Verzogen hat sich die palästinensische Empörung über US-Präsident Donald Trump noch nicht, der Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannte, ohne ein Wort über den besetzten arabischen Ostteil zu verlieren. Aber nach dritter Intifada sieht es nicht aus. Die Proteste sind über das Wochenende abgeflaut. Jugendliche schleuderten Steine gegen israelische Armeeposten, während die PLO-Fraktionen sich mit Aufmärschen innerhalb Gazas und der Autonomiestädte im Westjordanland begnügten.
Die Gefahr neuer Attacken, begangen von „einsamen Wölfen“, ist zwar nicht gebannt, wie die Messerattacke eines Palästinensers auf einen israelischen Wachmann gestern in Jerusalem zeigte. Aber die politische Führung von Mahmud Abbas hat kein Interesse an einer Eskalation. Viel wichtiger ist ihr, dass die Arabische Liga und auch die meisten Mitglieder im UN-Sicherheitsrat unumwunden Trumps Alleingang in der Jerusalem-Frage als Verstoß gegen das Völkerrecht kritisierten.
Der US-Präsident scheint die internationalen Reaktionen auf seine kontroverse Entscheidung unterschätzt zu haben. Selten standen die Vereinigten Staaten in der Welt so isoliert da. Am Ende könnten sogar die Palästinenser, die wieder diplomatischen Rückhalt spüren, gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Doch ihr Ziel eines eigenen Staates braucht eine Verhandlungslösung. Trump hat mit diesem „ultimativen Deal“ kokettiert, aber sich als Vermittler nun disqualifiziert.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Unterschätzt
Inge Günther stellt fest: Durch die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt von Israel stehen die USA so isoliert da wie nie zuvor