Mannheim. Frauen ab 50 und deren Potenzial für die Arbeitswelt stehen im Mittelpunkt eines neuen Buches von Christine Weiner aus Mannheim und ihrer Mitstreiterin Carola Kupfer. „Simply the Best – wenn Frauen 50 plus beruflich noch einmal durchstarten“ ist dabei alles andere als ein klassischer Ratgeber oder Seelenschmeichler.
Im Gegenteil. Das Buch zeigt mit Mutmach-Geschichten, konkreten Strategien und viel Lebensfreude, wie Frauen jenseits der 50 souverän und voller Energie neue berufliche Wege gehen – und dabei auf ihre Erfahrung, Stärken sowie den eigenen Stil bauen dürfen. Tipps für Berufe mit Zukunft – von der Cybersecurity-Expertin bis hin zur KI-Ethikbeauftragten – gibt es obendrauf.
„Ein Job sollte uns strahlen lassen“
„Auf irgendeinen schnell-gestrickten Business-Ratgeber hatten wir keine Lust“, sagt Christine Weiner im Gespräch. „Uns ging es um ein Lebensgefühl, das uns in der Arbeit oft abhandengekommen ist – um Aufbruch, um neue Chancen, um Heiterkeit.“ Dieses Lebensgefühl startet mit einem Sommertag, „Dancing Queen“ von Abba im Radio und einem Ideenrausch, garniert mit dem Glitzern der Diskokugel.

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Das Buch nutzt die Diskokugel als Metapher – ein Symbol für Freude, Erwartung und das Funkeln, das Frauen 50 plus oft fehlt. „Ein Job sollte uns strahlen lassen“, sagt Weiner. Dabei widerspricht sie dem Missverständnis, dass 50 plus eine Bremse sei. Im Gegenteil: Es ist Zeit für den beruflichen Aufbruch: „Mit 50 hat man enorm viel Erfahrung gesammelt, vielleicht Kinder großgezogen, sich im Job bewiesen – und dann gilt das plötzlich als Bremse? Das ist Quatsch! Es ist eine Riesensehnsucht da, noch mal in dieses Sprühende zu kommen, in die Hochphase.“
Die Mannheimerin weiß das selbst am besten, ist sie doch „Vielseitigkeitsweltmeisterin“ in Sachen Karriere: Von der Erzieherin und Heilpädagogin über Stationen als Betriebswirtin, Redakteurin und Moderatorin beim SWR („mein Lebenstraum“), Coach und Beraterin explizit auch für Frauen bis hin zur gefragten Autorin und Mentoring-Expertin für Unternehmen und Hochschulen.
Selbst Verantwortung übernehmen
Dabei räumen Weiner und Kupfer im Buch mit einem weitverbreiteten Irrtum auf: „Niemand bringt dir die Diskokugel! Diese neuen Chancen, die wir uns so wünschen, kommen nicht von außen, sondern müssen von uns selbst ausgehen. Es ist Selbstmanagement, nicht Selbstfürsorge – Führungskraft für sich selbst sein!“ Innerhalb von Unternehmen würden Frauen ab 50 mit Weiterbildungen eher alibimäßig gefördert, doch ihr Einsatz für konkrete Projekte bliebe danach aus. Ein Fehler, mit dem sich Firmen ins eigene Fleisch schneiden. Denn Frauen, beobachtet Weiner, sind häufig loyal, bleiben dem Unternehmen über Jahrzehnte verbunden. Allerdings warten sie darauf, dass jemand ihr Potenzial erkennt und Türen öffnet. Jedoch bleibt es zumeist beim „Glass Ceiling“, dem Blick durch die gläserne Decke nach oben, bei dem Frauen sehen würden, wie Männer mit gleichen oder auch weniger beruflichen Kompetenzen an ihnen vorbeiziehen und weiterkommen, sie aber nicht.
Hintergrund
- Christine Weiner aus Mannheim ist Autorin, Karriere-Coach und Mentorin mit einem ungewöhnlich vielseitigen Werdegang – von der Erzieherin und Heilpädagogin über Stationen als Betriebswirtin, SWR-Redakteurin und Moderatorin bis hin zur gefragten Beraterin für Unternehmen und Hochschulen.
- Zu ihren bekannten Buchtiteln zählen unter anderem „Das Pippilotta-Prinzip“, der Roman „Drei Frauen im R4“, „Keine Diät ist die beste Diät“ und „Ab durch die Decke“, ein Buch mit Erfolgsstrategien für Frauen. Sie veröffentlichte außerdem Kinderbücher wie „Ein Krokodil kriegt Post“ und thematische Werke wie „Respektiere dich selbst, dann respektieren dich alle“.
- Gemeinsam mit Carola Kupfer veröffentlichte sie jetzt das Buch „Simply the Best – wenn Frauen 50 plus beruflich noch einmal durchstarten“ , Campus-Verlag, 222 Seiten, 25 Euro. Dazu gibt es auch einen Podcast „Beyond 50“.
Selbstvermarktung und netzwerken seien daher Schlüsselkomponenten – „aber bitte richtig“! Im Buch nehmen die Autorinnen klassische Frauennetzwerke kritisch unter die Lupe. Weiner: „Ich bin seit 30 Jahren vernetzt – aber was ich in diesen klassischen Frauenzirkeln erlebt habe, ist für die Karriere meistens nicht förderlich.“ Oft gleiche das Format einem Déjà-vu: ein Vortrag, ein Prosecco, Smalltalk an gedeckten Tischen – „aber man weiß hinterher nicht, wer was sucht, wer was bieten kann. Männer netzwerken da viel pragmatischer: Da geht‘s klar um Empfehlungen, Projekte, Geld. Davon könnten wir uns eine Scheibe abschneiden!“ Natürlich sind Frauen, so Weiner, großartig darin, Gruppen zu verbinden und Stimmungen aufzufangen. Aber: „Strategisches Denken, Ziele klar ansprechen, die eigene Positionierung – da dürfen wir Frauen noch mutiger werden.“
Mit Vorbildern und Mentoring in die Zukunft
Sehr lebendig geraten sind die zahlreichen Praxisbeispiele im Buch. Christine Weiner und Carola Kupfer lassen inspirierende Persönlichkeiten zu Wort kommen – etwa Lena Rübelmann, der Leiterin des GIG7-Kompetenzzentrums FeMale Business in Mannheim oder Ines Schultze, kaufmännische Vorständin e-netz Südhessen AG in Darmstadt.
Für Investoren sind Frauen 50 plus interessant, weil sie zuverlässig, erfahren und durchsetzungsstark sind. Unternehmen sollten Mitarbeitende 50 plus nicht aufs Abstellgleis schieben, weil die Erfahrungen und Kompetenzen dieser Generation gepaart mit Loyalität und Verlässlichkeit immer schwerer zu finden sein werden. Letztlich soll doch die Diskokugel für jeden glitzern – für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber.
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