Städtepartnerschaft

Wie Speyer es im Krieg mit seiner Partnerschaft zu Kursk hält

Unvermittelt ist der Krieg in der Region um die russische Stadt Kursk angekommen. Die Stadt Speyer unterhält seit 35 Jahren eine offizielle Partnerschaft mit Kursk. Die Ereignisse machen auch in der Pfalz betroffen

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Bernhard Zinke
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Der Krieg ist in Kursk angekommen. Menschen erhalten hier Hilfsgüter. Der Freundeskreis Speyer – Kursk will die Kontakte weiter pflegen. © dpa

Speyer. Wie steht es um die Freundschaft in Zeiten des Krieges? Eine Frage, die in den vergangenen Tagen gerade für die Mitglieder des Freundeskreises Speyer - Kursk an Aktualität und Brisanz gewonnen hat. Speyer unterhält derzeit als einzige Kommune der Metropolregion eine Städtepartnerschaft mit einer russischen Stadt.

Und das ist ausgerechnet die zentralrussische Metropole Kursk. Und diese ist überraschend in den Mittelpunkt des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine gerückt. „Die Mitglieder des Freundeskreises Speyer - Kursk haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, die Städtepartnerschaft fortzusetzen“, sagt Roland Kern, Gründer der seit 1989 bestehenden Freundschaft.

Partnerschaft Speyer-Kursk: unpolitischer Beitrag zur Völkerverständigung 

Die Verbindungen nach Russland sind aufgebaut auf persönlichen Verbindungen und Freundschaften, besiegelt durch einen offiziellen Freundschaftsvertrag. Dabei war Speyer eine der ersten Städte in Deutschland überhaupt, die eine Partnerschaft mit einer russischen Stadt initiierte.

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Die Mitglieder des Freundeskreises verstehen dies als friedlichen und vor allem unpolitischen Beitrag zur Völkerverständigung. „In Friedenszeiten kann jeder lächeln“, sagt Kern. Gerade auch in Krisen- und Kriegssituationen seien die Städtepartner füreinander da, um für den Frieden einzutreten und humanitäre Hilfe zu leisten.

Fast täglich Austausch zwischen Kursk und Speyer

Es gibt fast täglich Kontakte zwischen Speyer und der Kursk, beschreibt Kern. Noch sei der Krieg nicht direkt in der Stadt angekommen. Gleichwohl vergehe kein Tag ohne Bomben-, Drohnen- oder Raketenalarm. Die Mitglieder des Freundschaftskreises bekommen seit Jahrzehnten fast täglich Nachrichten und Bilder aus der Region, verschicken auch welche aus Speyer.

Der Gründer des Freundeskreises Speyer-Kursk, Roland Kern. © Klaus Venus

Das ist in den Kriegszeiten jetzt nicht anders, aber plötzlich sehr viel bedeutsamer. Vorstandsmitglied Elena Rausch ist gerade erst aus Kursk zurückgekommen. Die Situation bedrückt die gebürtige Russin selbstverständlich, schließlich wohnen noch viele Familienmitglieder in der Region.

Partner in Kursk leisten private humanitäre Hilfe

Die Partner in Kursk hätten mit ihren Privatfahrzeugen bei der Evakuierung der bedrohten Zivilisten im Gebiet Sudscha mitgeholfen, Notunterkünfte in Kursk organisiert, humanitäre Hilfe in Form von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten geleistet, berichtet der Freundschaftskreis.

„Wir sind stolz auf die zum Teil schon 35 Jahre bestehenden Beziehungen und Freundschaften. Auch in diesen schwierigen Zeiten dürfen wir unsere Freundinnen und Freunde nicht alleine lassen. Wir geben Ihnen zu verstehen, dass wir die Verbindungen zu ihnen aufrechterhalten, von Mensch zu Mensch“, formuliert der Freundschaftsverein.

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Allerdings habe man vereinbart, dass persönliche Treffen und gemeinsame Veranstaltungen während des Krieges nicht stattfinden sollen. Auf dem Weihnachtsmarkt will der Freundschaftskreis indessen einige Gemälde des Kursker Malers Leonid Rudnjew ausstellen.

Die Stadt Speyer unterstützt den Verein in seiner Haltung: So bestürzend die Situation sei, sie dürfe nicht dazu führen, dass die deutsch-russische Partnerschaft grundsätzlich in Frage gestellt würden. In Krisenzeiten sei es wichtig, im Gespräch zu bleiben.

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