Hassloch. Ein Wechselbad der Gefühle ist der Blick in die Zukunft derzeit für den Verwaltungsleiter des Haßlocher Holiday Parks Bernd Beitz. Zum einen macht ihm ein Gerichtsbeschluss aus Niedersachsen Hoffnung, zum anderen bereitet ihm die Corona-Notbremse des Bundes Kopfzerbrechen. Fest steht, der größte Freizeitpark der Metropolregion fordert von der Mainzer Landesregierung, coronakonform wieder öffnen zu dürfen. Anlass für den Lichtstreif am Horizont ist die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Lüneburg, das in einem Eilverfahren beschlossen hat, dass der Heide-Park in Soltau unter strengen Auflagen aufmachen darf.
Verbot unverhältnismäßig
Die Richter hatten das geltende Öffnungsverbot als unverhältnismäßig eingestuft, da der Park ein eigenes Testzentrum sowie ein umfangreiches Hygienekonzept bereithält und nur die Hälfte der normalen Besucherzahl zulassen will. Allerdings ist die Entscheidung am Mittwoch vor Bekanntgabe der Bundes-Corona-Notbremse ergangen.
„Wir stehen seit Wochen mit anderen Freizeitparks in Kontakt und wussten natürlich schon länger von der geplanten Klage. Die Entscheidung begrüßen wir natürlich, auch wenn sich im Moment fast täglich etwas an den Corona-Bestimmungen ändert“, berichtet Beitz im Gespräch mit dieser Redaktion.
Kontakt mit Berliner Anwälten
Über den Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) tausche man sich regelmäßig aus. „Der Verband hat uns die Berliner Kanzlei empfohlen, die den Heide-Park vertritt, derzeit an weiteren Klagen arbeitet und mit uns in Kontakt steht.“ Im Wesentlichen gehe es um die Gleichstellung mit anderen Branchen. „Wir sehen es nicht ein, warum Zoos, Botanische Gärten und Museen öffnen dürfen, wir aber nicht. Wenn es dort sicher geht, geht es bei uns auch“, ist Beitz überzeugt. Zumal es ja aus dem Vorjahr ein funktionierendes und von den Besuchern akzeptiertes Hygienekonzept gebe, das sich problemlos anpassen und erweitern lasse.
Das Areal des Holiday Parks – der seit 2010 zur belgischen Themenparkgruppe Plopsa gehört – umfasst laut Verwaltungschef 400 000 Quadratmeter Fläche. „Wenn wir nur die Außenbereiche öffnen, ist es nicht anders als in einer Fußgängerzone – das haben auch die Richter in Lüneburg so gesehen. Nur mit dem entscheidenden Vorteil, dass wir den Zugang beschränken können.“
Im vergangenen Jahr habe man statt der laut Corona-Quadratmeter-Verordnung eigentlich erlaubten 8000 Besucher freiwillig nur 5000 eingelassen. „Denn diese Regel funktioniert nur dann, wenn sich die Menschen gleichmäßig verteilen. In der Realität haben manche Fahrgeschäfte wie die Achterbahn GeForce aber einen größeren Zulauf als andere, deshalb haben wir die Zahl nach unten korrigiert“, erklärt Beitz. Der Vater von zwei kleinen Kindern geht auch davon aus, dass sich die Corona-Lage insgesamt entzerren würde, wenn bei schönem Wetter mehr Einrichtungen unter den entsprechenden Vorgaben öffnen dürften. „Im Moment sind die Spielplätze und die Innenstädte gerammelt voll und da wird nicht so genau hingeschaut wie bei uns.“ Man wolle ja nicht auf Biegen und Brechen aufmachen und einen Infektionsherd schaffen, „wir möchten sicher wieder öffnen.“
Neben den Besuchern hat der Verwaltungsleiter auch sein Team im Blick. Schließlich sei der Park auf Saisonmitarbeiter angewiesen, die auch Planungssicherheit brauchen. Da der Park schon in Kurzarbeit gewesen sei, dürfe man zunächst keine Saisonkräfte einstellen und sie dann in Kurzarbeit schicken. „Viele langjährige Mitarbeiter müssen deshalb entweder in der Arbeitslosigkeit ausharren, bis wir öffnen dürfen oder sich etwas anderes suchen. Das wäre uns nicht recht, da das Stammpersonal eingelernt und erfahren ist“, schildert Beitz ein Dilemma, das alle Unternehmen betreffe, die mit Aushilfen auf Zeit arbeiteten.
Brief nach Mainz
Da der Holiday Park am 27. März in die Saison starten wollte, seien die Vorbereitungen weit gediehen. „Mit einer Woche Vorlauf können wir loslegen.“ Dann würde auch der neue Themenbereich „Wickie-Land“ zum ersten Mal Gäste empfangen. Und damit das klappt, will Bernd Beitz auf der Grundlage der Lüneburger Entscheidung noch einmal an die Landesregierung schreiben. „Eine Klage ist das letzte Mittel, wir möchten es lieber einvernehmlich lösen.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-lockdown-holiday-park-denkt-ueber-klage-nach-_arid,1787750.html