Die 55. Sicherheitskonferenz ist im Grunde eine Veranstaltung, welche die ganze Tragik der internationalen Politik der letzten Jahre wie in einem Brennglas widerspiegelt. Der Ost-West-Konflikt, der jahrzehntelang die Welt teilte, Unsummen an Geld für die Rüstung verschlang und die Menschen in Angst und Schrecken hielt, ist wieder da. Statt sich um all die anderen Konflikte und Probleme in der Welt zu kümmern und die globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Artensterben anzugehen, steht die Welt offensichtlich vor einem neuen sinnlosen Rüstungswettlauf.
Deshalb spannte der Leiter Wolfgang Ischinger zum Auftakt auch ganz bewusst die Verteidigungsminister aus Deutschland und Großbritannien zusammen. Die beteuerten, dass der bevorstehende Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU praktisch nichts mit der Nato zu tun habe. Doch dass man das so oft betonen musste, zeigte, dass es daran doch Zweifel gibt. Ist die Nato dank des rüden Weckrufs der Trump-Administration und neuer russischer Aggressivität gleichwohl stärker als vor zwei Jahren, wie der republikanische US-Senator Lindsey Graham behauptete?
Politisch bleiben arge Zweifel, die auch Trumps Gefolgsmann nicht zerstreuen konnte. Der US-Präsident kann mit dem Nato-Multilateralismus nach wie vor wenig anfangen. Ob Treffen wie jenes in München noch der Vernunft eine Chance geben und etwas von der „Friedensdividende“ der 1990er Jahre retten können, ist fraglich.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Zweifel an Nato-Treue
Ralf Müller bezweifelt, dass Treffen wie die Münchner Sicherheitskonferenz den wieder begonnenen Rüstungswettlauf stoppen können