Lampertheim. Diese Statistik der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) ist niederschmetternd: In Deutschland erhält demnach alle zwölf Minuten ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Tim Balz ist einer von ihnen. Weil der 33 Jahre alte Mann aus Lampertheim an der lebensgefährlichen Krankheit leidet, benötigt er nun dringend eine Stammzellspende. Sie könnte sein Überleben sichern. Doch dazu braucht es einen Spender, dessen Stammzellen exakt zu Tim passen. Deshalb haben er, seine Familie und Freunde eine Registrierungsaktion in Mannheim organisiert. Am Samstag können mögliche Retter dort eine Typisierung vornehmen lassen.
Diagnose Leukämie: Leben von Friseur Tim Balz aus Lampertheim seitdem schlagartig geändert
Die Diagnose erhielt Balz vor knapp einem Jahr. Wie er sagt, hat sich sein Leben seither schlagartig verändert. So habe er mittlerweile vier Chemotherapien hinter sich, die Spuren hinterlassen haben. „Das hat viel Kraft gekostet“, erinnert sich der Friseur, der bis zur Diagnose selbstständig tätig war. Die Leukämie habe ihn außerdem dazu gezwungen, die Arbeit aufzugeben. Das sei bis heute problematisch, aber nicht zu ändern: „Ich habe mich mit meiner schwierigen Situation abgefunden.“
Aber wie hat sich die gefährliche Krankheit bei Balz bemerkbar gemacht? Kurz nach einer Behandlung bei seinem Zahnarzt im September 2024 traten rötliche Flecken an den Beinen des Lampertheimers auf. Zunächst habe er sich noch keine ernsthaften Gedanken darüber gemacht. Nur eine harmlose Nachwirkung der Zahnbehandlung, so habe er die Situation zunächst eingeschätzt. Doch die Kräfte ließen schnell nach. Plötzlich sei Balz selbst in alltäglichen Situationen außer Atem geraten, auch habe er unter Zahnfleischbluten gelitten. „Mit jedem Tag fühlte ich mich kraftloser, Appetit hatte ich kaum noch.“
Ich würde einfach gerne wieder ein unbeschwertes Leben führen.
Der Ehemann des Südhessen habe schließlich auf eine ärztliche Untersuchung gedrängt. Mitte November folgte ein umfassender Check. Danach stand fest, dass der Lampertheimer unter Leukämie leidet. „Mir geht es heute zwar besser, aber die Krankheit steckt noch immer in meinem Knochenmark“, stellt der Mann aus Südhessen nüchtern fest.
In dieser bedrohlichen Situation helfe es ihm, dass er viel Zuspruch von seiner Familie und den Freunden erhalte. Seine Hoffnungen ruhen nun daher auf einer möglichen Stammzellspende, mit der sich die Leukämie womöglich überwinden lässt. Dabei geht es darum, dass ein Spender seine Stammzellen zur Behandlung des Patienten weitergibt.
DKMS Registrierungsaktion in Mannheim: Am Samstag als Stammzellenspender registrieren
Um einen solchen Prozess zu ermöglichen, hat die Deutsche Knochenmarkspenderdatei für den 33 Jahre alten Mann aus Lampertheim für Samstag die Typisierung in Mannheim organisiert. Dabei geht es zunächst darum, festzustellen, ob die Gewebemerkmale eines möglichen Spenders mit denen von Tim Balz übereinstimmen. Nach eigenen Angaben sind in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei weltweit über 12,5 Millionen Menschen registriert, davon mehr als 7,8 Millionen bei der DKMS in Deutschland.
DKMS Registrierungsaktion in Mannheim
Der demografische Wandel wirkt sich auch auf den Kampf gegen Blutkrebs aus. Nach Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) steigt die Zahl von Menschen, die altersbedingt aus der Spenderdatei ausscheiden.
Stammzellspenden sind für Menschen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren möglich. Diese Entwicklung erschwert die Suche nach Stammzellspendern.
Wer für Tim Balz spenden möchte, kann am Samstag, 16. August, in Mannheim eine Typisierung vornehmen lassen. Möglich ist das zwischen 12 Uhr und 16 Uhr in den Räumen von „Pflege im Quadrat“ in der Schneidemühler Straße 21 . Es gibt auch die Möglichkeit, online ein Set zur Registrierung zu bestellen: www.dkms.de/fuertimwol
Demnach hat die Organisation bis heute mehr als 125.000 Stammzellspenden vermittelt. Sie ist außer in Deutschland in den USA, Polen, Großbritannien, Chile, Indien und Südafrika aktiv. Bisher konnte kein passender Spender für Balz in der Datei gefunden werden. Zwar sei dessen Schwester grundsätzlich dafür geeignet gewesen, wie der Südhesse sagt. Da diese aber selbst erkrankt ist, könne ihre Stammzellspende dem Bruder schaden. Daher habe man von weiteren Schritten abgesehen.
So läuft die Typisierung und die Stammzellenspende ab
In der Regel beginnt die Typisierung mit der Speichel- oder Blutprobe eines möglichen Spenders, die dann im Labor untersucht wird. Wird eine Übereinstimmung gefunden, werden Stammzellen entnommen und dem Empfänger transplantiert. Im Idealfall helfen die Zellen, das kranke Blutsystem wiederherzustellen. Spender sind üblicherweise nach kurzer Zeit vollständig erholt, da der Körper die entnommenen Stammzellen ersetzt.
Wie Tim Balz sagt, wird er am Samstag in Mannheim anwesend sein. „Ich stehe für Fragen bereit, allerdings werde ich eine Schutzmaske tragen müssen. Denn es wäre nicht gut, wenn ich mich mit einer Krankheit anstecken würde“, sagt der Mann und seufzt kaum vernehmbar. Dann sagt er: „Ich würde einfach gerne wieder ein unbeschwertes Leben führen.“
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