Kupjansk. Die Kämpfe um die Frontstadt Kupjansk im Osten der ukrainischen Region Charkiw nehmen nach Angaben von Militärbeobachtern an Schärfe zu. Russischen Soldaten sei es gelungen, in kleinen Gruppen durch eine unterirdische Röhre in die Stadt einzudringen, berichten die Experten des militärnahen Blogs «Deepstate». Es ist nicht das erste Mal, dass Moskau diese Taktik für seine Vorstöße einsetzt.
Kupjansk ist ein strategisch wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der am Fluss Oskil liegt. Der Fluss selbst dient als Barriere gegen das Vordringen russischer Truppen. Allerdings ist es dem russischen Militär an einigen Stellen bereits gelungen, ihn zu überwinden. Mithilfe der Röhre, die einen Eingang am Ostufer des Flusses besitzt, verstärkt das Militär nun seinen Brückenkopf am Westufer.
Kiew: Alles unter Kontrolle
Der Generalstab in Kiew dementierte nach Bekanntwerden des Tunnels eine direkte Gefahr für die Stadt. Die Lage sei unter Kontrolle, teilte der Generalstab auf Facebook mit. Die von den Russen genutzte Röhre führe nicht direkt in die Stadt. In Kupjansk gebe es insgesamt vier unterirdische Rohrleitungen, drei seien beschädigt oder mit Wasser befüllt worden, der Ausgang der vierten sei unter Kontrolle der ukrainischen Streitkräfte, heißt es.
Zuvor hatte «Deepstate» berichtet, dass die Russen den vier Tage dauernden Weg durch die Röhre nutzten, um ohne größere Verluste das andere Ufer zu erreichen. Der Ausgang sei nicht direkt in der Stadt, hatte auch das Portal geschrieben. Es gebe dort aber schon einzelne russische Positionen, die etwa für den Start von Drohnen genutzt würden.
Bekannter Trick
Anfang des Jahres haben russische Truppen bereits mit dieser Taktik die Kleinstadt Sudscha im westrussischen Gebiet Kursk zurückerobert. Zuvor hatten die Ukrainer bei einem überraschenden Vorstoß im vergangenen Sommer erstmals den Krieg auf das Territorium des Angreifers getragen und eine größere Fläche monatelang unter ihrer Kontrolle gehalten.
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