ZEW-Studie - Jedes zehnte Unternehmen nutzt inzwischen Künstliche Intelligenz – vor allem in der Dienstleistungsbranche

KI-Einsatz steigt in der Wirtschaft sprunghaft an

Von 
Walter Serif
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Spracherkennung ist eines der Haupteinsatzgebiete von KI. © Daniel Karmann/dpa

Mannheim.

Es ist mehr als nur ein Modewort: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Unternehmen entwickelt sich sprunghaft. 2021 nutzte rund jeder zehnte Betrieb in Deutschland KI – also fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2019. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Fast alle Unternehmen setzen demnach beim KI-Einsatz auf Kooperationen, die Ausrichtung dieser Zusammenarbeit fällt aber unterschiedlich aus. Als Faustregel gilt: Je höher der KI-Reifegrad eines Unternehmens ist, desto größer sind die internen Kompetenzen. Mit der Größe eines Betriebs steigt auch der Anteil der KI-Nutzung.

Am weitesten verbreitet ist diese in der Dienstleistungsbranche. Darunter fallen Informations- und Kommunikationsdienstleistungen, Finanzen sowie freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, also Ingenieurbüros, Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung sowie Werbung. In der Industrie weisen vor allem die Branchen Elektro sowie der Fahrzeug- und Maschinenbau die höchsten KI-Anteile auf. Haupteinsatzgebiete von KI sind Spracherkennung, die Prozessautomation- und -optimierung, maschinelles Lernen und die Analyse von Textdaten.

Vielen Firmen fehlt das Know-how

Die Mehrheit der KI-aktiven Unternehmen verfügt über eigene Kompetenzen im technischen Bereich, dazu gehören der Umgang mit Daten und die Entwicklung von Softwarelösungen. Die Studie zeigt aber auch, dass 64 Prozent der Unternehmen ihre KI-Kompetenzen durch die Weiterbildung von Beschäftigten optimieren wollen. Gleichzeitig investiert die Hälfte der Betriebe in die Verbesserung der technischen Voraussetzungen für den KI-Einsatz.

Vielen Unternehmen fehlen aber die technologischen und organisatorischen Fähigkeiten, um KI effektiv nutzen zu können. Daher greifen mit 90 Prozent fast alle Firmen auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Einrichtungen zurück. Nur 26 Prozent entwickeln ihre Anwendungen selbst, rund ein Drittel arbeitet mit einem Kooperationspartner zusammen. 41 Prozent der Unternehmen überlassen die Entwicklung den Partnern. Besonders ältere und größere Betriebe sowie Firmen mit einem mittelhohen KI-Reifegrad greifen auf Partner zurück. Dabei geht es vor allem um Anwendungsgebiete wie maschinelles Lernen und Automatisierung.

Unternehmen, die viel Personal im KI-Bereich einsetzen oder deren KI-Reifegrad hoch ist, entwickeln dagegen überwiegend selbst. „Unternehmen kooperieren meistens dann, wenn sie über eigene KI-Kompetenzen verfügen, jedoch nicht zur Spitze der KI-Nutzer in Bezug auf Reifegrad und Intensität zählen“, sagt Studienautor Christian Rammer. Die Kooperationen beziehen sich demnach nicht nur auf Forschung und Entwicklung von KI-Anwendungen, sondern auch auf Datenzugang und -analyse, IT-Infrastruktur und auf die Integration von KI in internen Prozessen. Ziele der Kooperation mit Dritten sind laut Studie eine schnellere Umsetzung von KI-Projekten und der Zugang zu Wissen und Technologien.

Weiterhin zeigt die Studie, dass die Kooperationspartner der Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen kommen: IT-Unternehmen und Softwareentwickler sind mit 71 Prozent der größte Teil, 55 Prozent kooperieren mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen. Weitere Partner sind Kunden und andere Unternehmen in der Branche, ebenso wie KI-Start-ups.

Software oft nicht kompatibel

Die Frage nach technischen Schnittstellen ist eine zentrale Herausforderung der kooperierenden KI-Unternehmen, ebenso wie die mangelnde Kompatibilität von Softwarelösungen. „Die Etablierung von branchen- oder anwenderspezifischen Lösungen und der Entwicklung von Standards kann dem entgegenwirken“, so Rammer. Eine weitere Schwierigkeit stelle das fehlende gemeinsame KI-Verständnis dar. Lösungsansätze dafür können demnach die aktive Verbreitung von Wissen über KI sein. Der flächendeckende Ausbau einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur ebenso wie rechtliche Regelungen zur Verbesserung des Zugangs und der Nutzungsmöglichkeiten von Daten würden die schnelle Verbreitung von KI in Unternehmen unterstützen.

Notwendig sei ein ausreichendes Fachkräfteangebot: „Gerade bei nicht-technischen Kompetenzen sehen sich viele Unternehmen nicht ausreichend aufgestellt. Hier kann die Integration von KI-Inhalten in Studiengänge einen Beitrag leisten. Wichtig ist auch ein umfassenderes Beratungsangebot“, sagt Rammer.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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