Mannheim. Seinen ersten Termin für die Rhein-Neckar Löwen hat er schon wahrgenommen - und zwar weder auf dem Spielfeld, noch in der Trainingshalle. In der vergangenen Woche schrieb Neuzugang Steffen Fäth bei einem Sponsor des Handball-Bundesligisten Autogramme, am 17. Juli wird der Rückraumspieler bei der ersten schweißtreibenden Einheit dann aber auch in sportlicher Hinsicht für den zweifachen deutschen Meister aktiv – worüber sich Geschäftsführerin Jennifer Kettemann extrem freut.
Die Managerin spricht mit Blick auf den Transfer von einem „Glücksgriff“, die Verpflichtung des Rechtshänders machte sie bereits im November 2016 perfekt. Wenige Monate zuvor war Fäth gerade erst zu den Füchsen Berlin gewechselt, wegen eines Krankheitsfalls in der Familie entschied sich der gebürtige Frankfurter aber schon damals frühzeitig für einen Abschied aus der Hauptstadt im Sommer 2018. „Es war eine tolle Zeit in Berlin, und ich habe dort viele Freunde gewonnen“, sagt der Neu-Löwe rückblickend, auch wenn er ausgerechnet im Saisonendspurt verletzungsbedingt ausfiel und beim Triumph der Füchse im EHF-Pokal nicht auf dem Feld stand.
Wenn die Badener aber in die neue Runde starten, wird der Halblinke wieder fit sein. Und er freut sich auf die neue Herausforderung beim Pokalsieger. „Ich habe die Entwicklung der Löwen verfolgt, sportlich gehören sie seit Jahren zu den Spitzenclubs der Liga und sie werden mir die Möglichkeit bieten, in der Champions League zu spielen“, sagt Fäth, der beim EM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Januar 2016 zu den absoluten Leistungsträgern der DHB-Auswahl gehörte und Weltklasse-Leistungen beim Turnier in Polen zeigte.
Dieses hohe Niveau will er künftig auch bei den Löwen abrufen, für die er nun schon zum zweiten Mal aktiv ist. Diesmal allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen als beim ersten Anlauf. Rückblick: Als der damals hochbegabte 18-Jährige im Sommer 2008 zu den Badenern kommt, befindet sich der Club im Umbruch. Nach wenigen Spieltagen kommt Wolfgang Schwenke als neuer Trainer für Iouri Chevtsov. Investor Jesper Nielsen gibt zudem das Ziel aus, der weltbeste Verein zu werden. Für einen wie Fäth ist da eigentlich kein Platz. Denn es sollen keine Spieler entwickelt, sondern Stars gekauft werden. „Es war eine andere Zeit mit einer anderen Philosophie“, erinnert sich der wurfgewaltige Halblinke, der nach einem Jahr die Löwen wieder verlässt und danach konsequent seinen Weg geht - auch wenn es nicht immer einfach ist.
Die nächste Station heißt Gummersbach: Beim VfL sitzt er meistens auf der Bank, die zwölf Monate beim oberbergischen Traditionsverein sind ein verschenktes, ein verlorenes Jahr. Mit dem strengen Trainer Sead Hasanafendic und dessen barscher Art hat der zurückhaltende Hesse Probleme. Er zieht nach einem Jahr wieder zurück Richtung Heimat und wechselt 2010 zur HSG Wetzlar. Die Anfänge dort sind aber auch schwierig. Coach Gennadij Chalepo wirft dem Rückraummann immer wieder vor, zu wenig an sich zu arbeiten.
Fäths Rettung heißt Kai Wandschneider, der im März 2012 bei der HSG als Trainer übernimmt und das Potenzial in dem immer noch jungen Spieler sieht. „Er hat mir vertraut. Ich durfte Fehler machen und trotzdem spielen. Auch in der Abwehr“, sagt der Rechtshänder und adelt seinen Ex-Coach: „Kai war mein großer Förderer.“ In seiner Stimme schwingen Dankbarkeit und Respekt mit. Denn Fäth weiß. Er wäre ohne Wandschneider heute nicht der, der er ist: ein gestandener Nationalspieler mit einem knallharten Wurf, aber auch einem ganz feinen Auge.
Keine Frage: Diese geballte Qualität auf einem derart hohen Niveau ist selten, weshalb die Löwen glücklich sind, dass der verheiratete Familienvater und Vater zweier Kinder seine Klasse künftig für die Badener einbringt. Er ist zweifelsohne der Königstransfer dieses Sommers. „Steffen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der besten Spieler in der Bundesliga auf seiner Position entwickelt“, freut sich Trainer Nikolaj Jacobsen schon auf die Zusammenarbeit mit dem 28-Jährigen, der dann künftig vor allem auch abseits der Autogrammstunden eine gute Figur abgeben will.
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