Mannheim

Surfrider aus acht verschiedenen Ländern im gemeinsamen Kampf gegen den Müll

Surfrider aus acht verschiedenen Ländern treffen sich zum Freiwilligentag auf dem Lindenhof. Warum in Deutschland so viele Ortsgruppen von der Bildfläche verschwunden sind

Von 
Katja Geiler
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Gruppenfoto mit rund 80 Teilnehmern: Surfrider aus acht verschiedenen Nationen trafen sich in den Räumen der Johanniskirche auf dem Lindenhof. © Katja Geiler

Lindenhof. Surfrider aus acht verschiedenen Ländern trafen sich in den Nebenräumen der Johanniskriche auf dem Lindenhof zu ihren Volunteers Days - die Lage ist günstig, wenn so viele Leute anreisen, man erreicht den Ort vom Bahnhof aus in zehn Minuten zu Fuß. Das Ziel der Surfrider geht jedoch weit über die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit hinaus, sie wollen die Verschmutzung der Meere von Grund auf vermeiden und fangen damit bei alltäglichen Dingen an, zum Beispiel mit der Entsorgung von Zigarettenkippen (Englisch: „Cigarette Butt“). Diese sind klein, aber in der Summe für die Umwelt fatal.

Bei den Volunteers Days fanden mehrere Workshops statt, meistens zwei parallel. Adeline Adam aus Biarritz, dem Gründungsort der Surfrider, hielt einen Vortrag über Küstenmanagement - auf Englisch, sodas es alle Teilnehmer verstehen konnten. Wie erweckt man das Bewusstsein der Menschen für die Verschmutzung der Meeresküsten? Welche Bedeutung hat blauer Kohlenstoff, der in Küstenökosystemen wie Mangroven, Salzwiesen und Seegras vorkommt? Diese Systeme spielen eine wichtige Rolle bei der Bindung und Speicherung von Kohlenstoff und tragen dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern.

Die Coast Snap-App wurde vorgestellt. Bei diesem internationalen Projekt werden immer an denselben Stellen einer Küste Fotos mit dem Handy gemacht, das Foto wird auf einer bestimmten Seite hochgeladen. Wissenschaftler beobachten dabei die Veränderung der Küste.

Surfrider in Irland vor allem an der Westküste sehr aktiv

Die Berge von Müll, welche die Surfrider sammeln, sind gigantisch. Aus dem Müll werden sogar Kunstwerke gebaut. Im Vortragsraum stand ein Weihnachtsbaum aus Kaffeebechern, diese waren sogar farblich sortiert. Einen beachtlichen Kampffisch aus zusammengeklebten Zigarettenkippen hatten die Surfrider mitgebracht, das Auge war aus einem Kronkorken. Zum Motto „The Ocean starts here“ bemalen die Surfrider Baden-Pfalz Stromkästen im leuchtenden Blau.

Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Spanien, Portugal, der Schweiz, den Niederlanden und Irland. Von dort war auch Yohei Ishikawa angereist. „Ich komme ursprünglich aus Japan, bin Surfer, und mein Hintergrund ist Corporate Social Responsibility.“ CSR steht für den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft, nachhaltig zu handeln. „Ich habe mich schon immer sehr für die Themen Umwelt und soziale Probleme interessiert.“ Auch in Japan gibt es die Surfrider. In Irland seien sie sehr aktiv, vor allem an der Westküste, deshalb heißt die Foundation dort „West Coast of Ireland“.

Im anderen Nebenraum präsentierte Lea Philipsen, National Coordinator der Surfrider aus Hamburg, eine Sachstandslage der Aktivitäten in Deutschland: Was ist seit 2023 in den verschiedenen Bereichen Freiwillige, Marketing, Kampagnen, Finanzierung und Strategien passiert? Etwa 30 Leute besuchten den Workshop. „Wir werden 2025 daran arbeiten, mehr aktive Freiwillige zu gewinnen und einige Chapter aus dem Winterschlaf zu holen“, sagte Philipsen.

Ortsgruppen wurden wegen Corona auf Eis gelegt

Die Ortsgruppen, die sich treffen, um Müll zu sammeln, heißen „Chapter“. Doch warum sind sie eingeschlafen? „Corona hat uns zurückgeworfen, man durfte sich nicht treffen, deshalb wurden die Chapter auf Eis gelegt. Es waren viele junge Familien dabei, die inzwischen an den Speckgürtel gezogen sind. Es fehlen die Kernteams, die den Laden am Laufen halten.“ Berlin sei ein solches Sorgenkind, dafür läuft es in München, Leipzig und Hamburg gerade sehr gut. Auch an der Medienpräsenz möchten die Surfrider arbeiten,

. Auf die Frage, wie es sein kann, dass überhaupt so viel Müll in der Umwelt und in Flüssen landet, antwortete Philipsen: „Natürlich sind Endkonsumierende dafür verantwortlich, was mit ihrem Müll passiert, und wir versuchen durch Aufklärung und Sensibilisierung dazu beizutragen, dass jeder einzelne seinen Teil zu einer saubereren Umwelt beiträgt und Eigenverantwortung entwickelt.“ Doch auch die Industrie soll zur Verantwortung gezogen werden. Hierfür setzt sich die Surfrider Foundation durch interne Lobbyarbeit für strengere Gesetzesentwürfe auf EU-Ebene ein und unterstützt beispielsweise die Arbeit von „Break Free From Plastic“, eine weltweite Bewegung, die 2016 gegründet wurde und eine massive Reduktion von Plastikverpackungen fordert.

Kunst aus Müll beim Volunteers Day: der legendäre Kippenfisch vor einem Weihnachtsbaum aus Kaffeebechern. © Katja Geiler

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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