Mannheim. Die Stimmung in der Mannheimer SAP Arena kochte am Sonntagabend in den letzten Sekunden des zweiten Play-off-Halbfinalspiels zwischen den Adler Mannheim und dem ERC Ingolstadt über. Jedoch nicht, weil die Mannheimer gerade eine weitere Aufholjagd in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aufs Eis gezaubert hatten, sondern weil beide Mannschaften ihren Emotionen freien Lauf ließen. Es wurden „Zeichen gesetzt“ wie es in der Eishockeysprache heißt. „Wenn, dann muss man die Zeichen innerhalb der 60 Minuten setzen“, machte Adler-Kapitän Denis Reul nach der Partie deutlich, was er davon hielt.
Vorausgegangen war dem Ganzen ein vermeintliches Haken von Adler-Stürmer Matthias Plachta, das von den zu keinem Zeitpunkt souverän auftretenden Schiedsrichtern Sirko Hunnius und Marian Rohatsch mit einer Strafe geahndet wurde. Die Emotionen, die schon die ganze Partie über vorhanden waren, schaukelten sich hoch. Ingolstadts Daniel Pietta drückte unmittelbar danach den wild gestikulierenden, weil fassungslosen, Plachta gegen die Bande. Adler-Angreifer David Wolf schnappte sich Pietta, ignorierte, dass dieser deutlich sichtbar nicht kämpfen wollte, und verpasste ihm mit einem Schlag einen Cut unter dem linken Auge. Die Unparteiischen beließen es für Wolf bei einer fünfminütigen Strafe.

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Die Liga sah das jedoch anders: Sie sperrte den Flügelstürmer nachträglich für die nächsten drei Play-off-Spiele und begründete das zum einen mit dem aggressionslosen Verhaltens Piettas, der nicht am Kampf teilnehmen wollte, und zum anderen, dass Wolf eine Verletzung seines Gegenspielers in Kauf nahm. Zudem muss der 33-Jährige eine Geldstrafe in nicht genannter Höhe zahlen.
Doch damit nicht genug: Da Adler-Cheftrainer Bill Stewart in der Folge auf der Auswechselbank mit einem weißen Handtuch wedelte und sich in Richtung der Schiedsrichter die Nase nach oben hin zuhielt, wurde auch er von der DEL wegen unsportlichen Verhaltens mit einer Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro belegt. Zudem erhielten die Adler eine nicht näher bezifferte Strafe, da Fans Gegenstände aufs Eis warfen. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sprach Stewart von einer wundervollen Partie über 40 Minuten. „Danach wurde sie unterbrochen.“ Wodurch wollte er auf Nachfrage nicht direkt beantworten.
Bei dem hochklassigen Spiel kann man Stewart aber nur zustimmen. Beide Mannschaften schenkten sich wenig, begeisterten die 13 600 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena mit schnellem wie hartem Eishockey. Die Mannheimer bewiesen dabei erneut große Moral als sie sich nach den Gästetreffern von Justin Feser (18.) und Colton Jobke (26.) wieder herankämpften und den Rückstand durch Markus Eisenschmid (27.) und Plachta (30.) egalisierten.
107-Sekunden-Tiefschlaf
Doch dann geschah etwas, worüber nach der Partie – wegen der emotionalen letzten Sekunden – zu wenig gesprochen wurde. Die Adler rissen sich im dritten Drittel all das ein, was sie sich im zweiten Abschnitt aufgebaut hatten – und zwar innerhalb von nur 107 Sekunden. In diesen schossen Ty Ronning (42.), Pietta und Frederik Storm (beide 44.) eine 5:2-Gästeführung heraus. Ein Nackenschlag, von dem sich die Mannheimer trotz guter Chancen und dem 3:5 durch Thomas Larkin (53.) nicht mehr erholten.
Warum die Adler den Start ins dritte Drittel so verschliefen, konnte letztlich keiner beantworten. „Wir waren trotz des Rückstands noch im Spiel, hätten in Überzahl treffen können, haben wir aber nicht. Am Dienstag ist eine neue Partie“, sagte Eisenschmid mit Blick auf das dritte Halbfinale (19 Uhr) nur zwei Tage nach Spiel zwei.
Klar ist, dass die Adler ihre Emotionen nun in die richtigen Bahnen lenken und sich auf das fokussieren müssen, was ihnen die Niederlagen letztlich eingebrockt hat – der kurze Tiefschlaf im dritten Drittel.
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