Es ist das Jahr 2030. In Deutschland hat ein totalitäres Regime die Macht übernommen. Kinder bekommen – verboten. So beginnt der Kurzfilm mit dem Namen „2030“, der ausschließlich in Mannheim gedreht wurde und eine Dystopie – ein negatives Zerrbild der zukünftigen Menschheit – darstellt, die bei näherer Betrachtung gar nicht so fern von uns scheint.
Verantwortlich für das Projekt zeichnen Tim Eickhoff (21) aus Bingen am Rhein und Timo Martens aus Schwabenheim nahe Ingelheim am Rhein. „Das Regime hat mit seiner Machtübernahme ein Social-Credit-System eingeführt, alle Menschen tragen einen QR-Code auf dem Arm, es ist verboten, Kinder zu bekommen“, so Eickhoff.
Inmitten dieser Zeit erhält die Protagonistin Emily, die im Mannheimer Victoriaturm lebt, einen positiven Schwangerschaftstest. Ihre Liebe zum ungeborenen Kind wird auf die Probe gestellt. Emily muss sich entscheiden, ob sie sich gegen das Regime auflehnt und ihr Kind trotz aller Repressalien auf die Welt bringt. Dabei muss sie fürchten, entdeckt zu werden – in der Öffentlichkeit, aber auch zu Hause, wo sie ihr smarter Computer-Assistent namens Felix überwacht.
Den Vergleich dieses Systems mit einem aktuellen Beispiel meidet Eickhoff auf Nachfrage, kann jedoch eine gewisse Inspiration durch Staaten wie China, wo ein Social-Credit-System bereits Realität ist, nicht leugnen. Im Film entwickelt sich eine spannende Handlung, an deren Ende – so viel sei schon vorweggenommen – für den Zuschauer offenbleibt, warum das Kinder-Verbot in erster Linie überhaupt erlassen worden ist.
Crowdfunding
- Der Begriff „Crowdfunding“ setzt sich aus den englischen Begriffen „Crowd“ für Menschenmenge und „Funding“ für Finanzierung zusammen. Mittels Crowdfunding werden private Projekte, Immobilien, Produktinnovationen oder auch Unternehmensgründungen finanziert.
- Hierbei wenden sich die Initiatoren direkt mit ihrem Vorhaben an die Öffentlichkeit und bitten die „Crowd“ um Geld für ihre Zwecke.
- Meist erhält die Crowd als Gegenleistung keine finanzielle Prämie, sondern etwa das fertige Produkt oder ein anderweitiges „Dankeschön“, wie ein Filmplakat.
Der erste Kurzfilm mit zwölf
Schon in jungen Jahren experimentierte Eickhoff mit der Kamera und drehte mit zwölf Jahren seinen ersten Kurzfilm. „Wir leben in einem echt coolen Zeitalter. Mit Plattformen wie YouTube konnte ich mir sehr vieles selbst beibringen. Nach der Schule ging es für mich eigentlich immer sofort an den PC, um mir Videos übers richtige Filmen anzuschauen.“ In Timo Martens fand Eickhoff während seiner Schulzeit in Ingelheim einen ebenso an Film interessierten Freund. „Timo ist eher der Autor, mein Interesse liegt mehr bei der Regie“, bekennt Eickhoff und fügt an: „Dadurch ergänzen wir beide uns prima.“
Nachdem die Zwei bereits 2019 ihr erstes gemeinsames Drehbuch schrieben, begann die Arbeit für „2030“ im Februar des letzten Jahres. Wenige Monate später legten die beiden mit der Produktion los. Zunächst standen die Filmemacher jedoch vor einigen Herausforderungen: „Wir mussten uns erstmal vergegenwärtigen, was alles zu tun war, um überhaupt mit dem Projekt beginnen zu können.“ Fragen wie „Wer errichtet eine Parkverbotszone?“, oder „Wen muss ich kontaktieren, um eine Drehgenehmigung zu bekommen?“ blieben zunächst unbeantwortet.
„Als junger Filmemacher weiß man oft nicht ganz, wen man kontaktieren soll. Das ist viel ‚learning by doing’“, so Eickhoff. Er wusste sich glücklicherweise selbst zu helfen und kontaktierte über Instagram den Speyerer Kameramann Tim Grau, über den schließlich auch der Drehort des Films zustande kam: Mannheim.
Das neu errichtete GlücksteinQuartier eignete sich dabei als Kulisse perfekt. „Es ist dort sehr modern, die Gegend um den Victoriaturm war optimal für unseren Film“, erklärt der Jung-Regisseur.
Für die Akquise geeigneter Schauspieler war das Internet ebenfalls hilfreich, so dass es gelingen konnte, die ausgebildete Schauspielerin Silviana Ursu sowie den ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Mediziner Wieland Schinnenburg für das Projekt zu gewinnen.
Nun hoffen die jungen Filmemacher abermals auf die Hilfe des Internets und werden ein Crowdfunding-Projekt aufsetzen, um die Postproduktion zu finanzieren. Dabei geht es etwa um die sogenannte „Color Correction“ oder um die Vorbereitung zur Einreichung des Films bei Filmwettbewerben.
„Jede Hilfe bringt uns weiter“
Unterstützer können sich indessen über signierte Filmplakate von „2030“ oder eine Vorabversion des Films freuen. „Zur Zeit sind wir aber auch anderweitig auf der Suche nach Sponsoren, jede Hilfe von außen bringt uns weiter“, erklärt der 21-jährige.
Derweil haben Timo Martens und Tim Eickhoff gemeinsam noch eine Menge vor. Neben einer Ausformulierung der Geschichte von „2030“ als Buch möchten beide einen Filmverein gründen, um eine Anlaufstelle für junge Filmschaffende anzubieten. Und auch der Plot von „2030“ lässt noch Raum für eine Fortsetzung – die erste Idee für „2040“ steht bereits.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-tim-eickhoff-und-timo-martens-drehen-im-glueckstein-quartier-_arid,1912628.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html