Umwelt

Nasser Herbst und Winter: So steht es um das Grundwasser rund um Mannheim

Im Oktober und November doppelt so nass wie sonst, auch im Januar klar überm Schnitt: Der nicht nur gefühlte Dauerregen hat seine Spuren hinterlassen. Glücklicherweise auch in den Grundwasserspeichern der Region

Von 
Bernhard Zinke
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Rhein-Neckar. Gefühlt hat es diesen Winter seit Oktober durchgeregnet. Die Tage, an denen die Sonne hinter den Wolken hervorlugte, ließen sich - so hat man den Eindruck - an zwei Händen abzählen. Die Meteorologen bestätigen den Eindruck. Vor allem in den Herbstmonaten Oktober und November habe es in der Metropolregion fast das Doppelte des langjährigen Durchschnitts geregnet, sagt Christoph Brendel, Hydrometeorologe beim Deutschen Wetterdienst.

Während der Dezember fast genau im Soll lag, war der Januar beispielsweise in Mannheim und Schwetzingen schon wieder deutlich nasser als im Durchschnitt. Und das werde angesichts der sich abzeichnenden Niederschläge in den kommenden Tagen auch für den Februar nicht anders sein.

Regen in Mannheim und Rhein-Neckar: Grundwasserspeicher messbar aufgefüllt

Kathrin Böttcher, beim Mannheimer Versorger MVV für Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz zuständig, freut das freilich. Der Regen ist durch den gesättigten Boden nämlich zum Teil schon durchgesickert und hat die Grundwasserspeicher messbar aufgefüllt. Von November bis Ende Januar sei der Grundwasserspiegel um bis zu 50 Zentimeter gestiegen, sagt die Expertin. Je nach Bodenbeschaffenheit komme der Regen besser oder schlechter durch. Entscheidende Faktoren seien die Vegetation und auch der Grad der Versiegelung.

 

Gute Sickerflächen seien Ackerböden, erläutert Böttcher. Hier werde der Regen im Winter nicht von Pflanzen benötigt, sondern könne direkt in die tieferen Erdschichten vordringen. In den Wäldern dagegen komme kaum Regenwasser bis in die Grundwasserleiter. Da werde fast alles von den Bäumen aufgesogen. Und die geben das Wasser durch Verdunstung wieder in die Atmosphäre ab.

Niederschläge in diesem Winter gute Grundlage für Sommer

Gerade für die Grundwasserneubildung sind die Winter eminent wichtig, da erstens die Natur wenig Flüssigkeit benötigt und zweitens durch die niedrigen Temperaturen auch wenig Wasser verdunstet. Denn auch der Verdunstungsgrad ist eine wichtige Kenngröße. Die meisten Klimamodelle sagen voraus, dass in unseren Breiten die Niederschlagsmengen im Jahresschnitt einigermaßen konstant bleiben, sich aber anders über die Jahreszeiten verteilen: Die Sommer werden trockener, die Winter nasser. „Für uns Wasserversorger ist das sehr gut, für die Land- und Forstwirtschaft natürlich nicht“, weiß Böttcher.

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Insgesamt sind die Wasserförderer durchaus zufrieden mit der Situation, zumal die Grundwasserstände in den kommenden Monaten nochmal wohl einige Zentimeter steigen werden. Die Böden seien gesättigt, und was tiefer als 30 Zentimeter an Flüssigkeit im Boden stecke, werde auch nicht mehr an die Oberfläche gezogen, sondern gelange ins Grundwasser. Das alles sei eine gute Grundlage für den kommenden Sommer. Grund zur Panik gebe es ohnehin nicht, weil sich die Region über einem der größten Grundwasserreservoire Deutschlands befinde.

Grundwasserpegel immer noch weit entfernt von alten Höchstständen

Allerdings seien die Pegelwerte noch immer weit entfernt von alten Höchstständen vor den massiven Trockenjahren 2003 und 2018. Zum Jahr 2018 fehlen noch immer 60 bis 80 Zentimeter. Und das werde auch in diesem Jahr nicht aufzuholen sein. Böttcher: „Dazu braucht es noch einige nasse Winter.“

Zufrieden sind auch die Landwirte der Region - zumindest mit den Niederschlägen der vergangenen Monate. Jetzt gebe es erstmal genügend Wasser, um die Beregnung der Felder sicherzustellen, sagt Wolfgang Guckert, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Rhein-Neckar. Dass allerdings auf den Ackerflächen der Friesenheimer Insel in Mannheim rund 20 Hektar eingesätes Getreide regelrecht abgesoffen sind, sei weniger schön gewesen.

Was den Bauern im Zentrum der Metropolregion auch zu schaffen macht, sind die relativ dünnen Humusschichten von gerade mal 30 bis 40 Zentimeter. Die könnten das Wasser nicht besonders gut halten. In den darunter liegenden Sandböden versickere das Wasser nun mal ziemlich schnell. Das sehe im Kraichgau ganz anders aus. Da sind die Humusschichten bis zu zwei Meter dick und können das Wasser besser halten.

Auch Guckerts Kollege im südhessischen Ried, Willi Billau vom Starkenburger Kreisbauernverband, ist zufrieden. In Südhessen wird - als Wasserlieferant für die Rhein-Main-Region um Frankfurt und Wiesbaden - ohnehin eine intensive Grundwasserbewirtschaftung betrieben, aufbereitetes Rheinwasser im Boden versickert. In diesem Winter sei der obere Wert des Grundwasserstandes schnell erreicht worden. Da habe die Infiltration sogar stark gedrosselt werden müssen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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