"Letztendlich verhindern wir Katastrophen"
Interview mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Steffen Philipp über Sicherheitstechnik, die Metropolregion und die Entwicklung als Familienunternehmen.
Steffen Philipp leitet HIMA in vierter Generation. 1999 übernahm er die Funktion des geschäftsführenden Gesellschafters. Anfang der 1990er Jahre baute HIMA den asiatischen Markt auf. HIMA beschäftigt heute Mitarbeiter aus rund 30 Nationen in 16 Tochtergesellschaften - und ist international tätig. Modernste Technik "made in Brühl, Germany" sorgt rund um den Globus für Sicherheit und verhindert Katastrophen. Ein Gespräch über Bohrinseln, wachsende Märkte und die Bedeutung von Mitarbeitern.
Herr Philipp, wie lässt sich das HIMA-Kerngeschäft beschreiben?
Steffen Philipp: Letztendlich verhindern wir mit unseren Lösungen Katastrophen. Katastrophen, die schlimmstenfalls den Verlust von Menschenleben bedeuten, in jedem Fall aber einem Unternehmen einen enormen Imageschaden zufügen und Investitionen zunichtemachen. Ein klassisches Beispiel für ein solches Szenario war der Fall der Deep-Water-Horizon im Golf von Mexiko. Da wurde ein Bohrloch in großer Tiefe undicht und man hatte keine Chance, dieses Leck abzudichten. Wir bieten großen Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie sowie der Petrochemie die sogenannte Funktionale Sicherheitsberatung. Das heißt, wir beraten diese Unternehmen, wie sie solche eingangs erwähnten Katastrophen verhindern können. Dazu entwickeln wir Hochleistungsrechner, sowohl Hard- als auch die entsprechende Software, die, je nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden, in den laufenden Prozess eingreifen. Sobald ein Parameter, zum Beispiel Druck oder Fließgeschwindigkeit, nicht mehr den gewünschten Wert hat, wird die Anlage, unter Beachtung der jeweils individuellen Kriterien des Kunden, abgeschaltet.
Von Brühl aus agiert HIMA global. Was spricht aus Ihrer Sicht für den Standort in der Metropolregion Rhein-Neckar?
Steffen Philipp: Schon mein Urgroßvater hat damals, um 1900, beschlossen, sich im Rhein-Neckar-Raum niederzulassen und Schiffsausrüstungen und andere Technik in Mannheim an die Industrie zu verkaufen. Es gab später nie einen Grund, die Region zu verlassen. Im Gegenteil: Da hier schon immer viel Industrie angesiedelt war, konnten wir stets schnell passende Mitarbeiter finden. Des Weiteren ist die Region ein sehr zentraler Standort, der Flughafen Frankfurt ist schnell erreicht, das ist gerade für uns als global agierendes Unternehmen sehr wichtig. Kunden, die mit dem Auto anreisen, sehen die HIMA direkt von der Autobahn, das ist für uns ebenfalls von Bedeutung. Die Region ist eine Gegend, in der viele hochqualifizierte Mitarbeiter verfügbar sind. Durch Universitäten und Fachhochschulen, gibt es hier jede Menge Ingenieursnachwuchs - den wir brauchen. Und nicht zuletzt ist die Wohnlage zwischen Pfalz und Odenwald hochattraktiv - gerade für Menschen, die hierher zum Arbeiten kommen.
Welchen Herausforderungen begegnen Sie als Unternehmer in Ihrem Marktsegment?
Steffen Philipp: Zunächst ist es so, dass sich das Geschäft für die HIMA in den vergangenen Jahren von einem Anbieter für die Öl- und Gasindustrie und die chemische Industrie aus Deutschland heraus in die Märkte, die wachsen, entwickelt hat. Wir sind letztendlich deshalb ins Ausland gegangen, weil unsere Kunden an den Standorten, wo sie produzieren, unsere Lösungen benötigen. Also mussten wir uns entscheiden, ob wir mit unseren Auftraggebern wachsen oder ein lokales Unternehmen bleiben wollten. Wir sind unseren Kunden dann gefolgt, haben weltweit Service- und Vertriebsstützpunkte aufgebaut, um ihnen vor Ort die nötige Unterstützung garantieren zu können. Da wir mit Sicherheitstechnik zu tun haben, braucht der Kunde uns immer schnell. Deshalb müssen wir vor Ort sein. Denn das ist unser klares Ziel: Schnell vor Ort die Hilfe geben, die es braucht, um Probleme zu lösen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei der Bewältigung dieser Herausforderungen?
Steffen Philipp: Die Mitarbeiter sind das Ein und Alles des Unternehmens, ohne sie würde es nicht funktionieren. Die Mitarbeiter von HIMA stellen ihr Rückgrat dar, sie sind die Grundlage für den Erfolg. Wir haben einen hohen Anteil an Ingenieuren und Informatikern, da diese Experten für uns enorm wichtig sind. Und bei HIMA, und darauf bin ich besonders stolz, arbeiten Menschen aus knapp 30 Nationen. Wir verfügen über sehr viele hochmotivierte Mitarbeiter, die aus der ganzen Welt kommen, um in Brühl, aber auch im Ausland, für uns zu arbeiten.
Welche Ziele haben Sie sich für das laufende Entwicklungsjahr 2014 gesetzt?
Steffen Philipp: Wir sind in den vergangenen drei Jahren äußerst stark gewachsen, mit Raten im zweistelligen Bereich. Wir wollen den erreichten Erfolg jetzt konsolidieren. Dazu haben wir klare Vorgaben und Ziele gesetzt, an denen wir arbeiten. Wir haben eine Planung aufgesetzt, die für uns erfüllbar ist. Wir sind ein gesundes Unternehmen und genauso wollen wir uns auch weiterentwickeln. sk
Auf einen Blick
- HIMA wurde 1908 in Mannheim gegründet und ist ein unabhängiges, mittelständisches Familienunternehmen.
- Der Stammsitz von HIMA ist in Brühl. Das Unternehmen ist mit 16 Gruppenunternehmen in der Industriellen Automatisierungstechnik aktiv.
- Weltweit werden 850 Mitarbeiter beschäftigt, in Brühl 480.
- Kern der Geschäftstätigkeit ist die Entwicklung, Produktion und das Engineering von sicherheitsgerichteten Automatisierungslösungen. Jährlich werden bis zu 126 000 Baugruppen produziert.
- Das Leistungsspektrum umfasst mehrere Produktfamilien speicherprogrammierbarer Steuerungen, branchenindividuelle Lösungen und Functional Safety Management.
- Weltweit gibt es circa 35 000 installierte HIMA-Systeme. HIQuad ist die am häufigsten in Betrieb genommene Steuerung.
- Jeder dritte Mitarbeiter ist in der Forschung und Entwicklung beschäftigt. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt zehn Jahre.
Kontakt
HIMA PAUL HILDEBRANDT GMBH
Albert-Bassermann-Straße 28
68782 Brühl
Tel: 06202 / 70 90
Fax: 06202 / 70 91 07
E-Mail: info@hima.com
Internet: www.hima.de
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