Mannheim. Seit 2017 engagiert sich die Stadt in einer entwicklungspolitischen Partnerschaft mit Kilis. Mit Mannheimer Unterstützung wurde in der türkischen Stadt im September ein neues Bildungszentrum in Betrieb genommen, in dem jedes Jahr mehr als 440 geflüchtete syrische sowie türkische Frauen eine berufliche Grundausbildung erwerben, Sprachkurse absolvieren und psychosoziale Unterstützung erhalten. Jetzt waren 14 türkische Ausbilderinnen der Alten- und Kinderpflege aus Kilis für eine Weiterbildung an der Akademie für soziale Berufe in der Quadratestadt.
Kilis ist aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Syrien wie kaum eine andere Stadt von den Folgen der Konflikte in der Region und den hohen Zuwanderungszahlen betroffen. Heute leben dort rund 101 000 Menschen – und außerdem mehr als 114 000 Geflüchtete aus Syrien. Mannheim will Kilis dabei unterstützen, soziale und ökonomische Herausforderungen durch die Situation zu meistern. Schwerpunkt sei nicht, aktuelle Nothilfe zu leisten, sondern Integrationsmöglichkeiten für die geflüchteten Menschen zu schaffen. Mehr Chancen auf berufliche Ausbildung sollen dazu beitragen.
Rund 302 000 Euro warb die Stadt Mannheim für den Bau des Bildungszentrums und die Qualifizierungsmaßnahmen ein. Das Projekt ist ihr bislang größtes entwicklungspolitisches Vorhaben, teilt die Stadtverwaltung selbst mit. Erstmals ermöglicht die Pilotschule auch Ausbildungen in den Bereichen der Kinder- und Altenpflege – Ausbildungszweige, in denen aktuell ein besonders hoher Bedarf in Kilis besteht. Das Zentrum bietet auf mehr als 800 Quadratmetern berufliche Qualifizierung in vollausgestatteten Klassen- und Lehrräumen in den Bereichen der Pflege, Hauswirtschaft und im Friseurwesen. Errichtet wurde das Zentrum in einem Stadtteil, in dem die Zahl geflüchteter Menschen aus Syrien besonders hoch ist.
Offizielle Einweihung verschoben
Um die Qualität der Ausbildung zu steigern, lud die Stadt Mannheim die türkischen Lehrkräfte nun ein, um Kompetenzen zu vertiefen und sich mit Fachkollegen auszutauschen. Oberbürgermeister Peter Kurz empfing eine Delegation aus Kilis unter der Leitung von Oberbürgermeister Servet Ramazan und überreichte persönlich den Ausbilderinnen die Teilnahmezertifikate. „Das entwicklungspolitische Projekt mit Kilis ist ein einzigartiges Beispiel, welchen konkreten Beitrag die kommunale Zusammenarbeit auf lokaler Ebene im Umgang mit globalen Herausforderungen wie der Flüchtlingskrise leisten kann. Denn auch zehn Jahre nach Ausbruch des Krieges in Syrien sind die Ziele unserer Kooperation mit Kilis zur Förderung der Integration wichtiger denn je.“
Unterdessen wirkte sich die Pandemie unmittelbar auf das Projekt aus. Die offizielle Einweihung des neuen Bildungszentrums in Kilis, die zugleich den feierlichen Projektabschluss bilden sollte, wurde auf kommendes Jahr verschoben. Die Initiative für das Projekt geht auf das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure aus Mannheim, des Arbeitskreises Islamischer Gemeinden Mannheim und dem Verein Duha zurück, die seit Projektbeginn die Kooperation unterstützen.
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