Zum Artikel „Kein Ersatz fürs N 2-Parkhaus“ vom 29. November:
Anstelle einer zentralen, großen Stadtbücherei, die auf N2 neu gebaut werden soll, schlage ich vor, die Bücherbestände und das Personal auf die bestehenden Bücherei-Zweigstellen in Mannheims Stadtteilen zu verteilen. Eventuell könnten in leerstehenden Gebäuden oder Schulen auch weitere neue Zweigstellen eingerichtet werden. Eine verkleinerte zentrale Bücherei würde im Stadthaus oder Dalberghaus verbleiben. Die Zweigstellen in den Stadtteilen machen beispielsweise Schülern einen Besuch einfacher und schneller. Veranstaltungen könnte man abwechselnd in den Zweigstellen durchführen.
Das begrünte große Parkhaus in N2 würde weiter für Besucher der Innenstadt verfügbar sein. So würde man Geld sparen und könnte mehr Personal für Fortbildungen einstellen. Weiterhin wäre dieses Vorgehen umweltschonender: Kein Abbruch des Parkhauses N2, kürzere Wege für Besucher der Büchereien sowie kein Neubau der Stadtbücherei mit unabsehbar hohen Baukosten von aktuell 74 Millionen!
Was hier ernsthaft geplant und dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt wird, macht sprachlos. Schilda lässt grüßen! Um eine neue Bibliothek für sage und schreibe rund 74,5 Millionen zu bauen, will man ein bestehendes, sogar begrüntes Parkhaus mit 485 Plätzen abreißen, um dort zu bauen. Geht’s noch, möchte man die Stadtverwaltung fragen? Haben wir Geld und Parkraum im Überfluss oder ist das auch eine Maßnahme, um das Auto aus der Stadt zu verbannen? Und wohin sollen die Mieter der Dauerparkplätze künftig ihr Auto stellen? Selbst wenn sie auf Lastenfahrräder umsteigen, gäbe es ein neues Park bzw. Stellplatzproblem. Ganz davon abgesehen, dass auch E-Autos Parkplätze brauchen.
Zu den 74,5 Millionen kann man gut noch 8 Millionen für „Unvorhergesehenes“ dazu rechnen. Plus Grundstückentschädigung für die Parkhausbetriebe rund 10 Millionen. Plus Kosten für den Abriss eines intakten Parkhauses mindestens 5 Millionen plus Umzugskosten der Bücherei, wird man am Ende bei 100 Millionen Euro liegen. Der Wegfall der 485 Stellplätze beschert zudem einen kräftigen jährlichen Verlust. Und das alles, um Bücher und Digitales in möglichst komfortablen Räumen anzubieten, in einer Zeit, wo das Lesen von Büchern für sehr viele Menschen nicht mehr interessant ist, auch wenn es nichts kostet.
Und diejenigen, die es bisher nutzen, in immerhin 15 bestehenden Einrichtungen der Stadt, sind und werden nicht in Lesestreik treten, nur weil die Räumlichkeiten nicht optimal in einem Gebäude untergebracht sind. Wer kostenlos oder gegen geringe Gebühren eine städtische Einrichtung nutzen kann, dem ist durchaus der Weg in zwei nahe beinander liegende Gebäude zuzumuten. In Zeiten, wo der Kommune an allen Ecken die Gelder fehlen, um dringende Sanierungen in Schulen, desolate Straßen und vieles mehr fehlen, sollte niemand über solche Investitionen wie hier, nachdenken.
Ein wenig wird man an Schilda erinnert. Es wird gespart und wie! Der Neubau soll ohne Tiefgarage errichtet werden. Damit wird der Neubau lediglich 5 Millionen billiger. Man lässt aber 500 Tiefgaragenstellplätze ersatzlos wegfallen und begründet das mit Leerstand in Innenstadtparkhäusern. Was ein schwaches Argument. Die Parkplätze benötigen wir dringend, um wieder größere Käuferschichten aus dem Umland nach Mannheim zu locken.
Die Besucherfrequenz des neuen Prunkbaues wird deutlich zurückgehen, wenn keine Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Umbau des Stadthauses für unter 74 Millionen nicht möglich sei. Hier sollte man dringend nachprüfen, eventuell mit einem neuen Gutachten.
Dann könnten die Parkplätze einschließlich der grünen Fassade erhalten werden und das ungeliebte Stadthaus hätte endlich eine wichtige Funktion. Das wäre doch mal ein Schritt in die richtige Richtung, ohne das Auto durch die Hintertür aus der Innenstadt auszusperren und entgegen aller Beteuerungen, die Innenstadt immer weiter zu versiegeln.
Bis heute verstehe ich nicht, warum um alles in der Welt das Stadthaus nicht geeignet sein soll, die gesamte Bibliothek zu beherbergen? Ich bin keine Architektin, aber wenn ich sehe, welche fantastischen Umbauten alter Gebäude entwickelt werden, wie zum Beispiel bei alten Bauernhöfen oder Fabrikgebäuden, die in modernste Wohn- oder Funktionsgebäude umgewandelt werden, so könnte ich mir auch vorstellen, dass ein Mannheimer Stadthaus ganz innovativ zu einer modernen Bibliothek mutieren könnte. Das Argument, dass die Bücherei technisch (hoch)modernisiert gehört, greift doch genauso für einen Um- wie einen Neubau. Bei allen Diskussionen bleiben bisher so viele zusätzliche Fragen unbeantwortet: Wie sieht der konkrete Nutzungsplan nach einem Bibliothek-Neubau denn dann fürs Stadthaus aus? Da ist doch dann auch wieder ein Umbau fällig. Was passiert danach mit dem Dalberghaus? Was geschieht eigentlich mit den Bücherei-Außenstellen? Sind deren technische Anpassungen überhaupt schon in die Planung einbezogen?
Ganz schräg wird es jedoch beim Vorhaben, das N 2-Parkhaus für einen überteuerten Büchereineubau abzureißen. Ich bin wirklich kein Fürsprecher für Parkhausgebäude, aber hier liegt doch eine Besonderheit Mannheims vor. Erstens steht es zentral in der Innenstadt und verhindert aufgrund seiner hervorragenden Lage tagtäglich ein ewig langes umweltschädliches Parkplatzsuchen hunderter umherirrender Autofahrer, die unbeirrbar meinen, die Innenstadt nur vollmotorisiert aufsuchen zu können. Und das soll nun ersatzlos gestrichen werden?
Zweitens – und das ist aus meiner Sicht nur krank – soll tatsächlich diese einzigartige begrünte Fassade des Parkhauses aus unserer sowieso schon kargen, versiegelten und dicht bebauten Innenstadt verschwinden. Wo bleibt hier der Vogelschutz? Entgegen der engagierten Diskussion um Vogelschutz auf dem Spinelli-Gelände, wo sich die Haubenlerchen bisher (leider) noch nicht eingenistet haben, sind hier in der Innenstadt in dem Fassadengrün bereits hunderte Vögel zuhause. Die werden also einfach „enteignet“? Muss ich das verstehen? Nein, das kann ich nicht! Der Gedanke tut richtig weh! Es braucht noch viel Mut in der Mannheimer Verwaltung, in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht nur „Wasser zu predigen“…
Info: Originalartikel unter https://t1p.de/uoh09