Hintergrund

Warum das Schwimmen in Flüssen und Seen gefährlich ist

Sommer, Sonne, Baden! Aber lieber nicht in Rhein oder Neckar. In Mannheim und Umgebung ist das Schwimmen in Seen und Flüssen nicht überall erlaubt - und teilweise lebensgefährlich. Warum das so ist.

Von 
Till Börner
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Die DLRG im Einsatz. © Thomas Warnack / dpa

Rhein-Neckar. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehrere hundert Menschen bei Badeunfällen. 2024 waren es 411 Ertrinkungsfälle, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mitteilt. 31 Fälle mehr als 2023. So unterteilen sich die tödlichen Badeunfälle im vergangenen Jahr auf die verschiedenen Gewässer:

  • Seen/Teiche: 146
  • FlüsseBäche / Kanäle: 161
  • Meer: 30
  • Schwimmbad: 12
  • Sonstiges: 39

Knapp die Hälfte (48 Prozent) der tödlichen Unfälle ereignete sich in den Monaten Juni, Juli und August. Insgesamt ereigneten sich rund 90 Prozent der Fälle in Binnengewässern. „Die Flüsse, aber auch alle anderen unbewachten Gewässer sollten möglichst gemieden werden. Am sichersten ist das Baden und Schwimmen dort, wo Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer im Notfall direkt vor Ort sind“, so die Empfehlung der DLRG-Präsidentin Ute Voigt.

Doch welche Risiken sind mit dem Schwimmen in Seen und Flüssen konkret verbunden? Und wo ist das überhaupt erlaubt? Zwei Experten der DLRG geben Antworten und Tipps.

In welchen Gewässern ist das Baden erlaubt und wo verboten?

„Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn es kommt auf das Bundesland an“, sagt Niels Treiber. Der stellvertretende Vorsitzende der DLRG Heidelberg weiß aber, dass in Baden-Württemberg das Schwimmen überall dort erlaubt ist, wo kein Verbot herrscht. „In Hessen ist es umgekehrt: Dort darf nur geschwommen werden, wenn es ausdrücklich erlaubt ist“, so Treiber.

Auch in Rheinland-Pfalz ist laut der Landesuntersuchungsanstalt das Schwimmen in öffentlichen Gewässern verboten, solange es sich nicht um ausgewiesene Badestellen handelt.

In Flüssen herrscht 100 Meter vor und nach Brücken ein generelles Verbot sowie in der Umgebung von Bauwerken, wie beispielsweise Schleusen. „Unterströmungen stellen dort eine sehr große Gefahrenquelle dar“, sagt Treiber. Speziell in Heidelberg haben Polizei und Rettungskräfte immer wieder Einsätze wegen Brückenspringern. „Für eine Mutprobe ist das viel zu gefährlich. Neben Strömungen stellen Untiefen ein hohes Risiko dar“, so der Einsatzleiter der DLRG Heidelberg.

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Welche Badeempfehlungen spricht die DLRG aus?

„Schwimmen sollte man in Freibädern und an bewachten Badestellen. Eben dort wo Rettungskräfte vor Ort sind“, rät Ludwig Schulz, der die Geschäftsstelle des DLRG-Landesverbands Baden leitet.

Die Erfahrung zeigt, dass die sichersten Badestellen diejenigen sind, wo ausgebildete Fachleute präventiv einschreiten können. „Wir erkennen in vielen Fällen, ob sich jemand in Gefahr begibt“, so Schulz. Müssen die Helfer nach einer Alarmierung noch zur Einsatzstelle fahren, kommt die Hilfe häufig zu spät.

Welche Gefahren lauern in Flüssen?

Nicht verboten, aber sehr gefährlich ist ein Bad im Rhein. „Die hohe Fließgeschwindigkeit, die Breite und die großen Schiffe sind das Problem“, zählt Treiber die Gründe auf, warum der Fluss trotz manch schöner Strände nicht zum Schwimmen geeignet ist.

Beim Neckar fällt zwar alles eine Nummer kleiner aus - insbesondere die Geschwindigkeit des Wassers ist nicht mit der des Rheins zu vergleichen - als ideales Badegewässer empfiehlt er sich aber auch nicht. „Hier ist die Reinheit das große Thema. Vor allem im Sommer, bei Trockenheit, ist die Anzahl der Bakterien im Wasser hoch“, erklärt Treiber.

Auch das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises empfiehlt, den Neckar nicht als Badegewässer zu nutzen. Verschiedene Arten von Verschmutzung und potenzielle Krankheitserreger sind die Gründe.

So wenig los ist im Sommer nur selten: der – auf Wallstadter Gemarkung liegende – Badestrand am Vogelstangsee. Hier wird das Schwimmen geduldet, am Oberen Vogelstangsee ist es verboten. © Eva Baumgartner

Welche Gefahren lauern in Seen?

Vor allem Baggerseen besitzen mit ihren Abbruchkanten spezielle Risiken. „Beim Reinlaufen kann es abrupt tief werden und man befindet sich in einem Bereich, in dem Stehen nicht mehr möglich ist“, so Schulz.

Strömungswechsel mit sehr unterschiedlichen Wassertemperaturen sind für Menschen mit Kreislaufproblemen gefährlich. Schlechte Sicht unter der Wasseroberfläche, die es oft auch in Flüssen gibt, verhindern zudem, dass Gefahrenquellen erkannt werden. Neben dichtem Bewuchs und Steinen können das Gegenstände sein, die illegal entsorgt wurden.

Welche Tipps gibt die DRLG?

  • Grundsätzlich empfiehlt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft an Stellen zu baden, die als solche ausgewiesen sind und von Wasserrettern überwacht werden.
  • Niels Treiber appelliert an Eltern, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Als guter Richtwert eigne sich das „Jugendschwimmabzeichnen in Bronze“. Wer die Prüfung bestehe, kann auch wirklich schimmen.
  • Sich nicht ablenken lassen: Ludwig Schulz sieht bei seinen Einsätzen immer wieder Eltern, die in ihr Handy vertieft sind, während die Kinder am oder im Wasser spielen. „An einen unbewachten See kann das schnell problematisch werden. Es ist wichtig, dass irgendjemand ein Auge drauf hat.“
  • Ein grundsätzliches Problem ist Alkohol. Wer angeheitert oder betrunken ins Wasser springt, kann schnell Kreislaufprobleme kriegen. Außerdem vermindert Alkohol die Koordinationsfähigkeit, wodurch es schwerer wird, nicht unterzugehen. Wer schwimmen will, sollte lieber nüchtern sein.
  • Sprüche wie „Kühle dich ab, bevor du ins Wasser gehst“ oder „gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen baden“ kennt jeder, der einmal einen Schwimmkurs besucht hat. An ihrer Gültigkeit haben die Baderegeln der Wasserrettungsorganisationen aber bis heute nichts verloren. Treiber und Schulz empfehlen, sich die 14 Verhaltensgrundsätze noch einmal zu verinnerlichen, nachdem Badehose, Bikini und Handtuch gepackt wurden. Alle Baderegeln gibt es hier.

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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