Mannheim. Seit kurzem finden Mannheim-Gäste auf den bekannten Buchungsportalen im Internet ein weiteres Übernachtungsangebot: Das Haus liegt in der Neckarstadt-Ost, drei Wohnungen darin sind auf den Urlaubsplattformen angeboten. Es handelt sich um das Haus, das der Mannheimer Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Nikolas Löbel (CDU) gekauft und saniert hat.
Löbel hat - wie diese Redaktion erfuhr - die drei Wohnungen (von insgesamt zehn im Haus) an das Unternehmen L8 Street GmbH aus Niefern-Öschelbronn (Enzkreis) vermietet. Diese Firma bietet die Wohnungen als Gastgeber zum Beispiel auf den Portalen Airbnb und booking.com für Kurzzeitvermietungen an.
Die Stadt Mannheim sieht das Zweckentfremden von Wohnungen wegen der angespannten Wohnraumsituation generell sehr kritisch. Sie prüft derzeit laut einer Informationsvorlage Möglichkeiten, um das Zweckentfremden von Wohnungen verbieten zu können.
Der Abgeordnete war zunächst in die Kritik geraten, weil er in seinem Haus Wohnungen für bis zu 14 Euro kalt pro Quadratmeter vermietet. Ein solcher Preis sei notwendig, um Zins und Tilgung zu bedienen, hatte Löbel dem „MM“ gesagt. Außerdem vermiete er auch Wohnungen für 7,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Der Verein Haus und Grund hatte „auf den ersten Blick keine evidente Mietpreisüberhöhung“ feststellen können.
Die Kritiker in dieser Sache werfen Löbel konkret vor, im Bundestagswahlkampf 2017 für „mehr Wohnraum“ und „bezahlbaren Wohnraum“ geworben zu haben, nun aber anders zu handeln. „Diese Wohnungen sind für Familien mit durchschnittlichem Einkommen nicht bezahlbar“, sagte Gabriel Höfle, Vorsitzender des Mannheimer Mietervereins.
Löbel hatte dem „MM“ am Montag außerdem gesagt, er habe im Zuge der Sanierung aus einer leerstehenden Gaststätte zwei zusätzliche Wohnungen gemacht und somit den „so dringend benötigten Wohnraum“ geschaffen - obwohl er attraktive Angebote zur gewerblichen Miete dieser Flächen gehabt habe. Die Tatsache, dass er drei seiner Wohnungen nicht auf dem normalen Wohnungsmarkt anbietet, sondern an Gäste von außerhalb vermieten lässt, hatte Löbel am Montag in seiner Antwort an den „Mannheimer Morgen“ nicht erwähnt.
Diese Redaktion hat Nikolas Löbel am Dienstag und Mittwoch mehrfach um eine aktuelle Stellungnahme gebeten. Das Mannheimer Büro des Bundestagsabgeordneten antwortete, er sei in Urlaub und beantworte die Fragen nach seiner Rückkehr.
Die Firma L8 Street GmbH indes bestätigte, dass sie von Nikolas Löbel Wohnungen angemietet habe. „Die Wohnungen von Herrn Löbel sind hervorragend saniert und befinden sich in einem Top-Zustand, so dass wir mit Blick auf Berufspendler und Studenten dort sehr gerne angemietet haben“, schrieb L8-Geschäftsführer Raul Leneweit auf „MM“-Anfrage in einer Mail.
Seine Firma vermiete in mehreren Städten im ganzen Land möblierte Wohnungen und Apartments. „Die Nachfrage ist groß, und auch unsere Angebote in Mannheim werden sehr gut angenommen.“ Zu den laufenden Mietverträgen sagte Leneweit aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts. Auf mehrere weitere Nachfragen des „MM“ am Dienstag und Mittwoch per Mail und Telefon reagierte L8 Street dann nicht mehr.
Grundsätzlich gibt es nach Auskunft der Stadt bei einer „nur einzelnen und untergeordneten Nutzung als Ferienwohnung“ keine auf Grundlage der Landesbauordnung besonders zu berücksichtigenden Regelungen. Werde eine Wohnung dauerhaft als Ferienwohnung genutzt, stelle dies kein Wohnen nach der Baunutzenverordnung dar. Es liege also grundsätzlich eine Nutzungsänderung vor.
„In der Regel sind aber derartige nicht störende Gewerbebetriebe auch in allgemeinen Wohngebieten zulässig“, sagte ein Sprecher der Stadt - zumal das Nutzen einer Wohnung als Ferienwohnung kaum bis keine anderen bauordnungsrechtlichen Anforderungen hervorrufe als eine reguläre Wohnnutzung. Bislang habe die Stadt auch nur wenige solcher Anträge erhalten. Bauordnungsrechtlich sei das Thema in Mannheim von eher untergeordneter Bedeutung.
Mit Blick auf den Wohnungsmarkt sieht die Verwaltung das Ganze allerdings sehr viel kritischer. Sie prüft derzeit den Erlass einer Satzung, um das Zweckentfremden von Wohnungen verbieten zu können. Hintergrund ist die vom Land attestierte angespannte Lage auf dem Mannheimer Wohnungsmarkt. Diese Lage führte auch zur Einführung der neuen Mietpreisbremse in Mannheim.
In einer Informationsvorlage der Verwaltung vom 28. Mai 2020 heißt es unter anderem, dass die Verwaltung die Aufnahme in die Gebietskulisse der Mietpreisbremse begrüße. Denn sie eröffne „Möglichkeiten zur Einführung weiterer wohnungspolitischer Instrumente, die unter Umständen bereits zu einem früheren Zeitpunkt wünschenswert gewesen wären“.
Buchen und Vermieten über Airbnb
- Airbnb ist ein Internet-Marktplatz für das Buchen und Vermieten von Unterkünften. Das Unternehmen wurde 2008 in Kalifornien gegründet. Der Name steht für Airbed and Breakfast (Luftmatratze und Frühstück).
- Private oder gewerbliche Vermieter können ihr Angebot auf der Plattform anbieten. Rechtliche Verpflichtungen hat Airbnb dabei nicht.
- Das Unternehmen gibt an, auf seiner Internetseite weltweit mehr als sieben Millionen Unterkünfte anzubieten.
- Kritiker des Modells sagen, dass vor allem in Innenstädten die Wohnungsnot verschärft wird, weil Wohnungen dann nicht mehr für dauerhafte Vermietungen zur Verfügung stehen.
- Städte reagieren. Wer zum Beispiel in Berlin ohne erforderliche Registrierung oder Genehmigung vermietet, muss seit zwei Jahren mit Bußgeldern bis zu 500 000 Euro rechnen.
- Die Zahl der bei Portalen wie Airbnb angebotenen Wohnungen in Mannheim lässt sich nach Angaben der Stadt nicht genau sagen.
- Mit dem populär gewordenen „Sharing“-Gedanken sei neben den Ferienwohnungen, die ausschließlich als solche genutzt werden, die Anzahl der Wohnungen und Zimmer gestiegen, die in der Regel selbst bewohnt werden, gelegentlich aber zum Beispiel bei Abwesenheit über Portale wie Airbnb Gästen angeboten werden.
- Diese machen laut Verwaltung inzwischen einen wesentlichen Anteil des Gesamtangebots aus. Deren Gesamtzahl schwanke naturgemäß und sei daher bestenfalls stichprobenartig durch eine Auswertung der entsprechenden Plattformen zu ermitteln.
- Wer zum Beispiel vom 2. auf 3. September mit zwei Erwachsenen in Mannheim übernachten möchte, findet auf Airbnb rund 90 Angebote im Stadtgebiet.
- Eine der drei über Airbnb buchbaren Löbel-Wohnungen in der Neckarstadt-Ost wird auf der Internetplattform als „104 sqm Business Loft“ für vier Gäste beworben – mit vier Betten, vier Schlafzimmern und einem Badezimmer. 104 sqm steht dabei für die Größe von 104 Quadratmetern. „Brandneu“ sei das Apartment, mit höchstem Standard und ruhig, aber äußerst zentral gelegen. Ideal sei es für Geschäftsreisende und Reisende. Wer die Wohnung beispielsweise von Mittwoch, 2. September, auf Donnerstag, 3. September, mieten möchte, zahlt dafür – Stand Donnerstagnachmittag – 118 Euro.
- Nikolas Löbel hat die drei Wohnungen in seinem Haus an die Agentur L8 Street GmbH aus Niefern-Öschelbronn vermietet, die sie wiederum als Gastgeber im Internet anbietet. Wie die vertragliche Vereinbarung zwischen dem CDU-Politiker und L8 Street genau aussieht, ist nicht bekannt.
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