Mannheim. Er schreit. Und trotzdem sind die Erklärungen von Mannheims Feuerwehrchef Thomas Näther kaum zu verstehen. Der Lärm im Fahrlachtunnel ist ohrenbetäubend, weil in der Röhre Richtung SAP-Arena alle Lüfter auf höchster Stufe arbeiten. Die schwache Beleuchtung sorgt für ein leicht beklemmendes Gefühl, obwohl der Eingang gerade einmal 60 Meter weit entfernt ist.
Fahrzeugbrand, Stau, Verletzte
Nach einer Brandrauchübung am Freitag überprüfen die Verantwortlichen der Stadt die Sicherheit des Fahrlachtunnels am Samstagmittag mit einer großen Übung von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Rettungsdiensten – davon hängt entscheidend ab, ob er wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Dazu wird in der Röhre ein Fahrzeug in Brand gesteckt und dahinter ein Stau simuliert. Zehn verletzte Personen werden bei der Übung angenommen. Wann genau ist nicht ganz klar, aber kurz vor 12.30 Uhr wird Alarm ausgelöst, eine Minute später schalten die Ampeln des – ohnehin gesperrten – Tunnels auf Rot. Die Lüftungsanlage springt an. Als die Feuerwehr mit mehreren Fahrzeugen, Blaulicht und Martinshorn gegen 12.36 Uhr anrückt, sorgt sie für viele irritierte Blicke bei vorbeikommenden Autofahrern.
Gefühl von Endzeitstimmung
Von draußen lässt sich nicht viel erkennen, was drinnen passiert. Immer mal wieder sieht man Schatten zwischen den Fahrzeugen umherhuschen. Im Tunnel selbst hat es – etwa eine Dreiviertelstunde, nachdem der Alarm ausgelöst wurde – etwas von Endzeitstimmung. Während die Luft auf den ersten Metern bis zum simulierten Stau klar ist, ändert sich das, je weiter es in Richtung Mitte der 489 Meter langen Röhre geht.

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Neben dem Lärm sorgen die Lüfter auch für ordentlich Wind. Feuerwehrleute in schweren Anzügen und Masken vor dem Gesicht laufen umher. Schläuche schlängeln sich am Boden in Richtung der Rauchsäule, die etwa 100 Meter tiefer im Tunnel liegt. Dort stinkt der künstlich erzeugte Rauch. Viel weiter als 30 Metern lässt er nicht in die Röhre schauen, düstere Stimmung.
„Froh, dass nie etwas passiert ist“
Doch die scheint zu trügen, denn die Gesichtszüge der Verantwortlichen wirken entspannt. Genau in der Mitte des Fahrlachtunnels geht es durch eine neue grüne Stahltür mit Sichtfenster in die andere Röhre, die in Richtung Glücksteinquartier führt. Die Sicht frei, die Luft klar – die neue Fluchttür funktioniert. Durch Unterdruck bleibt die zweite Röhre sicher. Bevor es die Tür gab, hätten Menschen durch das Betriebsgebäude des Tunnels evakuiert werden müssen, erklärt Projektverantwortlicher Alexandre Hofen-Stein – über eine verwinkelte Treppe und nicht rauchfrei. Nicht ohne Grund sagte die zuständige Dezernentin Diana Pretzell (Grüne) noch vor Beginn der Übung: „Wir sind sehr froh, dass nie etwas passiert ist.“
Im Juni 2021 wurde je eine Spur pro Röhre, am 3. August schließlich der komplette Fahrlachtunnel für den Verkehr geschlossen. Grund waren Mängel in der Sicherheitstechnik – etwa der Lüftung. Deswegen sind der Brandrauchversuch und die damit verbundene Großübung mit 136 Einsatzkräften entscheidend für die Frage, ob der Tunnel wie geplant zwischen dem 8. und 20. Mai wieder für den Verkehr geöffnet werden kann. Und Hofen-Stein spricht von „guten Ergebnissen bei erster Inaugenscheinnahme“, kurz nachdem die Lüfter sich gegen 13.38 Uhr wieder abgeschaltet haben. So hätten die technischen Einrichtungen gut ineinandergegriffen. Ob Versuch und Übung aber so abgelaufen sind, dass der Tunnel wieder freigegeben werden kann, müssen die Auswertungen zeigen. Hofen-Stein macht Hoffnung: „Es gibt überhaupt keinen Anlass für Bedenken.“ Ob bei einer Wiedereröffnung alle Spuren freigegeben werden und ob auch Lastwagen rollen dürfen, steht momentan noch nicht fest.
2,9 Millionen Euro investiert
Schon vor der Übung zeigte sich Pretzell zuversichtlich, den Termin halten zu können. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagte sie. Das letzte Wort hätten aber die Sicherheitsfachleute. „Sie müssen Grünes Licht geben.“ Auch Projektleiter Hofen-Stein klang optimistisch. Die Großübung sei ein weiterer wichtiger Schritt, der von der RABT-Richtlinie für Tunnelsicherheit vorgeschrieben ist. Ein ähnlicher Brandrauchtest fand bereits im November 2021 statt.
Doch die richtigen Arbeiten am Tunnel kommen erst noch. Momentan wird er lediglich notertüchtigt – es wird also das repariert, was repariert werden muss, damit der Tunnel überhaupt betrieben werden kann. 2,9 Millionen Euro hat die Stadt dafür investiert: unter anderem in die neue Fluchttür, in die Brandmeldeanlage, in die Sicherheitstechnik allgemein wie eine unterbrechungsfreie Stromversorgung durch mehrere Kilometer neue Kabel, in eine bessere Beschilderung und in eine bessere Lautsprecheranlage. Mittlerweile haben auch beide Röhren zwei zusätzliche Lüfter erhalten – damit gibt es in beide Richtungen jetzt zehn.
Generalsanierung ab Mitte 2025?
Nächster Schritt ist die Generalsanierung des Tunnels, der zwischen 1988 und 1992 erbaut wurde. Die Ausschreibung dafür läuft europaweit, sagt Hofen-Stein, der auch für die Aufarbeitung der Verwaltungsfehler zuständig ist, die zur Schließung des Tunnels geführt haben. Beginnen könne die Generalsanierung Mitte 2025, zuletzt war noch das Frühjahr 2025 angepeilt worden.
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