Mannheim. Das Bühnenbild auf mehreren Ebenen wirkt dank Industriestil minimalistisch und detailverliebt zugleich. Unten stehen große Tonnen, überdimensionale Rohre. Leitern führen nach oben wo Verkehrsschilder und andere Gegenstände aus Blech hängen. Man ahnt: Es könnte laut werden. Tatsächlich kracht, wummert und scheppert es an diesem Freitagabend bei „Stomp“ im Mozartsaal ordentlich. Das Schöne dabei: Es klingt melodisch. Denn wenn das achtköpfige Ensemble aufstampft, klatscht oder mit Alltagsgegenständen wie Besen Klänge erzeugen, steht der Takt im Vordergrund. Wer „Stomp“ einmal live erlebt hat, weiß zudem, dass die Abwesenheit von Dialogen und Instrumente bei diesem Stück irrelevant sind.
Von Brighton aus in die ganze Welt
Die Show wurde 1991 von den Musikern Luke Cresswell und Steve McNicholas im englischen Brighton kreiert und wird seitdem auf Bühnen weltweit aufgeführt. Auch im Rosengarten sind Darstellende mit „Stomp“, das von BB Promotion aus Mannheim veranstaltet wird, bereits öfter gastiert. Nun ist das einzigartige Stück zurück – und hat vor vollen Rängen für ein fulminantes Rhythmusfeuerwerk gesorgt. Das Phänomen brilliert ohne Handlung. Es besteht aus mehreren Nummern, die in festem Ablauf aneinandergereiht sind. Dennoch hat jeder und jede eine feste Rolle, bei der sie ihre Individualität und persönliche Fertigkeiten miteinfließen lassen.
Der sehr durchtrainierte Adrien Rakotondrajao beweist bei seinen Tanzszenen viel Rhythmusgefühl, wenn er dabei die Hüften kreisen lässt. Opal Edmonds und Molly Wallace präsentieren energiegeladene Tanzeinlagen. Sarge (Philip Batchelor), der als erster die Bühne betritt, fegt den Bühnenboden mit einer unglaublichen Pedanterie, was für erste Lacher sorgt, denn dem bärtigen Mann mit den tättowierten Armen sitzt der Schalk im Nacken.
Generell kommen humoristische Momente bei diesem Cast nicht zu kurz. Fast slapstickartig wirkt eine Szene, in der ein Teil der Gruppe mit Ausgaben des „Mannheimer Morgen“ einerseits mit der zusammengerollten Zeitung für Klang sorgen, andererseits sich mit Husten und anderen Geräuschen gegenseitig beim Lesen stört. Dr. Who (Joshua Cruz) steht im Mittelpunkt, wenn er das Papier zerreißt und sich mit den Schnipseln in einen Hund verwandelt. Zudem sorgt Mozzie (Andrew Patrick) mit lustigen Grimassen und seiner Angewohnheit, mit unerwarteten Handlungen für Situationskomik, für viel Spaß. So sammelt er bei einer Nummer mit Einkaufswägen plötzlich alle rollenden Gefährten ein.
Actiongeladene Szenen
Bei einer Nummer mit Zippo-Feuerzeugen präsentiert die Gruppe eine spannende Lichtchoreografie im dunklen Saal. Die Darstellenden schlagen mit Drumsticks auf Tonnen, Koffer, Einkaufswägen oder Dosen ein, Plastikrohre hämmern auf den Boden, Finger in gelben Gummihandschuhen erzeugen eine Melodie mit Spülbecken. Mit Schuhen kratzen sie über die sandige Bühne.
Action steht ebenfalls auf dem Programm: Mal hängt ein Teil der Truppe an Seilen befestigt auf der oberen Bühne, um Musik zu erzeugen. Sie tanzen mit überdimensionalen Gummireifen um die Hüfte und springen durch die Lüfte während sie Mülltonnendeckel aneinanderschlagen, was einen Samba-Sound erzeugt. Nach zwei Zugaben werden sie vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt. „Stomp“ hat erneut eindrucksvoll bewiesen, dass Rhythmus eben die Quintessenz einer mitreißenden Tanzshow ist.
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