Leukämie

Ein ganzes Dorf im Odenwald will Stephanie retten

Sie ist musikalisch, hilfsbereit und lebensfroh. Doch die Diagnose Leukämie hat das Leben von Stephanie (59) über Nacht bedroht. Jetzt hilft ein ganzes Dorf im Odenwald dabei, ihr Leben zu retten

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Musikalisch, lebensfroh, aber von der heimtückischen Krankheit Leukämie bedroht: Stephanie (59) aus Nieder-Liebersbach. © privat

Birkenau. Es war ein Schock für die 59-jährige Stephanie, für ihre Familie und für ganz Nieder-Liebersbach: Im August 2023 bemerkte sie zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt: Sie hatte Wucherungen am Zahnfleisch und ließ sich untersuchen. Dann der Schreck: Die Diagnose lautete akute myeloische Leukämie – Blutkrebs.

Für die meisten Menschen mit dieser Diagnose ist die einzige Überlebenschance eine Stammzellspende. Darauf hofft jetzt nicht nur Stephanie, sondern mit ihr das ganze Dorf, allen voran die Sportvereinigung (SVG), der sie schon von Kindesbeinen an angehört. Die SVG und die gesamte Dorfgemeinschaft haben deshalb gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Registrierungsaktion organisiert. Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, kann sich am Sonntag, 18. Februar, von 13 bis 17 Uhr in der Sporthalle der SVG im Birkenauer Ortsteil Nieder-Liebersbach als potenzieller Stammzellspender registrieren lassen. Wer jünger oder älter ist, darf trotzdem kommen und die Aktion durch seine Teilnahme unterstützen.

Stephanie ist ein von Grund auf fröhlicher Mensch. Musik ist ihre große Leidenschaft: Sie ist festes Mitglied im Spielmannszug, Mitgründerin der Band Celtic Friends und singt im FUNtastiChor der SVG. Man kennt sie als Frau, die immer für alle anderen da ist. Auch nach der Schockdiagnose verzichtet sie nicht auf Familie und Freunde. Leider schlug die Chemotherapie bislang nicht wie erhofft an. Es könnte also alles auf eine Stammzellspende hinauslaufen. Ihre beiden Brüder kommen dafür nicht in Frage, weil es nach einem Test zu wenig Übereinstimmung gibt. Helfen könnte dann nur noch ein Spender aus dem riesigen Bestand der DKMS.

Von der Hilfsbereitschaft ist Stephanie überwältigt

Noch hat Stephanie Hoffnung, dass die Therapie wirkt. Trotzdem setzt sie selbst zugleich auf die große Typisierungsaktion. „Wenn sie mir nicht hilft, dann vielleicht einem anderen“, denkt sie auch hier – wie so oft – nicht nur an sich selbst. Dass sich die Nachricht von ihrer Krankheit in Windeseile in der ganzen Region verbreitet hat, wundert sie noch immer. Die Welle der Hilfsbereitschaft macht sie fast sprachlos: „Ich bin einfach überwältigt.“ Die Hoffnung auf Heilung und der Zuspruch unzähliger Menschen hilft ihr auch über schwierige Situationen hinweg. Was besonders tragisch ist: Ihr Mann, den 2016 eine andere Form der Leukämie befiel, hatte gerade erst Anfang des Jahres die heimtückische Krankheit überwunden. Er brauchte keine Stammzellspende, für seine Frau ist es womöglich die letzte Hoffnung. Dann könnte sie Anfang August wieder auf der Bühne stehen, wenn beim Irish Folk Festival im Ort ihre Band und ihr Chor gemeinsam „Celtic Songs“ präsentieren.

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Sportakrobatik und Suppe aus der Gulaschkanone

Seit Wochen wird die Aktion für kommenden Sonntag vorbereitet und in sozialen Netzwerken geteilt. Mehr als 30 Menschen hatten bereits innerhalb weniger Stunden nach der Ankündigung ihre Mithilfe oder Kuchenspenden angeboten. Die Band Celtic Friends, die Stephanie mitgegründet hat, wird dabei sein und zu ihren Instrumenten greifen, ihr Chor packt mit an. Ob Musik zu diesem Anlass passt? „Na klar, das ist doch keine Trauerfeier“, betont Stephanie. Die Sportakrobaten der SVG treten ebenfalls auf, die Kerweborschde feuern ihre Gulaschkanone an.

Die Registrierung ist ganz einfach

„Es kann jeden von uns treffen. Und auch wir wären froh, in dieser Situation einen passenden Spender oder eine passende Spenderin zu haben“, sagen die Angehörigen von Stephanie und rufen zur Teilnahme an der Registrierung auf. Das geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen einer Einwilligungserklärung mit dem Handy nehmen die Teilnehmenden mit einem Wattenstäbchen einen Abstrich in der Wangenschleimhaut vor, damit ihre Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können.

Der Erlös der Veranstaltung am kommenden Sonntag und Geldspenden helfen, die Kosten zu decken, die bei der Auswertung im Labor entstehen und je Registrierung bei 40 Euro liegen. Das Spendenkonto hat die IBAN: DE 29 70 0400 6089 8700 0633, als Verwendungszweck kann Stephanie SQQ 001 angegeben werden.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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