Polizei (mit Video und Fotostrecke)

Schwerer Busunfall in Heidelberg-Ziegelhausen - 90-Tonnen-Kran im Einsatz

Ein führerloser Bus kracht in ein Haus, Menschen werden verletzt. Der schwere Unfall in Heidelberg wirft viele Fragen auf. Unser Reporter war vor Ort. Nun wird ermittelt, ob menschliches Versagen ursächlich ist.

Von 
Till Börner
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Mithilfe eines Spezialkrans kann der Bus zurück auf die Straße gehoben werden. © Till Börner

Heidelberg. Eine hüfthohe Mauer und ein geparktes Auto könnten Milena Herold und ihrer elf Monate alten Tochter das Leben gerettet haben. Es ist gegen 13.45 Uhr am Mittwoch, als die Frau zusammen mit dem Kleinkind auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt. Plötzlich hört sie von draußen ein lautes Rumpeln, das näher zu kommen scheint. Intuitiv springt sie – die Tochter im Arm – vom Sofa auf. Im nächsten Moment bricht ein Fahrzeug durch die Hauswand. Als sich die erste Staubwolke lichtet, kann Herold die gesprungene Frontscheibe eines Linienbusses erahnen.

Milena Herold und ihr Kind kommen mit dem Schrecken davon. Weniger Glück haben die Menschen im Bus, 19 von ihnen erleiden Verletzungen. Eine 59-Jährige wird lebensgefährlich verletzt und muss mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht werden.

Blaulicht

Busunfall in Heidelberg-Ziegelhausen

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Was genau sich am Mittwochmittag im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen zugetragen hat, ist noch unklar. "Es wird ermittelt, ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt ursächlich waren", sagte am Donnerstag ein Polizeisprecher. Bekannt ist jedoch, dass der Gelenkbus von Wilhelmsfeld kommend an der Haltestelle „Grüner Baum“ stoppte. Laut Polizeiangaben stieg der Fahrer des Busses aus, weil eine der hinteren Türen defekt war. Aus bislang unbekannten Gründen rollt das Fahrzeug dann die abschüssige Straße herunter. Es prallt gegen eine Mauer, fährt gegen einen geparkten Pkw und kommt anschließend in der Hauswand zum Stehen. Auch ein zweites Auto wird beschädigt.

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„Die Hindernisse sind vielleicht der Grund, dass meiner Frau und meiner Tochter nichts passiert ist“, so Andreas Herold. „Dort wo sie saßen, liegen jetzt Steine auf dem Sofa. Es war also Glück im Unglück.“ Als der erste Schreck verdaut ist, ruft Milena Herold ihren Mann bei der Arbeit an. „Ich hab meinen Chef Bescheid gegeben, alles sofort stehen und liegen lassen und bin hergefahren“, berichtet er. In der Ziegelhäuser Ortsmitte findet Andreas Herold ein Meer aus Blaulicht vor.

Bus-Unfall: Was bekannt ist

  • Der Linienbus war auf der abschüssigen Straße in Heidelberg-Ziegelhausen rund 100 Meter führerlos gerollt und dann in ein Haus gefahren.
  • 19 Fahrgäste wurden dabei verletzt, eine Frau lebensgefährlich. Der Busfahrer erlitt einen Schock.
  • Nun wird der Fahrtenschreiber des Busses ausgewertet.
  • Die Polizei schätzt den Schaden am Bus auf rund 80 000 Euro. Die Schäden an den zwei beschädigten Autos und am Haus sind noch nicht beziffert. 

Rettungskräfte versorgen die Verletzen – auch seine Frau wird zunächst medizinisch untersucht –, die Polizei sperrte den Unfallort weiträumig ab und auch das Technische Hilfswerk kommt, um bei der Sicherung des Hauses zu helfen. Bis Andreas Herold seine Angehörigen findet, dauert es einen Moment. „Ich war einfach nur froh, als ich meine Familie in den Arm nehmen konnte“, berichtet er.

Das Ausmaß des Schadens ließ sich am Donnerstagabend erst erahnen, als der Bus geborgen werden konnte. Doch vorher müssen Bausachverständige das Haus begutachten und abklären, ob es einsturzgefährdet ist. Gegen 18 Uhr erteilen die Experten dann grünes Licht. Der aus Mannheim georderte 90-Tonnen-Autokran hebt den rund 16 Tonnen schweren Bus langsam und ganz vorsichtig an. Bis das verunglückte Fahrzeug wieder zurück auf der Straße steht, dauert es mehrere Minuten.

Einsatzkräfte des THW untersuchen das beschädigte Haus. © Till Börner

Anschließend wird klar, mit welcher Wucht der Bus auf die Hauswand geprallt sein muss. Ein großes Loch neben einem Fenster im Erdgeschoss zeugt davon – dahinter befindet sich das Sofa der Herolds. Auch der darunter liegende Zugang zum Gebäude ist völlig zerstört. Auf dem Grundstück liegen Trümmerteile, Glassplitter und umgestürzte Mülltonnen.

Die solide Bausubstanz des Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Hauses könnte auch ein Grund dafür sein, dass es nicht einsturzgefährdet ist, betont Andreas Herold. Wie es mit dem Gebäude – in dem insgesamt elf Bewohnerinnen und Bewohner leben – weitergeht, wird sich aber erst in den nächsten Tagen klären. (mit dpa)

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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