Heidelberg. Die drei bei dem Amoklauf in der Heidelberger Universität verletzten Studierenden sind nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dies teilte die Polizei am Dienstag mit. "Sie befinden sich auf dem Weg der Besserung." Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Am Montag hatte ein Student in einem Hörsaal mehrfach auf Studierende geschossen.
Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass der Deutsche, der in Mannheim wohnte, erst in dem Hörsaal des Zentrums für biologische Grundlagenforschung, in dem rund 30 Studenten waren, mehrmals schoss und sich später vor dem Gebäude selbst tötete. Eine 19- und eine 20-jährige Frau sowie ein 20-jähriger Mann wurden durch die Schüsse leicht verletzt. Eine 23-jährige Studentin starb am Montagnachmittag an den Folgen eines Kopfschusses.
Mit einer digitalen Gedenkfeier erinnert die Heidelberger Studierendenvertretung an die bei dem Amoklauf am Montag getötete Studentin. Es gebe auch zwei Orte des Gedenkens an der Neuen Universität in der Altstadt und am Ort des Geschehens im Neuenheimer Feld, sagte der Vorsitzende der Verfassten Studierendenschaft, Peter Abelmann, am Dienstag in Heidelberg. Am kommenden Montag sei in der Peterskirche eine zentrale Trauerfeier geplant.
Die Peterskirche stand den ganzen Dienstag offen, um einen Ort für Trauer, Stille und Gebet anzubieten. Seelsorger standen vor Ort für Gespräche bereit. Die Universität verwies auf ein breites Angebot von Hilfe für Angehörige, Opfer und Augenzeugen - von der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz über das Zentrum für Psychosoziale Medizin bis hin zur Psychosozialen Beratungsstelle.
Mitarbeiter von Forschungszentrum entkamen Amokschützen
Zwei Mitarbeiter des Heidelberger Forschungszentrums für biologische Grundlagenforschung (COS) sind womöglich nur knapp dem Amokschützen entkommen. Der Direktor des "Centre for Organismal Studies", Jan Lohmann, schilderte am Dienstag, was seinen Kollegen am Vortag passiert war:
Sie kamen die Treppe zum Foyer des Gebäudes hinunter, als sie einen Schuss hörten, den sie zunächst Bauarbeiten im Haus zuordneten. Als sie ihren Irrtum bemerkten, waren sie nur fünf bis sechs Meter von dem jungen Mann entfernt, der gerade aus dem Hörsaal kam, wo er vier Studierende mit Schüssen verletzt hatte - darunter die wenige Stunden später gestorbene 23-Jährige. Der 18-jährige richtete die Waffe auf die beiden Männer. Sie konnten unverletzt entkommen.
Der Amokschütze, der sich kurz danach selbst tötete, sei ebenso wie die von ihm erschossene Frau einer von 210 Biologie-Studenten, so Lohmann. Die Veranstaltung der Fakultät für Biowissenschaften zum Thema organische Chemie in dem Hörsaal des COS besuchten ihm zufolge Erstsemester.
Nachdem die COS-Mitarbeiter nur noch entfernt Schüsse hörten, hätten sie sich aus ihren Büros getraut, um im Hörsaal Erste Hilfe zu leisten, erzählte Lohmann. Zuvor hatten sie sich per Messaging-Dienst Slack gegenseitig gewarnt.
Der Schutz vor Amokläufen sei schwierig, sagte Lohmann. Einlasskontrollen zu Beginn einer Vorlesung oder eines Seminars könnten nicht verhindern, dass ein solcher Täter - wie in Heidelberg geschehen - mitten in eine Veranstaltung hineinplatze. Als eingeschriebenem Studenten hätten dem 18-Jährigen die üblichen Zugänge offen gestanden. Wenn der Täter schon im Raum sei, könnten auch Notfallpläne nicht mehr greifen.
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