Glosse "Übrigens" Mannheimerin ertrotzt Schadenersatz von Haftpflichtversicherung der Stadt

Steffen Mack erlebt aus nächster Nähe, wie stolz eine von einem städtischen Poller gerammte Radfahrerin nun auf ihren Erfolg ist. Er ist mit ihr verheiratet, und zum Glück hat sie nicht auf ihn gehört

Veröffentlicht
Kommentar von
Steffen Mack
Lesedauer

Mannheim. Übrigens ist die Devise „Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“ mitunter absolut richtig. Ebenso, dass Frauen manchmal besser nicht auf ihre Männer hören - auch wenn das im persönlichen Fall jetzt bitte nicht zur Regel wird.

So war die Herzallerliebste unverändert sehr wütend, weil sie auf ihrem Arbeitsweg zwischen O 2 und O 3 ein - zu Wartungszwecken eine Stunde früher als üblich - hochfahrender Poller vom Rad gerammt hatte. Die Haftpflichtversicherung der Stadt Mannheim wollte sie mit der Hälfte der Reparaturkosten (52 Euro) abspeisen.

Angeblich rein freiwillig, im Gegenzug sollte sie auf jedwede Schadensansprüche verzichten. Ihr doofer Mann argumentierte in seiner wenig beneidenswerten Funktion als Familienkämmerer: „Besser 26 Euro haben als keine 26 Euro haben.“ Doch die Herzallerliebste tat, was Elternteile mit erwachsenen Kindern bei Unzufriedenheit mit dem Partner gern tun: Sie klagte ihr Leid.

Der älteste Sohn, der gerade sein Jura-Examen macht, entwarf rasch ein Antwortschreiben. Darin stehen lauter Formulierungen und Paragrafen, mit denen seine Mama so vertraut ist wie mit chinesischen Hallenhockeyspielerinnen. Der jüngere Sohn witzelte: „Was machst du, wenn die Rechtsabteilung von denen anruft und das mit dir juristisch diskutieren will?“ Passierte nicht. Stattdessen kam - keine vier Stunden später an einem Freitagnachmittag - als Antwortmail, sie erhalte doch 52 Euro.

Das sei indes kein Schuldeingeständnis. Klar, Versicherungen sind einfach irre spendabel! Die Herzallerliebste frohlockt jetzt seit Tagen. Sie ist sehr stolz auf ihren (keineswegs zu wenig ausgeprägten) Widerstandsgeist sowie vor allem auf den Sohn. Wobei sie zu Recht eine weitere Ungerechtigkeit moniert: Menschen, die auf keine juristische Expertise zurückgreifen können, sind in solchen Fällen aufgeschmissen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

VG WORT Zählmarke