Sandhausen - Laut Gemeinderatsbeschluss soll das Sportzentrum Süd umgestaltet und erweitert werden

Neubaupläne für neues Stadion in Sandhausen vorerst vom Tisch

Von 
Agnes Polewka
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Der Sportpark Süd in Sandhausen soll unter anderem um einen Trainingsplatz erweitert werden, der im Waldschutzgebiet entstehen soll. © Bernhard Zinke

Sandhausen. Für die Menschen, die in Sandhausen leben, hat „ihr“ Fußball-Zweitligist SV Sandhausen eine Bedeutung. Ihnen ist wichtig, dass der Verein seit zehn Jahren in der Zweiten Liga spielt und in dieser Saison wieder den Klassenerhalt geschafft hat. Sie identifizieren sich mit dem Fußball-Zweitligisten, der das 15 500 Seelen-Dorf deutschlandweit bekannt gemacht hat – und sie gleich mit. „Wir sind stolz auf unseren SV Sandhausen“, sagt Bürgermeister Hakan Günes (CDU). Ganz klar. Und doch hakte es in den vergangenen Monaten zwischen den Sandhäusern und ihrem Verein. Nach einer Entscheidung im Gemeinderat könnten sich die Beteiligten nun wieder annähern.

„Vorherrschender Tenor positiv“

Der Grund für den Zwist: Der Zweitligist muss gewisse Kriterien der Deutschen Fußball Liga für sein Stadion erfüllen, sonst könnten Sanktionen drohen – bis zum Punktabzug. Und so entbrannte in der Gemeinde eine Debatte darüber, ob Sandhausen ein neues Stadion braucht, wer es finanzieren soll und kann. Gleichzeitig wurde in der Gemeinde diskutiert, ob auf dem jetzigen Stadiongelände vielleicht sogar ein Neubaugebiet entstehen könnte und der SVS an die A 5 zieht, in die Nähe der Sandhäuser Höfe – die Variante forcierte insbesondere SVS-Präsident Jürgen Machmeier.

Auf der anderen Seite wurde darüber diskutiert, ob man nicht besser das bestehende BWT-Stadion am Hardtwald mit seinen angegliederten Trainingsplätzen ausbauen und vergrößern sollte. Zumal der SVS auch dringend zwei neue Trainingsplätze für seine Jugendabteilung benötigt. Der Haken daran: Das Gelände südlich des Stadions ist von Bäumen umgeben, die im Falle des Aus- und Umbaus des Sportparks fallen müssten. Schnell formierte sich die Bürgerinitiative „Pro Waldschutz“. Ein Runder Tisch wurde gebildet, der nach Alternativen suchte, besprach, ob wirklich zweieinhalb Hektar Wald gerodet werden sollen.

Nun hat der Gemeinderat in Sandhausen mit einem Grundsatzbeschluss die Weichen für die Erweiterung des Sportzentrums Süd gestellt, allerdings ein wenig anders als ursprünglich angedacht. Die Umbauvariante, die Bürgermeister Günes vorgeschlagen hat, sieht vor, dass das bestehende Gelände weiterhin vom SVS sowie dem FC Sandhausen und dem örtlichen Tennisclub genutzt wird. Aktuell befinden sich auf dem Gelände, das an das Hardtwald-Stadion grenzt, die Anlage des Tennisclubs sowie insgesamt drei Trainingsplätze, auf denen der SVS und der FC Sandhausen trainieren. Nun soll der Tennisclub eine neue Anlage auf dem bestehenden Gelände erhalten. Und dort, wo sich im Moment noch die Tennisplätze befinden, sollen zwei neue Trainingsplätze entstehen.

Ein weiterer soll im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt gebaut werden. Dies bedeutet aber auch, das über ein Hektar Wald verschwinden wird.

„Jeder Baum, der gefällt wird, ist einer zu viel – da gibt es nichts zu diskutieren“, sagt Bürgermeister Günes. Bei der Umgestaltung werde man versuchen, den Schaden möglichst klein zu halten. Günes plant eine großflächige Aufforstung und möchte bei seinen weiteren Schritten auch die örtlichen Naturschutzverbände einbeziehen. Es sei jedoch wichtig, dass sich die Gemeinde weiterentwickle, so Günes – und dass die Diskussion um den Sportplatz befriedet werde.

„Der vorherrschende Tenor bei den Vereinen ist nun positiv, das ist zumindest mein Eindruck“, sagt der Bürgermeister. Im nächsten Schritt geht die Verwaltung in Gespräche mit den Vereinen, in denen es auch um Finanzierungsmodelle des Projekts gehen soll.

Weniger optimistisch blickt Petra Weiß von der Bürgerinitiative in die Zukunft. „Die Bürgerinitiative hat sich ja schlussendlich auch darauf geeinigt, dass ein Platz im Waldschutzgebiet entstehen kann – allerdings unter der Maßgabe, dass der Bebauungsplan auf die tatsächliche Größe dieses Platzes zusammenschrumpft.“

Bürgerinitiative weiter wachsam

Dies sei nicht passiert, und das bereitet der Naturschützerin Sorge. „Wir wissen alle nicht, was in zwei, drei Jahren passieren könnte“, sagt Weiß, die weitere Bebauungen fürchtet, insbesondere eine Vielzahl von Parkplätzen. „Wir werden das weiterhin ganz genau beobachten.“ Etwa das verwaltungsrechtliche Verfahren und die Fachbehördenanhörungen, die nun anstehen.

Fakt ist auch: Der Stadionneubau des SV Sandhausen ist damit vorerst vom Tisch, zumindest mit Blick auf eine mögliche Beteiligung durch die Gemeinde, etwa als Darlehensgeberin oder als Miteigentümerin. Dies schloss Bürgermeister Hakan Günes bereits Ende März aus rechtlichen Gründen mit Verweis auf enstprechende Gutachten aus. Die Begründung: Sandhausens Einwohnerzahl sei zu gering, eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde an einem Stadionprojekt deshalb unzulässig.

Redaktion

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