Umweltschutz

Warum Freiwillige in Ludwigshafen Müll einsammeln und daraus Kunst machen

Am Samstag haben freiwillige Helfer am Ludwigshafener Begütenweiher Land und Wasser nach Abfall durchforstet. Um den See zu reinigen - und eine besondere Ausstellung vorzubereiten

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
GML-Chef Thomas Grommes Sponsor Mathias Berkel, Grünflächen-Beauftragte Gabriele Bindert und Umweltdezernent Alexander Thewalt bei der Aktion (v.l.v.r.) © K.. Geiler

Ludwigshafen. Einen ganzen Nachmittag haben Freiwillige rund um den Begütenweiher und auch zu Wasser alles eingesammelt, was nicht dort hingehört, sprich: Müll. Um den Weiher von Schmutz zu befreien - und eine ganz besondere Ausstellung vorzubereiten. Initiatoren der Aktion waren das Clean River Project aus Winningen bei Koblenz und die GML (Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH) „Wir haben 16 Anmeldungen bekommen, die Leute sind in zwei Gruppen aufgeteilt, eine Land- und eine Wassergruppe“, sagte Marie Josten von Clean River Project, die an der zentralen Sammelstelle an einem Info-Zelt die Stellung hielt.

Umweltbewusstsein schaffen

„Heute findet der erste Teil des Projekts statt. Besonders skurrile Fundstücke werden mit goldener Farbe besprüht und in einer Ausstellung im Hallenbad Nord gezeigt“, sagte Josten, während die Wassergruppe mit Paddelbooten auf dem Weiher unterwegs war. Schon nach einer Stunde fand sie ein ebensolches Stück: einen Rucksack.

Zur gleichen Zeit hatten die Helfer am Ufer mit einem besonders lästigen Problem zu kämpfen: die unzähligen Zigarettenkippen, die kein Ende zu nehmen scheinen. „Auf dem ausgetrockneten Boden sieht man sie besonders schlecht“, meinte Josten. Die eingesammelten Zigarettenstummel wanderten in einen transparenten Behälter, damit man am Ende der Aktion genau sehen konnte, wie viele Kippen in der kurzen Zeit zusammenkamen.

Ausstellung zur Aktion

  • Am Begütenweiher nahe des Ludwigshafener Stadtteils Oggersheim hat am Wochenende eine Müllsammelaktion der GML in Kooperation mit dem Clean River Project stattgefunden.
  • Besonders kuriose Fundstücke der Sammelaktion sollen mit goldener Farbe besprüht und in der Ausstellung Puresgold in der Lucation, dem ehemaligen Hallenbad Nord in der Erzberger Straße 12 gezeigt werden.
  • Die Vernissage zur Ausstellung ist für Samstag, 15. Oktober, geplant. 

Clean River Project gibt es seit zehn Jahren. Gründer Stephan Horch kam auf die Idee, nachdem ihm beim Paddeln große Mengen an Plastikmüll entgegengekommen waren. „In der Corona-Zeit entstand dann noch die Idee eines ,Feierabend-Cleanups’ in den Abendstunden. Mich macht das sauer, dass Leute ihren Müll einfach so wegwerfen“, so Horch. Horch wollte den Abfall aber nicht einfach nur einsammeln und wegwerfen. Bevor er den Müll entsorgt, setzt er ihn fotografisch in Szene, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und mehr Umweltbewusstsein zu wecken. Auch in den sozialen Medien ist Clean River Project vertreten, und inzwischen hat der Verein noch ein zweites Büro in Berlin.

Von der GML half Geschäftsführer Thomas Grommes persönlich mit: „Die GML betreibt seit über 20 Jahren das Freiluft-Klassenzimmer, einen außerschulischer Lernort für Umweltbildung. Kinder nehmen das Thema leicht an, und sie erzählen es ihren Eltern daheim, so erreicht man vielleicht auch diese.“ Auch Umweltdezernent Alexander Thewalt, Schirmherr der Aktion, stattete sich mit Eimer und Zange aus. „Ich habe sofort zugesagt, als Herr Grommes mich gefragt hat. In einer anderen Aktion wird auch das Rheinufer gesäubert.“

Teilnehmerzahl zwischen 25 und 35

Vom Bereich Grünflächen schaute Gabriele Bindert vorbei: „Es ist wichtig, bei den Bürgern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Mikroplastik im See vom Müll kommt, der hineingeweht wird. Das ist schädlich für Fische, Flugenten und andere Tiere.“ Mathias Berkel, einer der Sponsoren, half ebenfalls mit: „Wichtig ist es, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass solche Aktionen eigentlich überflüssig sein müssten, wirklich traurig.“

Olaf Maurer, ein Anwohner aus Oggersheim, hat sogar seine eigene Gruppe: Clean Up Palatina - Loss uns die Palz uffrohme! Die Teilnehmerzahl der Gruppe schwankt zwischen 25 und 35. „Wir sind jedes Wochenende in Ludwigshafen, Frankenthal und dem Rhein-Pfalz-Kreis unterwegs, einmal im Monat gibt es etwas Größeres. Es ist so motivierend, wenn man einen Ort sauber verlässt. Auch, wenn man weiß, dass dort wieder Müll liegen wird.“

Ein kurioses Stück für die Ausstellung fand Maurer dann auch noch, eine Kleingeldkasse. Außerdem hat er noch „widerliche organische Abfälle in Plastiktüten“ eingesammelt, sagte er. So kam am Ende eine beträchtliche Müll-Sammlung zusammen, aus der nun die kuriosesten Stücke ausgewählt werden sollen. Um zu Kunst vergoldet zu werden - und mehr Umweltbewusstsein zu schaffen.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen