Mannheim. Heute ist Freitag, der 13., und das beschert manchen möglicherweise ein mulmiges Gefühl. Denn dem Datum haftet der Ruf an, dass es Unglück bringt. Stimmt das? Eine Frage, die nicht nur für Abergläubische, sondern auch für Versicherer interessant ist. Die Zurich Gruppe Deutschland gibt nach einem Blick in ihre Statistiken Entwarnung. Im langjährigen Mittel liege die Zahl der Schadensfälle, die an einem Freitag, dem 13. gemeldet worden seien, auf einem ähnlichen Niveau wie an allen anderen Freitagen, sagt Sprecher Bernd Engelien. Sein Fazit: „Generell muss niemand vor einem Freitag, dem 13., Angst haben.“ Er weist allerdings darauf hin, dass der Freitag generell der schadenträchtigste Wochentag ist, möglicherweise wegen nachlassender Konzentration.
Suche nach dem Glück
Das Unglück hat also mit Freitag, dem 13., scheinbar kein festes Datum. Wie steht es umgekehrt mit dem Glück? Die Glücksforschung habe einige Parameter erarbeitet, „die es zumindest mal erleichtern, dem guten Leben so ein bisschen auf die Spur zu kommen“, sagt Gina Schöler aus Laudenbach, die als selbsternannte „Glücksministerin“ Workshops und Vorträge zum Thema anbietet.
Zur Suche nach dem Glück, oder besser: dem Glücklichsein, gehöre etwa, sich selbst zu fragen „Wer bin ich?“, „Was tut mir gut?“, „Was macht mir Freude?“ und „Welche Menschen tun mir gut?“ Die studierte Mediendesignerin empfiehlt auch, „kleine Abenteuer des Alltags“ zu suchen: Schaukeln zu gehen oder spontan einen Termin abzusagen. Wichtig sei aber auch, mutig zu sein und das Motto „Net babbeln, sondern machen“ zu befolgen. „Das gilt vor allem für das Glück“, sagt sie.
Freitag, der 13.
- Das Datum Freitag, der 13., speist sich aus zwei Quellen: aus einem historisch gewachsenen und kulturspezifischen Umgang mit Zahlen und einem ebensolchen mit Wochentagen. Darauf weißt Gunther Hirschfelder in einem Aufsatz zum Thema Freitag, 13., hin. „Wesentliche Anstöße dazu kamen aus dem Ausland.“
- So sei 1970 die erfolglose Mission der Raumfähre Apollo 13, die an einem Freitag, dem 13., startete, von den Medien thematisiert worden. Sie sei hauptsächlich für die Zusammenführung der Komponenten verantwortlich, so Hirschfelder.
In Mannheim und Umgebung haben Schüler eigenes Fach über Glück
In den Privatgymnasien von Uwe Rahn in Weinheim, Schwetzingen und Mannheim ist „Glück“ in den Klassen fünf bis zehn Unterrichtsfach. Dabei gehe es nicht um das „Zufallsglück“ wie den Lottogewinn, stellt er klar, sondern um „Lebensglück“ oder „Lebenszufriedenheit“. So werde in den Klassen fünf und sechs geklärt, auf welche Weise das Kind am besten lerne, ob am besten in der Gruppe oder allein, und wo seine Stärken und Schwächen lägen - um gezielt darauf einzugehen.
Zudem gehe es um die Stärkung des Selbstbewusstseins. Das Ziel sei, die Schüler möglichst resilient, also widerstandsfähig, zu machen, so Rahn. In höheren Klassen ist unter anderem Teamfähigkeit Thema, es gibt aber auch - etwa in Schwetzingen - Projekte zu Verantwortung und Erfahrung. Denn nur wenn man im Team entsprechend funktioniere, habe man Karrierechancen. Und wenn man nicht gelernt habe, mit seinen Stärken und Schwächen umzugehen, „dann habe ich natürlich auch später im Berufsleben immer weiter Probleme“.
Mythos wird eher als Witz behandelt
Es gibt also allerhand Werkzeuge, um dem Unglück die Stirn zu bieten. Doch ist dieser Freitag überhaupt noch so gefürchtet? Der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder in Regensburg ist der Ansicht, dass sich das Thema Freitag, der 13., abnutzt und „ausschleicht“, gerade im Zeitalter von Internet und globalen Krisen. „Dinge wie der Singles’ Day oder der Black Friday sind heute stärker im Bewusstsein als Freitag, der 13.“, sagt er dieser Redaktion.
Das war schon anders. Im Jahr 2000 hatten bei der Befragung von 70 Menschen im Rahmen eines Hauptseminars an der Uni Mainz laut Hirschfelder 31,4 Prozent gesagt, dass der Tag für sie von Bedeutung sei, meist negativ, allerdings konnten sie nicht sagen, weshalb. Hirschfelder schrieb damals, dass in den 1950er Jahren in Deutschland ein Trend aufgekommen sei, der unter anderem Freitag, den 13., thematisiert habe. „Dabei handelte es sich um ein Kokettieren mit dem Unglück“. Kaffee auf der Hose, Beule im Auto, offene Schnürsenkel: Das sind „Unglücke“ à la Freitag, der 13., über den laut Hirschfelder im Zwiegespräch so ähnlich geredet wird wie über einen Witz.
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Krisen lassen an Aberglaube zweifeln
Die Frage von Glück und Unglück habe sich verschoben, „weil wir so stark in weltgeschichtlichen Dimensionen denken“, sagt Hirschfelder. Angesichts von Klima- und Ukrainekrise wirke ein „Unglück“ wie Kaffee auf der Hose läppisch. Zudem würden Geschichten oft nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern via Internet ausgetauscht, „und bei der netzbasierten Kommunikation haben wir andere Hemmschwellen“. Eine Kaffee/Hose-Geschichte sei nicht relevant genug.
Die professionelle Medienelite heute beschreibe Glück und Unglück „noch einmal in einer ganz anderen Dimension, auch im Film“. Da sei für Zehnjährige ein einstürzendes Universum ein Unglück, „aber nicht der offene Schnürsenkel oder die Beule im Auto“.
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