Worms

Worms: Hagelkörner so groß wie Golfbälle

Erst am Morgen danach wird das Ausmaß des Hagelsturms in Worms offensichtlich: Auch wenn kein Mensch verletzt wird. Die Golfball großen Hagelkörner und der Starkregen haben einen Millionenschaden angerichtet

Von 
Bernhard Zinke
Lesedauer: 
Im Wormser Stadtteil Herrnsheim sieht es am Dienstagabend aus wie in einer Winterlandschaft. © Feuerwehr Worms

Worms. Es waren vielleicht 15 Minuten und und nur ein relativ schmales Starkregenband, das am Dienstagabend gegen 19 Uhr über Teile von Worms hinweggezogen ist und aus dem es Golfball große Eisstücke hagelte. Und diese hinterließen eine Schneise der Verwüstung. Die Dimension der Schäden wurde erst am Mittwochmorgen richtig sichtbar. Straßenzugweise schlug der Hagel Autoscheiben, Dachflächenfenster, Pergolen und Vordächer ein. Bäume wurden regelrecht entlaubt, die Blätter bildeten grüne Teppiche auf Straßen und Wegen. Der Vorplatz am Hauptbahnhof stand knietief unter Wasser. Im Stadtteil Herrnsheim, so etwas wie das Epizentrum des Unwetters, bildeten die Hagelkörner eine Winterlandschaft.

Die Feuerwehr, THW und der städtische Betriebshof waren in der Nacht bis 3 Uhr unterwegs, um Keller auszupumpen und Schäden an Dächern notdürftig zu reparieren. Die Leitstelle zählte rund 180 Einsätze.

Laut Deutschem Wetterdienst fielen Niederschlagsmengen zwischen 30 und 45 Litern pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit. In Leiselheim wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 107 Stundenkilometer gemessen. Die Menge an Regenwasser schaffte selbst die zuletzt optimierte Kanalisation der Stadt nicht, zumal das Unwetter die Gullys mit Laub und Schlamm verstopfte.

Mit am schlimmsten traf es das Klinikum der Stadt. Hier zerschlug es 30 Oberlichter über den Operationssälen, im Labor, in der Notaufnahme und im achten Obergeschoss. Teilweise wurden die Dachfenster total zerstört. Die Notaufnahme musste am Dienstagabend eine Stunde schließen. Am Mittwochmorgen meldete sich das Klinikum aber wieder komplett einsatzbereit.

Auch mehrere Schulen und zwei Kindertagesstätten waren betroffen. Der Paternusschule in Worms-Pfeddersheim hat es die Oberlichter zerschlagen. Die Schule und die beiden Kitas müssen bis kommenden Montag geschlossen bleiben. Der Friedhof im Stadtteil Horchheim muss vorerst ebenfalls geschlossen bleiben, da der Sturm zwei Bäume beschädigt hat. Auch der Heylspark in der Wormser Innenstadt, im Juli noch Open Air-Theaterfoyer für die Nibelungenfestspiele, bleibt vorerst gesperrt. In Leiselheim krachte ein Baum auf ein Auto.

Notlese der Winzer

Eine Katastrophe ist der Sturm für die Wormser Winzer, die vor 14 Tagen schon einmal mit Hagel zu kämpfen hatten, wenn auch mit geringerem Ausmaß. „Es hat 90 bis 95 Prozent der Trauben getroffen, die noch hängen“, berichtet Jan Kaltenthaler. Da die Früchte bis zum Donnerstag unbrauchbar sind, waren Kaltenthaler und seine Winzerkollegen am Mittwoch rund um die Uhr mit dem Vollernter unterwegs, um zu retten, was zu retten ist. „Wir haben in der Nacht nach dem Unwetter um 23 Uhr begonnen“, sagt er. Ursprünglich habe man am 23. September mit der Riesling-Lese beginnen wollen. „Jetzt sind wir bis Ende der Woche fertig“, so Kaltenthaler. Der Schaden lasse sich noch gar nicht abschätzen. Natürlich gebe es eine Hagelversicherung. Aber Kunden, die keine Ware kaufen können, kämen nicht mehr zurück.

„In der Summe sind wir noch glimpflich davongekommen“, sagte Oberbürgermeister Adolf Kessel. Immerhin sei niemand verletzt worden.

Unwetter

Schäden an Wormser Weingut nach Hagelsturm

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
5
Mehr erfahren
Unwetter

Winterimpressionen Mitte September in Worms

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
6
Mehr erfahren

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen