Rotterdam/Sinsheim/Speyer. Flugzeuge, Raumgleiter und Schiffe – die Technik Museen Sinsheim und Speyer kennen sich mit XXL-Transporten aus. In ihrer über 40-jährigen Geschichte brachten die vom gemeinnützigen Verein getragenen Institutionen mithilfe ihrer Mitglieder schon so manchen gigantischen Technik-Oldtimer in die Kurpfalz. Aktuell transportieren sie ein U-Boot der Klasse 206 A gen Süden. Nach der erfolgreichen Nordsee-Überquerung geht es am Donnerstag, 11. Mai, weiter. Am Sonntag, 21. Mai, soll U 17 dann schon im Technik Museum Speyer ankommen. 2024 soll es ins 40 Kilometer entfernte Museum Sinsheim gebracht werden.
Die erste Etappe brachte U 17 erfolgreich hinter sich. Am Samstag, 29. April, stach der 500 Tonnen schwere Koloss das letzte Mal in See. Optimal in die Transport- und Hebekonstruktion auf dem 85 Meter langen hochseetauglichen Schwimmponton platziert und befestigt, verließ das über 50 Jahre alte Unterseeboot die Kieler Förde. Vom niederländischen Schlepper Teddy gezogen, passierte der Verband den Nord-Ostsee-Kanal, um dann zügig mit acht bis neun Knoten die raue Nordsee zu durchqueren.
Am 1. Mai hießen die niederländischen Nachbarn U 17, eine Leihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, willkommen. Auf der Waal ging es gemütlich bis nach Dordrecht. Auf dem Gelände des Logistikdienstes Van der Wees Groep bereiteten die Museumsmitarbeiter mit der Speyerer Spedition Kübler GmbH das U-Boot auf dessen Weitertransport vor.
Dieser startet am Donnerstag, 11. Mai, um sechs Uhr morgens mit Zwischenziel Nijmegen. Am Tag darauf schippert das Schubschiff Pieter samt Ponton über die „Rhein-Passage“ vorbei an Duisburg, Düsseldorf und Köln – hier nächtigt U 17 an der Landebrücke Bastei. Danach schwimmt das Boot am Deutschen Eck in Koblenz und dem sagenumwobenen Loreley-Felsen vorbei in Richtung Mainz, bis es am Mittwoch, 17. Mai, in Speyer ankommt.
Transport live verfolgen
Läuft alles planmäßig, übernimmt die Spedition Kübler den Straßenschwertransport und bringt das U-Boot ins Technik Museum. Museumfans und Interessierte können das live oder über die sozialen Kanäle der Museen verfolgen. Auf www.technik-museum.de/u17 ist der ausführliche Routenplan samt Ankunftszeiten aufgeführt. Über ein Live-Tracking können Interessierte den aktuellen Standort verfolgen, um die Vorbeifahrt nicht zu verpassen.
Doch bevor es auf dem Straßenweg weiterbefördert werden kann, ist noch einiges zu erledigen. Am Mittwoch, 17. Mai, soll der Schlepper gegen Mittag im Naturhafen in Speyer anlegen und festgemacht werden. Da dieser Ankerplatz Teil eines Naturschutzgebietes ist, findet diese Aktion von der Öffentlichkeit abgeschirmt statt. Dann geht die Firma Scholpp ans Werk und baut mit einem 200 Tonnen-Kran eine Rampe vom Land auf den Ponton. Mit Flex, Brenner und Plasmaschneider ausgestattet, macht sich das 25-köpfige Werkstatt-Team der Museen daran, die Lashings zu entfernen. Diese halten das Boot beim Wassertransport an Ort und Stelle. Sie müssen ab, da die fast 500 Tonnen angehoben werden müssen. Dabei kommen acht Hydraulikzylinder mit jeweils 100 Tonnen Leistung zum Einsatz. Hier werden die Kolben unter die Hebekonstruktion platziert und drücken diese um 15 Zentimeter hoch. Danach wird das Ganze unterbaut. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Konstruktion auf 1,40 Meter angehoben ist.
Das Unterfangen stellt das Team vor eine große Herausforderung. Sobald die benötigte Höhe erreicht ist, kommt der Tieflader zum Einsatz. Der 30-Achser fährt auf den Ponton und unter die Konstruktion, sodass diese abgesetzt werden kann. Von der Werkstatt ausreichend gesichert, kann das U-Boot an Land befördert werden. Am Sonntag, 21. Mai, ab 8 Uhr folgt der Straßentransport.
Dann heißt es für die Museums-crew: Nach dem Transport ist vor dem Transport. Für die Besucher immer sichtbar und doch gut abgeschirmt, haben die Museumsmacher ein gutes Jahr Zeit, um ihr neues Exponat auf die Weiterreise nach Sinsheim vorzubereiten. Dazu gehören der Ausbau der tonnenschweren Batterien und die Drehung des Bootes – dies ist die einzige Möglichkeit, um die U 17 unter der Alten Brücke in Heidelberg durchzubekommen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/startseite_artikel,-speyer-wenn-das-u-boot-ueber-wasser-nach-speyer-kommt-_arid,2082591.html