Punkt 1 von 2 Johann Heinrich Barth (1821-1865)
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Der Altphilologe bereist Nord- und Westafrika und erlernt auch die örtlichen Sprachen. Denn im Unterschied zu anderen Afrikaforschern jener Zeit sollen ihm rassistische Vorstellungen angeblicher europäischer Überlegenheit gegenüber Afrika fremd gewesen sein. So tritt er der damals weit verbreiteten These entgegen, Afrika sei ein geschichtsloser Kontinent. Das Institut für afrikanische Frühgeschichte der Uni Köln trägt daher seinen Namen, ebenso wie Straßen in mehreren Städten. In Berlin hat er ein Ehrengrab.
Punkt 1 von 2 May Ayim (1960-1996)
Die Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers ist Dichterin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. 1979 macht sie ihr Abitur an der katholischen Friedensschule Münster und beginnt an der Uni Regensburg ein Studium der Pädagogik und der Psychologie. 1986 ist sie Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD). Mit anderen schwarzen deutschen Frauen entwickelt sie die Selbstbenennung „Afrodeutsch“. Nach der Diagnose MS nimmt sie sich das Leben.
Punkt 1 von 2 George Bass (1771-1803)
Der Engländer studiert zunächst Medizin, widmet sich dann aber seiner Passion, der Seefahrt. Dabei erkundet er vor allem Areale in und um Australien. Über sein Verhalten gegenüber den Aborigines ist nichts bekannt. 1803 kommt er bei einer Seefahrt nach Peru unter ungeklärten Umständen ums Leben. Historiker halten ein Attentat der Spanier für möglich. Nach ihm benannt sind die Meerenge zwischen Australien und Tasmanien, mehrere kleine Inseln, ein Verwaltungsbezirk in Australien und eine Autobahn in Tasmanien.
Punkt 1 von 2 R. Duala Manga Bell (1873-1914)
Rudolf Duala Manga Bell wird in Kamerun als Sohn des Oberhauptes des Volkes der Duala geboren und lebt fünf Jahre in Deutschland. Als Nachfolger seines Vaters beklagt er 1905 in einer Petition an den Reichstag die Willkür der deutschen Kolonialherrschaft wie Enteignungen, Niederreißen von Häusern, Zwangsarbeit ohne Lohn und grundlose Verhaftungen. Obwohl Bell stets friedlich bleibt, wird er wegen „Hochverrats“ gehängt. In Kamerun gilt er als Märtyrer. In Berlin heißt eine Straße nach ihm und seiner Frau.
Punkt 1 von 2 Isabelle Eberhardt (1877-1904)
Das Aktionsfeld der gebürtigen Schweizerin ist Algerien und Marokko. Mal alleine, mal mit Berbern reist sie durch die Wüste. Ihre Berichte erscheinen in französischen Kolonialzeitschriften. Bekannter ist ihr schillerndes Leben: Sie tritt zum Islam über, pflegt aber exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum sowie Promiskuität in Bars und Bordellen der französischen Kolonialarmee. So ist sie bald psychisch und physisch am Ende: „Ihr Gesicht war von Alkohol verwüstet, der Mund zahnlos“, so ihr Biograf Capus.
Punkt 1 von 2 Dian Fossey (1932-1985)
Sie ist wohl die bekannteste Frau unter den vorgeschlagenen Namenspaten. Die amerikanische Verhaltensforscherin engagiert sich in Afrika für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Berggorillas, lebt mitten unter ihnen, wodurch ihr einmalige Filmaufnahmen gelingen. Mit ihrem Engagement legt sie sich auch mit brutalen Wilderern an. Dass sie von ihnen ermordet wird, das hält sich als Verdacht, seitdem Fossey 1985 mit zertrümmertem Kopf in ihrem Forschungszentrum in Ruanda aufgefunden wird.
Punkt 1 von 2 Robert van Gulik (1910-1967)
Geboren als Sohn eines Sanitätsoffiziers der niederländischen Kolonialarmee, wächst er in Indonesien auf, als dieses noch Kolonie Niederländisch-Indien ist. Später wird er Diplomat in Ägypten, den USA, Indien, Malaysia, China und Japan. Nebenbei widmet er sich wissenschaftlichem und belletristischem Schreiben, erschafft dabei die Figur „Richter Di“, eine Art „chinesischer Sherlock Holmes“, und illustriert seine Bücher selbst im künstlerischen Stil der Ming-Zeit.1943 heiratet er eine Chinesin und hat mit ihr vier Kinder.
Punkt 1 von 2 Jakob August Lorent (1813-1884)
In den USA geboren, kommt Lorent als Kind nach Mannheim und wächst in einer wohlhabenden Familie auf. Materiell gesichert, widmet er sich in Heidelberg dem Studium der Naturwissenschaften. Dabei kommt er in Kontakt mit der damals gerade erfundenen Fotografie, zu deren Pionieren er zählt. Bedeutend sind – neben seinen stadthistorisch interessanten Fotos aus Mannheim – seine Aufnahmen aus Griechenland, dem Maghreb, Ägypten und Palästina, vor allem jene von 1864 aus dem damaligen Jerusalem.
Punkt 1 von 2 Wangari Maathai (1940-2011)
Ihre Begabung fällt bereits als Kind den Missionsschwestern in Kenia auf: Mit einem Stipendium studiert sie Biologie in Arkansas, Pittsburgh, Gießen und München. 1971 promoviert sie als erste Frau an der Uni der Hauptstadt Nairobi, wird dort auch erste Professorin. 1977 gründet sie den „Green Belt Movement“, der sich der Bodenerosion als Folge radikaler Abholzung der einst üppigen kenianischen Wälder seit der Kolonialzeit widmet. 2004 wird sie mit dem Friedensnobelpreis geehrt – als erste afrikanische Frau.
Punkt 1 von 2 Miriam Makeba (1932-2008)
Geboren wird sie in einem Township bei Johannesburg, erleidet selbst die Apartheid in Südafrika, die sie in ihren Liedern anprangert. Sie gilt als „Stimme Afrikas“, erhält den Grammy Award. 1962 singt sie bei der Feier zum 45. Geburtstag von John F. Kennedy. Vor der UNO fordert sie 1963 den Boykott Südafrikas, das ihr daraufhin die Staatsbürgerschaft entzieht. Sie bleibt in den USA, kehrt erst 30 Jahre später nach Ende der Apartheid auf Bitten von Präsident Mandela in ihre Heimat zurück.
Punkt 1 von 2 Georg Neumayer (1826-1909)
Er ist ein Sohn der Pfalz: in Kirchheimbolanden geboren, in Neustadt an der Weinstadt gestorben. Dazwischen erkundet er die Welt, in den 1850er/60er Jahren in Aus-tralien. Kritiker sehen darin eine originär koloniale Expedition. Ab 1879 widmet er sich der Erforschung des Südpols, ist daher Namenspate deutscher Antarktis-Forschungsstationen. Seine technischen Innovationen im Bereich der Seefahrt finden Verwendung bei der Aufrüstung der Kriegsmarine des Deutschen Reiches.
Punkt 1 von 2 Carsten Niebuhr (1733-1815)
Der norddeutsche Mathematiker bereist im Auftrag der dänischen Krone als „Ingenieurleutnant“ den Vorderen Orient, um Artefakte zu sammeln, die die biblischen Erzählungen beweisen. Bei seinen Aufenthalten fertigt er bahnbrechende Karten von der Halbinsel Sinai, den Heiligen Stätten Mekka und Dschidda sowie dem Jemen und Persien an. Er reist jeweils in Landestracht – „eher um Konflikte zu vermeiden denn aus wirklichem Respekt vor der Kultur“, so die Stadt Mannheim.
Punkt 1 von 2 Ida Pfeiffer (1797-1858)
Die österreichische Reiseschriftstellerin verfasst 13 Bücher. Doch mit dem Reisen beginnt sie erst im Alter von 44 Jahren, als ihre Kinder erwachsen sind. Ihre ersten Ziele sind das Schwarze Meer, Damaskus, Alexandria, Kairo, Beirut und Jerusalem – für eine Frau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwas ganz Besonderes. Ihre Bücher werden populär, heute auch von Ethnologen als Zeitdokument geschätzt, entsprechen aber nicht wissenschaftlichem Anspruch, sondern dem Zeitgeist – etwa, indem sie von „Wilden“ spricht.
Punkt 1 von 2 Marco Polo (1254-1324)
Um seine Vorstellung humorvoll zu beginnen: Mit dem Mode-Label Marc O’Polo hat er zwar nichts zu tun, ist aber dennoch sicher der bekannteste der 18 Kandidaten. Der Sohn venezianischer Kaufleute bereist schon früh das mittelalterliche China und gelangt zum mongolischen Großfürsten Kublai Khan, dessen Reich sich bis nach Arabien und Russland erstreckt. Die Berichte über seine Reisen hier prägen das Asienbild in Europa bis in die Neuzeit – obwohl manche Historiker meinen, nicht alles sei von ihm real erlebt.
Punkt 1 von 2 Leonhard Rauwolf (1535-1596)
Der in Augsburg geborene Botaniker erfasst auf seinen Reisen in Italien, Frankreich, aber auch in den Orient mehrere hundert bis dahin unbekannte Pflanzenarten. Bei späteren Reisen nach Tripolis, Aleppo, Bagdad, Konstantinopel und Jerusalem belässt er es nicht dabei, sondern beschreibt auch das Leben der einheimischen Bevölkerung. So ist er der erste Europäer, der die Wirkungen von Kaffee beschreibt. Seine umfangreiche Pflanzensammlung befindet sich heute in der Universität von Leiden (Niederlande).
Punkt 1 von 2 P. F. B. von Siebold (1796-1866)
Der Arzt und Botaniker Philipp Franz Balthasar Siebold, erst später geadelt, verbringt mehrere Jahre im damals völlig isolierten Japan. Seine landeskundliche Arbeit umfasst auch das – illegale – Sammeln einheimischer Artefakte wie Jagdskelette und Münzen. Sein Versuch, sie außer Landes zu schaffen, scheitert, als sein Schiff in Seenot gerät. Seine Mannschaft wird mit schweren Strafen belegt, er selbst auf Lebzeiten mit einem Aufenthaltsverbot in Japan belegt. Heute sind seine Verdienste in der Japan-Forschung unbestritten.
Punkt 1 von 2 Georg Wilhelm Steller (1709-1746)
Sein Geburtsname lautet Stöller, doch den lässt er in Steller ändern, als er sich beim Militär des Zaren als Wundarzt bewirbt. In Petersburg macht er eine wissenschaftliche Karriere, unternimmt Expeditionen nach Kamtschatka und Alaska – letzteres als einer der ersten europäischen Forscher, die dieses Gebiet betreten. Dort erfasst er erstmals 160 Pflanzenarten, schafft aber auch Schmuck und Gebrauchsgegenstände außer Landes und nimmt sie nach St. Petersburg mit – was aus heutiger Sicht kritisch zu bewerten ist.
Punkt 1 von 2 Katarina Taikon (1932-1995)
Die schwedische Kinderbuchautorin setzt sich in ihrem Heimatland für die Rechte der Sinti und Roma ein, der sie selbst angehört. Wie viele Angehörige dieser Minderheit damals, besucht sie nur kurz eine Schule und lernt erst mit 26 Jahren Lesen und Schreiben – und wird danach dennoch eine erfolgreiche Autorin. Heldin ihrer stark autobiografisch geprägten Kinderbücher ist das Roma-Mädchen Katitzi. Taikon stirbt 1995 nach 14 Jahren im Koma an den Folgen einer Hirnverletzung, die sie sich bei einem Unfall zuzieht.