DFB-Pokal

SV Waldhof gegen Eintracht Frankfurt: Trares plant den Coup gegen seinen Jugendverein

Von 
Alexander Müller
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Der SVW und Eintracht Frankfurt treffen am Sonntag um 15.30 Uhr im Carl-Benz-Stadion aufeinander - hier ein Archivbild von einem Testspiel 2014. © AS Sportfoto/ Binder

Mannheim. Für Bernhard Trares geht die Reise in die eigene Vergangenheit weiter. Am vergangenen Montag schlug der Trainer mit dem SV Waldhof in der 3. Liga den TSV 1860 München mit 4:0. Den Club, mit dem der mittlerweile 53-Jährige 1994 in die Bundesliga aufgestiegen war. Am Sonntag (15.30 Uhr, Carl-Benz-Stadion ausverkauft) wartet in der ersten Runde des DFB-Pokals Bundesligist Eintracht Frankfurt auf die Mannheimer. Der Verein, bei dem der Heppenheimer in den 80er Jahren in der Jugend ausgebildet wurde, bevor er es über Umwege zu einem etablierten Mittelfeldspieler in der Bundesliga brachte, der Aggressivität und technische Raffinesse vereinte.

„Ich hätte schon gerne mal für den Adler gespielt. Das wäre ein Wunsch von mir gewesen“, gesteht Trares vor dem prickelnden Pokalduell der Nachbarn, das die Fußball-Szene der Region schon seit Tagen elektrisiert. „Aber im Leben gehen nicht immer alle Wünsche in Erfüllung.“ Denn als Trares alt genug für den Seniorenbereich war, verlieh die Eintracht ihn zu Zweitligist Darmstadt 98. „Manni Binz und ich waren die beiden Spieler, die das Potenzial für Profifußball hatten. Aber wahrscheinlich war ich in den jungen Jahren einfach nicht gut genug“, erinnert sich der heute 53-Jährige: „Ich musste dann den Umweg über Darmstadt in der 2. Liga machen, aber das war auch nicht das Schlechteste.“

In seiner Trainerkarriere musste Trares ebenfalls manche Unwägbarkeit aus dem Weg räumen, bis er mit dem SV Waldhof den Verein fand, der ideal zu ihm passt. Der Südhesse führte den Traditionsverein zurück in den Profifußball und zum ersten Mal seit 16 Jahren auch wieder in den DFB-Pokal, wo die frühere Nationalspielerin Nia Künzer mit der Eintracht ein Traumlos zog. „Frankfurt ist hier in der Gegend sicher der Verein, der uns am nächsten steht. Gerade an der Bergstraße und im Odenwald gibt es viele Eintracht-Fans“, meint Trares. Die Nähe zwischen beiden Clubs ist auch dadurch entstanden, dass zwischen den organisierten Fans der Eintracht und des SVW seit 2006 eine Fanfreundschaft existiert, die von beiden Seiten gepflegt wird. Fast 25.000 Zuschauer – davon 3600 Fans aus der Main-Metropole, wollen sich den Pokalkracher nicht entgehen lassen.

Obwohl Trares in der Zwischenzeit in München, Bremen oder Worms spielte und arbeitete, ist der Kontakt zu seinem Jugendverein nie abgerissen. „Ich habe ab und zu in der Eintracht-Traditionsmannschaft mit Charly Körbel gespielt, der Teammanager Thomas Westphal hat mit mir in Hamburg gearbeitet“, sagt er. Die positive Entwicklung, die die SGE in der jüngeren Vergangenheit mit dem DFB-Pokal-Triumph 2018 und dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale in der vergangenen Saison gemacht hat, beeindruckt Trares, der auch ab und an noch zu den Spielen nach Frankfurt fährt. „Die Stimmung und Choreographien dort sind immer fantastisch. Deshalb lohnt es sich, bei der Eintracht ins Stadion zu gehen. Sie haben sich sehr gut vermarktet und den Verein ins Schaufenster gestellt. Das ist der aufstrebendste Verein der Bundesliga in den vergangenen Jahren.“

Diese grundsätzliche Sympathie ändert aber nichts daran, dass Trares seinen Ausbildungsclub am Sonntag am liebsten aus dem Pokal kegeln möchte. „Wenn wir gegen Gartenstadt verlieren können, können wir auch gegen die Eintracht gewinnen“, erinnert der Waldhof-Coach an die Niederlage gegen den Mannheimer Verbandsligisten in der Saisonvorbereitung. Tenor: In 90 Minuten können sich auch Qualitätsunterschiede nivellieren. Oder, wie es Waldhofs Mittelfeld-Renner Dorian Diring nach dem 4:0 gegen 1860 formulierte: „Wir spielen Fußball, weil keiner weiß, wie es ausgehen wird.“

Trares glaubt, dass sein Team keineswegs chancenlos in das Duell gegen den Europapokal-Teilnehmer geht, der sich in der vergangenen Saison als Titelverteidiger beim Regionalligisten Ulm mit 1:2 blamierte. „Wir werden schon in den gegnerischen Strafraum kommen und auch mal aufs Tor schießen. Und jede Chance für uns hat die dreifache Wirkung auf den Gegner“, betonte er. Dabei helfen könnte die personelle Situation: Bis auf die Langzeitverletzten und Mohamed Gouaida (Zerrung) steht Trares der komplette Kader zur Verfügung – inklusive des gegen 1860 München überragenden Ideengebers Gianluca Korte. Auch Co-Trainer Benjamin Sachs ist davon überzeugt, dass es eine kleine Chance gegen die große Eintracht gibt. „Frankfurt muss nicht nur gegen uns, sondern gegen das Stadion spielen. Jedes Spiel hat seine eigene Dynamik, manchmal soll es dann so sein. Ich habe das Gefühl, dass etwas gehen könnte“, sagte der Hesse, der zwischen Mannheim und Frankfurt pendelt.

Und wenn es entgegen allen Experten-Vorhersagen mit der Sensation klappen sollte, kann es in der zweiten Runde eigentlich nur einen Gegner für den SV Waldhof geben: Werder Bremen. Der Verein, mit dem Bernhard Trares 1999 im Berliner Olympiastadion den DFB-Pokal gewann. Es wäre die nächste Etappe auf seiner Nostalgiereise in die eigene Vergangenheit.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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