich herstellt, steckt schon im Namen des Mannheimer Konzerns. Weniger bekannt hingegen ist das Segment Spezialitäten mit der Marke Beneo. Dahinter verbergen sich sogenannte funktionelle Inhaltsstoffe für Lebensmittel und Getränke. "Sie tragen dazu bei, diese sowohl ernährungsphysiologisch als auch technologisch zu verbessern", erklärt eine Sprecherin.

Beneo beliefert ausschließlich Kunden aus der Industrie. Ein Hersteller macht mit den funktionellen Inhaltsstoffen seine Schokolade cremiger, ein anderer stellt damit Kaugummis her, die das Etikett "zahnfreundlich" tragen dürfen. Sie enthalten zum Beispiel Isomalt, ein Austauschstoff für Zucker, der aus Zucker selbst hergestellt wird. Der Austauschstoff verfüge über ähnliche Eigenschaften wie das eigentliche Produkt, sagt die Sprecherin.

Die funktionellen Inhaltsstoffe werden aus Zichorienwurzel, Rübenzucker, Reis sowie Weizen gewonnen. Das größte deutsche Werk von Beneo ist in Offstein (Pfalz), dort befinden sich auch zahlreiche Labors. Zudem gibt es Produktionsstätten in Belgien, Chile und Italien.

Neben der Zahngesundheit hat sich Beneo auf Inhaltsstoffe spezialisiert, die gering auf den Blutzucker wirken sollen. Denn wird der Blutzuckerspiegel immer wieder in kurzen Abständen nach oben gejagt, nimmt man an, dass sich auch dadurch das Risiko erhöht, Diabetes zu entwickeln. Eine Zivilisationskrankheit - laut Beneo nicht nur in den europäischen Industrieländern. Nach Angaben der Sprecherin leiden auch immer mehr Menschen in China darunter. Deshalb exportiert Beneo vermehrt funktionelle Inhaltsstoffe zu Lebensmittelherstellern in asiatischen Schwellenländern. Der Markt wachse sehr stark, eine Produktion sei dort aber zunächst nicht geplant.

Auch die gesunde Verdauung spielt eine Rolle. Die Lebensmittelzutaten von Beneo sollen eingesetzt werden, um etwa Milchprodukte, Backwaren und Cerealien mit Ballaststoffen wie Inulin und Oligofruktose aus der Zichorienwurzel anzureichern. "Die tägliche Aufnahme von Ballaststoffen liegt auch in Deutschland weit unterhalb anerkannter Empfehlungen", sagt die Sprecherin.

Der Wettbewerb ist hart. Ein Konkurrent von Beneo: der US-Konzern Cargill, der auch auf dem deutschen Markt aktiv ist. Zuletzt sind die Preise für Rohstoffe und Energie gestiegen. Gleichzeitig sparen Kunden beim Essen; was keinen erkennbaren zusätzlichen Nutzen hat, kaufen sie nicht. Für Beneo ist das insofern ein Problem, als die Zulassung gesundheitsbezogener Werbeaussagen ("health claims") in der Europäischen Union komplex ist. Die dafür nötigen wissenschaftlichen Studien dauern Jahre. "Der Aufwand für Forschung und Entwicklung lohnt nur, wenn unsere Kunden am Schluss auch mit der gesundheitsbezogenen Wirkung werben dürfen", so die Sprecherin.

Die vier Segmente von Südzucker

  • Der Südzucker-Konzern mit Sitz in Mannheim arbeitet in vier Segmenten: Zucker, Spezialitäten, CropEnergies und Frucht.
  • Zucker: Südzucker ist der größte Hersteller von Zucker in Europa. Dieses Segment trägt mehr als die Hälfte zum gesamten Konzern-Umsatz bei. Dieser lag im Geschäftsjahr 2011/12 bei rund 7 Milliarden Euro.
  • Spezialitäten: In dieses Segment fallen funktionelle Lebensmittel (Beneo), aber auch das Geschäft mit Pizza (Freiberger). Anteil am Konzern-Umsatz: rund 25 Prozent.
  • CropEnergies: Die Konzern-Tochter gehört zu den größten europäischen Herstellern von Bioethanol - einem Biokraftstoff, der hierzulande unter anderem dem Superbenzin E10 beigemischt wird. Anteil am Konzern-Umsatz: rund 8 Prozent.
  • Frucht: Hierunter fallen unter anderem Fruchtzubereitungen für die Backwaren- und Eiscrème-Industrie. Anteil am Konzern-Umsatz: rund 13 Prozent.
  • Vorstandschef ist Wolfgang Heer. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 17 500 Mitarbeiter, davon in der Region rund 1000. jung

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