Mannheim. Es ist ein tiefer Schmerz, der Daniela Heidtmanns Leben verändert. 1998, Heidtmann ist 25 Jahre alt, stirbt ein Mensch, der ihr viel bedeutet. Da sind auf einmal so viel Schwermut und Traurigkeit. In dieser Zeit erinnert sie sich an eine alte Schulfreundin, deren Mutter in einer Lebenskrise Yoga für sich entdeckte. In der Schwetzinger Vorstadt findet Heidtmann einen Kurs, meldet sich an – und findet, wonach sie gesucht hat. „Nach der ersten Yogastunde habe ich mich so aufgetankt gefühlt“, erinnert sie sich an einem sonnigen Sommerabend im Juni in Neckarau, wo sie heute ihre eigene Yogaschule führt.
Mehr Stärke und Energie
Heidtmann, Akademikerin durch und durch, will Ende der 90er-Jahre mehr über den Yogaweg erfahren. Während sie tagsüber am Institut für Deutsche Sprache die zwischenmenschliche Kommunikation erforscht, beginnt sie, sich abends mit Yoga-Prinzipien zu befassen, mit der Wirkung der Haltungen – der Asanas – auf Körper und Geist. Sie übt – und lässt die Trauer Stück für Stück los.
Nur zwei Jahre nach ihrer Yoga-Premiere meldet sich die gebürtige Münsterländerin für eine der ersten Yogalehrer-Ausbildungen an, die es 2000 in der Stadt gibt, im Moksha Yoga Studio, das vor einigen Jahren geschlossen hat.
Daniela Heidtmanns Körper wird stärker, sie hat nach jeder Yoga-Einheit mehr Energie. Schon während der Ausbildung beginnt sie, selbst zu unterrichten. „Nach meinen Stunden, die ich an der Volkshochschule in Limburgerhof und Mutterstadt geben durfte, fühlte ich mich so, so gut“, sagt die heute 50-Jährige. „Ich habe mich dann immer öfter gefragt, wie ich dieses Gefühl mit in den Alltag hineinnehmen kann.“
Sprung in die Selbstständigkeit
Obwohl Heidtmann für die Wissenschaft brennt, hat der Job in der Forschung Kehrseiten, die sich mit ihrem Ruhebedürfnis beißen. Reisen, Tagungen, Leistungsdruck. „Ich bin durch meine Yogapraxis sensibler geworden, mir sind diese Dinge verstärkt aufgefallen“, sagt die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin.
2007 zieht sie mit ihrer Familie von der Pfalz nach Mannheim und unterrichtet nebenberuflich auch hier weiter, zunächst in ihrem Wohnzimmer, dann im Waldorfkindergarten Gänsweide, der schnell zu klein wird für immer mehr Schüler, die mit Daniela Heidtmann üben wollen.
Ende 2008 trifft die dreifache Mutter dann eine Lebensentscheidung. Sie kündigt, um Fulltime-Yogalehrerin zu werden – und gründet „Yoga Neckarau“, ihre eigene Yoga-Schule. „Viele Menschen in meinem Umfeld konnten diesen Schritt nur schwer nachvollziehen, typische Reaktionen waren: Wie kannst du nur?“, doch Daniela Heidtmann vertraut auf ihr Bauchgefühl.
Yoga Neckarau
- Weitere Infos zu Daniela Heidtmann und ihrer Yogaschule „Yoga Neckarau“ unter www.yoga-neckarau.de
- Dort findet sich auch eine aktuelle Übersicht ihrer Kurse und Workshops.
- Für alle Interessierten, die den besonderen Ansatz des „achtsamen Yoga“ kennenlernen möchten, bietet die Schule am Freitag, 23. Juni, eine Online-Klasse an: eine sanfte Achtsamkeits-Yogastunde mit Meditation zum Hineinschnuppern (kostenlos um 19.15 Uhr). Hierzu per Mail den Zoom-Link anfordern unter info@yoga-neckarau.de
2013 zieht sie mit ihren Schülern in den Eurythmieraum der Odilienschule in Mannheim-Neckarau. „Ich wollte in einem Raum praktizieren, der auch tagsüber genutzt wird, deshalb habe ich mich gegen eigene Räumlichkeiten entschieden, die so viele Stunden lang ungenutzt bleiben“, sagt Heidtmann, deren Klassen allen Interessierten offen stehen. Männern und Frauen, Jüngeren und Älteren, Sportlichen und Beeinträchtigten.
Einfache Techniken
Anfangs unterrichtet Heidtmann drei Kurse, über die Jahre kommen immer weitere hinzu. Heute gibt es wöchentlich neun Yoga-Klassen und regelmäßige Meditationsangebote im Portfolio der Schule. Und Daniela hat weitere Lehrer und Lehrerinnen in ihr Team geholt, alle von ihnen hat sie selbst ausgebildet. Nach einem von ihr entwickeltem Konzept, dem achtsamen Yoga, in dem es um tiefe Entspannung geht und um den Augenblick, das Verwurzeltsein im Hier und Jetzt.
„Wir können über den Achtsamkeitsweg einen positiveren Blick auf die Welt lernen, über ganz einfache Techniken, die über 2600 Jahre alt sind, und die uns innerlich vollkommen ruhig werden lassen“, sagt sie.
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Entspannung für Eltern und Kinder
Ein Gefühl der Stille stellt sich auch nach der Lektüre von Heidtmanns Büchern ein. 2017 hat die Neckarauerin mit „It’s Buddha Time“ ihr erstes Yoga-Buch verfasst – eine Einführung in die Yoga-Praxis für Eltern und Kinder. Liebevoll illustriert mit Übungen und Meditationen, eingebettet in herzerwärmende Geschichten. Weitere Publikationen folgten, noch ein Buch, vier Kartensets und vier CDs.
„Fulltime-Yogalehrerin zu werden, war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Daniela Heidtmann und lächelt. „Yoga Neckarau feiert in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag.“ Und der wird am Weltyogatag mit Wegbegleitern, Freunden der Schule, Schülerinnen und Schülern gefeiert. Natürlich mit Yoga, aber auch mit einem kleinen Fest.
Weil Heidtmann aus diesem Anlass aber auch gern andere beschenken möchte, bietet sie am Freitag, 23. Juni, eine kostenfreie Onlinestunde im „achtsamen Yoga“ an, das ihrem eigenen Leben eine ganz neue Richtung gegeben hat.
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