Mannheim. „Was essen Sie lieber? Burger oder Pizza?“ – „Sind Sie eher Hunde- oder Katzenmensch?“ – „Wo finden Sie es schöner? An Rhein oder Neckar?“ Wer an den Straßenbahn-Haltestellen Tattersall oder Rosengarten steht, kann solche und weitere Fragen beantworten – wenn er nikotinsüchtig ist. Denn er kann seine abgerauchte Kippe in die Sammelbox werfen, die unter dem Display mit den Fragen angebracht ist. Die Box hat zwei Öffnungen – eben für das Voting, die Beantwortung der jeweiligen Frage.
Die vier Sammelboxen an den Haltestellen sind nicht als netter Zeitvertreib gedacht. Sondern sie zielen auf eine Verhaltensänderung. Wer bisher seine Kippe achtlos auf die Straße geworfen hat, so die These, wird durch die Voting-Boxen möglicherweise dazu animiert, die Sammelbehälter zu benutzen.
Dass das Funktionieren kann, haben Nemea Holme und Clara Legner bereits vor einigen Jahren festgestellt. Die beiden jungen Frauen, die am Ludwig-Frank-Gymnasium gerade ihr Abitur gemacht haben, traten mit ihrem Zigarettenkippen-Projekt erstmals im Frühjahr 2020 beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ an – und holten auf Anhieb den ersten Platz in der Sparte Arbeitswelt. Der Landeswettbewerb fiel zur großen Enttäuschung der beiden wegen der Corona-Pandemie aus. Aber in den beiden Folgejahren traten sie wieder an – und holten erneut zwei erste Preise.
Erstes Fazit war positiv
Von Anfang an unterstützt hat die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH die beiden. Sie durften im Vorfeld des Wettbewerbs 2020 an den Haltestellen Universitätsklinikum und Bonifatiuskirche Plakate aufhängen und Sammelbehälter aufstellen. „Zuerst wollten wir über mehrere Wochen regelmäßig die Anzahl der weggeworfenen Kippen erfassen und diese entsorgen“, so Holme und Legner. „Anschließend wollten wir mit Infoplakaten auf die Gefahren hinweisen“ – und schließlich mit Sammelbehältern überprüfen, ob sich eine Verhaltensänderung einstellt.
Fazit nach der ersten Projektrunde: „Vor allem in den Wartehäuschen mit den Postern fanden wir deutlich weniger Kippen als in den Wochen zuvor.“ Die Behälter seien „immer gut gefüllt gewesen“. Den „Kippen-Entsorgungs-Kasten“ bauten die Schülerinnen selbst – und professionalisierten ihn in den folgenden Projektrunden 2021 und 2022. Statt Papierzettel mit Fragen – die leicht abgerissen werden können – statteten sie die Sammelboxen „mit einem automatischen Zählsystem und einem ebenfalls automatischen Wechsel der Fragen mittels Microcontroller-Technik“ aus.
Überprüfung nach einem Jahr
Das Ergebnis lässt sich an Tattersall und Rosengarten begutachten. Die Untersuchungen der Schülerinnen hätten „nachhaltig beeindruckt“, erklärt die RNV in einer Mitteilung. Deshalb sei man gerne bereit, das Projekt zu unterstützen: „Die Finanzierung erfolgt durch den Stadtraumservice, ebenso wie die Leerung der Behälter.“ „Das war auch unser Ziel, denn dadurch kann das Projekt auch ohne uns weiter fortbestehen“, freut sich Clara Legner.
Allerdings habe es sehr lange gedauert, bis die Voting-Aschenbecher aufgestellt worden seien, stellt sie fest. Umso mehr hofft sie auf eine Ausdehnung. Die RNV kann sich das vorstellen: „Die Behälter sollen zunächst für ein Jahr hängen und dann erneut bewertet werden – mit der Option, das Projekt zu verlängern und im Stadtgebiet auszuweiten.“
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