Durch Corona ist unser Leben aus den Fugen geraten. Schon unter ‚normalen‘ Lebensumständen tun wir uns generell schwer mit Veränderungen. Ich kenne nicht viele Menschen, die regelmäßig Veränderungen brauchen und sogar begrüßen. In außergewöhnlichen Belastungssituationen, wie in der Pflege oder wenn man älter wird, können selbst die kleinsten Veränderungen noch mehr Stress hervorrufen. Wie kann man das bestmöglich handhaben? Wie kann man Veränderungen positiv entgegentreten?
Die Erkenntnisse einer pflegenden Angehörigen - Frau G. erläutert ihre Sicht der Dinge
Immer mehr müssen wir uns im Alltag umstellen. Vieles, was persönlich war wird jetzt online gemacht. Für viele, besonders für ältere Menschen, eine große Herausforderung. Aber auch Jüngere sind nicht immer so glücklich, wenn alles elektronisch oder online zu organisieren ist. Fakt ist, dass wir alle noch erhebliche Schwachstellen haben, was das Managen unseres Alltags im online-Modus bedeutet und das hängt nicht immer von unserer Person ab, sondern oft auch von den äußeren Umständen.
Wie weit ist denn unser Netzausbau?
Telemedizin ist eine tolle Erfindung, keine Frage. Besonders in den Regionen, wo es immer weniger niedergelassene Hausärzte gibt hat man trotz allem somit den Anschluss an die medizinische Versorgung. Nicht immer ist alles perfekt, aber es ist eine Lösung. Doch was passiert, wenn man irgendwo auf dem Land wohnt, wo es kaum eine Netzabdeckung gibt? Und dass betrifft nicht nur Online-Sprechstunden. Viele Informationen werden den Menschen heutzutage über Internet zur Verfügung gestellt. Sei es die neuen Regeln, wie man sich beim Betreten einer Praxis verhält, was Corona betrifft, oder wenn man irgendwelche Behördengänge zu machen hat, die auf einmal eine Onlineregistrierung fordern. Ist mir letztens übrigens passiert, als ich den Personalausweis neu beantragen musste. Auf einmal stand auf der Seite der Stadt Mannheim, dass man nur noch den Bürgerservice über Onlineregistrierung im Vorfeld aufsuchen kann. Was macht dann meine 75-jährige Nachbarin, die den Computer nicht bedienen kann und auf jeden Fall mindestens einmal den Gang zum Bürgerservice umsonst macht?
Immer jemanden kennen, der es kann
Mein Motto ist: ich will nicht alles können müssen. Es geht auch ohne das. Aber ich sollte jemanden kennen, der weiß wie’s geht. Auch hier wieder gilt: Wenn Sie Enkelkinder oder junge Verwandte haben, sprechen Sie sie an und bitten Sie um Unterstützung. Falls möglich: Schreiben Sie sich eine Liste, was Sie alles in Erfahrung bringen müssen. Laden Sie den ‚Unterstützenden‘ zum Kaffee trinken ein und bitten Sie um Hilfe beim Recherchieren. Gleichzeitig können Sie auch einiges selbst lernen. Haben Sie keine Scheu, denn der Computer beißt nicht. Für ältere Menschen ist eine gute Lösung übrigens ein Tablet. Gerade, wenn sie sich noch niemals zuvor mit dem Internet auseinandergesetzt haben. Das ist sehr einfach zu bedienen und sie können selbst anfangen, sich mit dem Internet auseinanderzusetzen. Falls man zuhause kein W-Lan einrichten möchte, kann man das Tablet auch mit der SIM-Karte betreiben. Auch da gibt es schon sehr günstige Tarife oder Flatrates.
Schritt für Schritt zum Erfolg!
Bei Veränderungen ist es wichtig, sich das Ganze nicht als großen Berg vorzustellen. Denn dann geht die Motivation gleich flöten und Sie werden es nicht angehen. Auch mir geht es so, dass ich erst mal vor vielem Neuem zurückschrecke, aber wenn ich einmal meinen inneren Schweinehund überwunden habe, dann beiße ich mich so richtig dran fest und bin stolz auf mich, wenn es geklappt hat. Vergessen Sie nicht: lernen im Alter geht zwar manchmal etwas langsamer und ist beschwerlicher, aber auch Sie brauchen immer mal wieder Erfolgserlebnisse, die man entsprechend feiern sollte. Seien auch Sie stolz auf sich, wenn etwas funktioniert hat und genießen Sie es. Das funktioniert, glauben Sie es mir. Und mit jedem bisschen, das Sie gelernt haben und selbst anwenden können, werden Sie selbstbewusster und unabhängiger.
Wir können uns vor dem Fortschritt nicht verschließen aber wir können ihn einladen, unser Leben zu bereichern und einfacher zu gestalten. Vieles hängt von unserer Einstellung ab.
Gute Tipps zur Digitalisierung und besonders den Umgang mit den neuen Medien einfach für ältere Menschen zu gestalten, finden Sie auf unserem August-Newsletter, das seit heute online ist.
In diesem Sinne – Bleiben Sie gesund!
Ihre Waltraud Gehrig